Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.anzog und dadurch andeutete, daß er mich begleiten wolle. Mein nicht geringer Schrecken wurde nur durch das Komische seiner Erscheinung einigermaßen wieder ausgeglichen. Er hatte nämlich, Tags vorher, seinen breitkrämpigen Strohhut verloren und sich in Folge davon unter Ottos Vorrat eine höchst merkwürdige Kopfbedeckung ausgesucht, die, gerade Mode, zwischen Bienenkorb und Feuerwehrhelm die Mitte hielt und mit der alten Krämpentradition ein für allemal gebrochen zu haben schien. Ich wollt' ihn darauf hin ansprechen, er aber, mit jener Hast und Quickheit, der meine Langsamkeit nicht annähernd gewachsen war, überholte mich und teilte mir in abwechselnd kurzen und dann wieder weit ausgeführten Sätzen mit, daß er vor dreizehn Minuten ein Telegramm erhalten habe, wonach, gegen Erwarten, morgen schon der Delegiertentag der "Turner und Hygienisten von Ober- und Nieder-Barnim" abgehalten werden solle. Natürlich in Eberswalde. Da dürfe er nicht fehlen, und zwar um so weniger, als, unter Anlehnung an den Doktor Tanner'schen Fall, die Frage nach der Nahrungsfähigkeit des Wassers in einer Comite-Sitzung zur Erörterung kommen solle. Für ihn persönlich stehe die Sache fest und bedürfe nur noch gewisser Einschränkungen. Ueber sogenanntes "Himmelswasser," anzog und dadurch andeutete, daß er mich begleiten wolle. Mein nicht geringer Schrecken wurde nur durch das Komische seiner Erscheinung einigermaßen wieder ausgeglichen. Er hatte nämlich, Tags vorher, seinen breitkrämpigen Strohhut verloren und sich in Folge davon unter Ottos Vorrat eine höchst merkwürdige Kopfbedeckung ausgesucht, die, gerade Mode, zwischen Bienenkorb und Feuerwehrhelm die Mitte hielt und mit der alten Krämpentradition ein für allemal gebrochen zu haben schien. Ich wollt’ ihn darauf hin ansprechen, er aber, mit jener Hast und Quickheit, der meine Langsamkeit nicht annähernd gewachsen war, überholte mich und teilte mir in abwechselnd kurzen und dann wieder weit ausgeführten Sätzen mit, daß er vor dreizehn Minuten ein Telegramm erhalten habe, wonach, gegen Erwarten, morgen schon der Delegiertentag der „Turner und Hygienisten von Ober- und Nieder-Barnim“ abgehalten werden solle. Natürlich in Eberswalde. Da dürfe er nicht fehlen, und zwar um so weniger, als, unter Anlehnung an den Doktor Tanner’schen Fall, die Frage nach der Nahrungsfähigkeit des Wassers in einer Comité-Sitzung zur Erörterung kommen solle. Für ihn persönlich stehe die Sache fest und bedürfe nur noch gewisser Einschränkungen. Ueber sogenanntes „Himmelswasser,“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="124"/> anzog und dadurch andeutete, daß er mich begleiten wolle. Mein nicht geringer Schrecken wurde nur durch das Komische seiner Erscheinung einigermaßen wieder ausgeglichen. Er hatte nämlich, Tags vorher, seinen breitkrämpigen Strohhut verloren und sich in Folge davon unter Ottos Vorrat eine höchst merkwürdige Kopfbedeckung ausgesucht, die, gerade Mode, zwischen Bienenkorb und Feuerwehrhelm die Mitte hielt und mit der alten Krämpentradition ein für allemal gebrochen zu haben schien. Ich wollt’ ihn darauf hin ansprechen, er aber, mit jener Hast und Quickheit, der meine Langsamkeit nicht annähernd gewachsen war, überholte mich und teilte mir in abwechselnd kurzen und dann wieder weit ausgeführten Sätzen mit, daß er vor dreizehn Minuten ein Telegramm erhalten habe, wonach, gegen Erwarten, <hi rendition="#g">morgen</hi> schon der Delegiertentag der „Turner und Hygienisten von Ober- und Nieder-Barnim“ abgehalten werden solle. Natürlich in Eberswalde. Da dürfe er nicht fehlen, und zwar um so weniger, als, unter Anlehnung an den Doktor Tanner’schen Fall, die Frage nach der Nahrungsfähigkeit des Wassers in einer Comité-Sitzung zur Erörterung kommen solle. Für ihn persönlich stehe die Sache fest und bedürfe nur noch gewisser Einschränkungen. Ueber sogenanntes „Himmelswasser,“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0126]
anzog und dadurch andeutete, daß er mich begleiten wolle. Mein nicht geringer Schrecken wurde nur durch das Komische seiner Erscheinung einigermaßen wieder ausgeglichen. Er hatte nämlich, Tags vorher, seinen breitkrämpigen Strohhut verloren und sich in Folge davon unter Ottos Vorrat eine höchst merkwürdige Kopfbedeckung ausgesucht, die, gerade Mode, zwischen Bienenkorb und Feuerwehrhelm die Mitte hielt und mit der alten Krämpentradition ein für allemal gebrochen zu haben schien. Ich wollt’ ihn darauf hin ansprechen, er aber, mit jener Hast und Quickheit, der meine Langsamkeit nicht annähernd gewachsen war, überholte mich und teilte mir in abwechselnd kurzen und dann wieder weit ausgeführten Sätzen mit, daß er vor dreizehn Minuten ein Telegramm erhalten habe, wonach, gegen Erwarten, morgen schon der Delegiertentag der „Turner und Hygienisten von Ober- und Nieder-Barnim“ abgehalten werden solle. Natürlich in Eberswalde. Da dürfe er nicht fehlen, und zwar um so weniger, als, unter Anlehnung an den Doktor Tanner’schen Fall, die Frage nach der Nahrungsfähigkeit des Wassers in einer Comité-Sitzung zur Erörterung kommen solle. Für ihn persönlich stehe die Sache fest und bedürfe nur noch gewisser Einschränkungen. Ueber sogenanntes „Himmelswasser,“
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/126>, abgerufen am 25.07.2024. |