Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Lachen! Und so viel ist gewiß, wenn ich einen herzlich lachen höre, so möcht ich ihm immer ,zur Gesundheit' zurufen. Ja, Doktor, gratulor. Sie sind jetzt wirklich Rekonvalescent und ich biete jede Wette, daß ich in acht Tagen Staat mit Ihnen mache. Denn Sie haben auch die Tugend, gehorsam zu sein." Ich wollte mich dagegen verwahren, er schnitt mir aber die Gelegenheit dazu nicht nur durch eine Handbewegung, sondern auch durch ein lauteres Sprechen seinerseits ab und fuhr fort: "Also das Programm. Unser Sechs-Uhr-Bad haben wir versäumt und ein Bad unmittelbar nach dem Frühstück geht nicht. So geb' ich Sie denn bis neun Uhr frei. Sie sehn, ich bin nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen. Auch weiß ich recht gut, ein Mann wie Sie, will sich mal sammeln oder einen Brief schreiben. Nicht wahr? Ich seh's Ihnen an, daß Sie viel Briefe schreiben, eine schreckliche Angewohnheit und wer sie mal hat, wird sie nicht wieder los. Also bis neun. Und um neun gehen wir eine Stunde spazieren, halten uns an dem Inslebener See hin und nehmen das versäumte Frühbad nach ... Sie schwimmen doch?" Ich schüttelte den Kopf. "Ei, ei. Aber es thut nichts, und wenn etwas Lachen! Und so viel ist gewiß, wenn ich einen herzlich lachen höre, so möcht ich ihm immer ‚zur Gesundheit‘ zurufen. Ja, Doktor, gratulor. Sie sind jetzt wirklich Rekonvalescent und ich biete jede Wette, daß ich in acht Tagen Staat mit Ihnen mache. Denn Sie haben auch die Tugend, gehorsam zu sein.“ Ich wollte mich dagegen verwahren, er schnitt mir aber die Gelegenheit dazu nicht nur durch eine Handbewegung, sondern auch durch ein lauteres Sprechen seinerseits ab und fuhr fort: „Also das Programm. Unser Sechs-Uhr-Bad haben wir versäumt und ein Bad unmittelbar nach dem Frühstück geht nicht. So geb’ ich Sie denn bis neun Uhr frei. Sie sehn, ich bin nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen. Auch weiß ich recht gut, ein Mann wie Sie, will sich mal sammeln oder einen Brief schreiben. Nicht wahr? Ich seh’s Ihnen an, daß Sie viel Briefe schreiben, eine schreckliche Angewohnheit und wer sie mal hat, wird sie nicht wieder los. Also bis neun. Und um neun gehen wir eine Stunde spazieren, halten uns an dem Inslebener See hin und nehmen das versäumte Frühbad nach … Sie schwimmen doch?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ei, ei. Aber es thut nichts, und wenn etwas <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0111" n="109"/> Lachen! Und so viel ist gewiß, wenn ich einen herzlich lachen höre, so möcht ich ihm immer ‚zur Gesundheit‘ zurufen. Ja, Doktor, gratulor. Sie sind jetzt wirklich Rekonvalescent und ich biete jede Wette, daß ich in acht Tagen Staat mit Ihnen mache. Denn Sie haben auch die Tugend, gehorsam zu sein.“</p><lb/> <p>Ich wollte mich dagegen verwahren, er schnitt mir aber die Gelegenheit dazu nicht nur durch eine Handbewegung, sondern auch durch ein lauteres Sprechen seinerseits ab und fuhr fort: „Also das Programm. Unser Sechs-Uhr-Bad haben wir versäumt und ein Bad unmittelbar nach dem Frühstück geht nicht. So geb’ ich Sie denn bis neun Uhr frei. Sie sehn, ich bin nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen. Auch weiß ich recht gut, ein Mann wie Sie, will sich mal sammeln oder einen Brief schreiben. Nicht wahr? Ich seh’s Ihnen an, daß Sie viel Briefe schreiben, eine schreckliche Angewohnheit und wer sie mal hat, wird sie nicht wieder los. Also bis neun. Und um neun gehen wir eine Stunde spazieren, halten uns an dem Inslebener See hin und nehmen das versäumte Frühbad nach … Sie schwimmen doch?“</p><lb/> <p>Ich schüttelte den Kopf.</p><lb/> <p>„Ei, ei. Aber es thut nichts, und wenn etwas </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0111]
Lachen! Und so viel ist gewiß, wenn ich einen herzlich lachen höre, so möcht ich ihm immer ‚zur Gesundheit‘ zurufen. Ja, Doktor, gratulor. Sie sind jetzt wirklich Rekonvalescent und ich biete jede Wette, daß ich in acht Tagen Staat mit Ihnen mache. Denn Sie haben auch die Tugend, gehorsam zu sein.“
Ich wollte mich dagegen verwahren, er schnitt mir aber die Gelegenheit dazu nicht nur durch eine Handbewegung, sondern auch durch ein lauteres Sprechen seinerseits ab und fuhr fort: „Also das Programm. Unser Sechs-Uhr-Bad haben wir versäumt und ein Bad unmittelbar nach dem Frühstück geht nicht. So geb’ ich Sie denn bis neun Uhr frei. Sie sehn, ich bin nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen. Auch weiß ich recht gut, ein Mann wie Sie, will sich mal sammeln oder einen Brief schreiben. Nicht wahr? Ich seh’s Ihnen an, daß Sie viel Briefe schreiben, eine schreckliche Angewohnheit und wer sie mal hat, wird sie nicht wieder los. Also bis neun. Und um neun gehen wir eine Stunde spazieren, halten uns an dem Inslebener See hin und nehmen das versäumte Frühbad nach … Sie schwimmen doch?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ei, ei. Aber es thut nichts, und wenn etwas
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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