Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.eine von ihm herrührende Bezeichnung, unter der er, namentlich in Gebirgsgegenden, Regen und Thau verstehe, möge sich, hinsichtlich seiner Nährkraft, streiten lassen, aber was Fluß- und Quell- oder gar Teich- und Seewasser angehe, so sei dasselbe seiner Natur nach ein Infusum, ein Aufguß, sozusagen Erd-Thee, drin sich, verdünnt oder auch concentriert, der Nahrstoff aus hunderttausend Wurzeln befinde. Gott sei Dank werde man Ende September, in Wiesbaden, in der Lage sein, der Frage näher zu rücken und endgültige Beschlüsse zu fassen. Die letzten Worte, von lebhaften Gestikulationen begleitet, wurden schon auf dem Wagentritt gesprochen und kaum daß wir saßen und unsere Hüte noch einmal zum Abschied gelüftet hatten, als auch die Pferde bereits anzogen und uns vom Hof hinunter in das Dorf und gleich danach in die fruchtbare, mit Fabriken und Rübenfeldern überdeckte Landschaft hinaustrugen. "Eine prächtige Brise," sagte Onkel Dodo während ich gerade den Rockkragen in die Höhe klappte. Beinah gleichzeitig mit uns, fuhr, von der andern Seite her, der Zug in den Bahnhof ein und in dem Menschenknäuel und einer ächten Bahnhofs- eine von ihm herrührende Bezeichnung, unter der er, namentlich in Gebirgsgegenden, Regen und Thau verstehe, möge sich, hinsichtlich seiner Nährkraft, streiten lassen, aber was Fluß- und Quell- oder gar Teich- und Seewasser angehe, so sei dasselbe seiner Natur nach ein Infusum, ein Aufguß, sozusagen Erd-Thee, drin sich, verdünnt oder auch concentriert, der Nahrstoff aus hunderttausend Wurzeln befinde. Gott sei Dank werde man Ende September, in Wiesbaden, in der Lage sein, der Frage näher zu rücken und endgültige Beschlüsse zu fassen. Die letzten Worte, von lebhaften Gestikulationen begleitet, wurden schon auf dem Wagentritt gesprochen und kaum daß wir saßen und unsere Hüte noch einmal zum Abschied gelüftet hatten, als auch die Pferde bereits anzogen und uns vom Hof hinunter in das Dorf und gleich danach in die fruchtbare, mit Fabriken und Rübenfeldern überdeckte Landschaft hinaustrugen. „Eine prächtige Brise,“ sagte Onkel Dodo während ich gerade den Rockkragen in die Höhe klappte. Beinah gleichzeitig mit uns, fuhr, von der andern Seite her, der Zug in den Bahnhof ein und in dem Menschenknäuel und einer ächten Bahnhofs- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="125"/> eine von ihm herrührende Bezeichnung, unter der er, namentlich in Gebirgsgegenden, Regen und Thau verstehe, möge sich, hinsichtlich seiner Nährkraft, streiten lassen, aber was Fluß- und Quell- oder gar Teich- und Seewasser angehe, so sei dasselbe seiner Natur nach ein <hi rendition="#g">Infusum</hi>, ein Aufguß, sozusagen <hi rendition="#g">Erd-</hi>Thee, drin sich, verdünnt oder auch concentriert, der Nahrstoff aus hunderttausend Wurzeln befinde. Gott sei Dank werde man Ende September, in Wiesbaden, in der Lage sein, der Frage näher zu rücken und endgültige Beschlüsse zu fassen.</p><lb/> <p>Die letzten Worte, von lebhaften Gestikulationen begleitet, wurden schon auf dem Wagentritt gesprochen und kaum daß wir saßen und unsere Hüte noch einmal zum Abschied gelüftet hatten, als auch die Pferde bereits anzogen und uns vom Hof hinunter in das Dorf und gleich danach in die fruchtbare, mit Fabriken und Rübenfeldern überdeckte Landschaft hinaustrugen.</p><lb/> <p>„Eine prächtige Brise,“ sagte Onkel Dodo während ich gerade den Rockkragen in die Höhe klappte.</p><lb/> <p>Beinah gleichzeitig mit uns, fuhr, von der andern Seite her, der Zug in den Bahnhof ein und in dem Menschenknäuel und einer ächten Bahnhofs- </p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0127]
eine von ihm herrührende Bezeichnung, unter der er, namentlich in Gebirgsgegenden, Regen und Thau verstehe, möge sich, hinsichtlich seiner Nährkraft, streiten lassen, aber was Fluß- und Quell- oder gar Teich- und Seewasser angehe, so sei dasselbe seiner Natur nach ein Infusum, ein Aufguß, sozusagen Erd-Thee, drin sich, verdünnt oder auch concentriert, der Nahrstoff aus hunderttausend Wurzeln befinde. Gott sei Dank werde man Ende September, in Wiesbaden, in der Lage sein, der Frage näher zu rücken und endgültige Beschlüsse zu fassen.
Die letzten Worte, von lebhaften Gestikulationen begleitet, wurden schon auf dem Wagentritt gesprochen und kaum daß wir saßen und unsere Hüte noch einmal zum Abschied gelüftet hatten, als auch die Pferde bereits anzogen und uns vom Hof hinunter in das Dorf und gleich danach in die fruchtbare, mit Fabriken und Rübenfeldern überdeckte Landschaft hinaustrugen.
„Eine prächtige Brise,“ sagte Onkel Dodo während ich gerade den Rockkragen in die Höhe klappte.
Beinah gleichzeitig mit uns, fuhr, von der andern Seite her, der Zug in den Bahnhof ein und in dem Menschenknäuel und einer ächten Bahnhofs-
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-01-22T15:28:28Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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