Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.und hineingeklettert wird und unter jeder Tischdecke hockt einer und in jedem Kleiderschranke hat sich einer versteckt. Im übrigen schlief ich leidlich und war gleich nach sechs auf. Am Frühstückstische traf ich Onkel Dodo, der sich allerpersönlichst unter eine Flut von Vorwürfen stellte, und zwar darüber, daß er die schönste Tageszeit verschlafen habe. Als ich ihm erwiderte "es sei ja kaum sieben" überkam ihn wieder einer seiner großen Heiterkeitsanfälle, die jedesmal etwas Elementares hatten. "Erst sieben" prustete er heraus. "Auf dem Lande, ... drei Stunden nach Sonnenaufgang, ... und erst sieben." Endlich zur Ruhe gekommen, schlug er das zu seinem Frühstück gehörige rohe Ei mit der Spitze auf und sagte, während er es ziemlich geräuschvoll in einem Zuge austrank: "Freu' mich über Sie. Sie haben seit gestern Mittag ordentlich Farbe gekriegt und ich sag' Ihnen, noch drei Tage und Sie wundern sich über sich selbst und kommen sich, Pardon, selber höchst komisch vor, 'mal von Zug und Zäpfchen gesprochen zu haben. Ein entzündetes Zäpfchen. Kapital; wundervoll! Aber wenn geholfen werden soll, so muß System in die Sache kommen. Ich kann Sie nicht mit einem bißchen Cricket kurieren und auch nicht mit Hechtstechen. All das laß ich und hineingeklettert wird und unter jeder Tischdecke hockt einer und in jedem Kleiderschranke hat sich einer versteckt. Im übrigen schlief ich leidlich und war gleich nach sechs auf. Am Frühstückstische traf ich Onkel Dodo, der sich allerpersönlichst unter eine Flut von Vorwürfen stellte, und zwar darüber, daß er die schönste Tageszeit verschlafen habe. Als ich ihm erwiderte „es sei ja kaum sieben“ überkam ihn wieder einer seiner großen Heiterkeitsanfälle, die jedesmal etwas Elementares hatten. „Erst sieben“ prustete er heraus. „Auf dem Lande, … drei Stunden nach Sonnenaufgang, … und erst sieben.“ Endlich zur Ruhe gekommen, schlug er das zu seinem Frühstück gehörige rohe Ei mit der Spitze auf und sagte, während er es ziemlich geräuschvoll in einem Zuge austrank: „Freu’ mich über Sie. Sie haben seit gestern Mittag ordentlich Farbe gekriegt und ich sag’ Ihnen, noch drei Tage und Sie wundern sich über sich selbst und kommen sich, Pardon, selber höchst komisch vor, ’mal von Zug und Zäpfchen gesprochen zu haben. Ein entzündetes Zäpfchen. Kapital; wundervoll! Aber wenn geholfen werden soll, so muß System in die Sache kommen. Ich kann Sie nicht mit einem bißchen Cricket kurieren und auch nicht mit Hechtstechen. All das laß ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="107"/> und hineingeklettert wird und unter jeder Tischdecke hockt einer und in jedem Kleiderschranke hat sich einer versteckt.</p><lb/> <p>Im übrigen schlief ich leidlich und war gleich nach sechs auf. Am Frühstückstische traf ich Onkel Dodo, der sich allerpersönlichst unter eine Flut von Vorwürfen stellte, und zwar darüber, daß er die schönste Tageszeit verschlafen habe. Als ich ihm erwiderte „es sei ja kaum sieben“ überkam ihn wieder einer seiner großen Heiterkeitsanfälle, die jedesmal etwas Elementares hatten. „Erst sieben“ prustete er heraus. „Auf dem Lande, … drei Stunden nach Sonnenaufgang, … und <hi rendition="#g">erst</hi> sieben.“ Endlich zur Ruhe gekommen, schlug er das zu seinem Frühstück gehörige rohe Ei mit der Spitze auf und sagte, während er es ziemlich geräuschvoll in einem Zuge austrank: „Freu’ mich über Sie. Sie haben seit gestern Mittag ordentlich Farbe gekriegt und ich sag’ Ihnen, noch drei Tage und Sie wundern sich über sich selbst und kommen sich, Pardon, selber höchst komisch vor, ’mal von Zug und Zäpfchen gesprochen zu haben. Ein entzündetes Zäpfchen. Kapital; wundervoll! Aber wenn geholfen werden soll, so muß System in die Sache kommen. Ich kann Sie nicht mit einem bißchen Cricket kurieren und auch nicht mit Hechtstechen. All das laß ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0109]
und hineingeklettert wird und unter jeder Tischdecke hockt einer und in jedem Kleiderschranke hat sich einer versteckt.
Im übrigen schlief ich leidlich und war gleich nach sechs auf. Am Frühstückstische traf ich Onkel Dodo, der sich allerpersönlichst unter eine Flut von Vorwürfen stellte, und zwar darüber, daß er die schönste Tageszeit verschlafen habe. Als ich ihm erwiderte „es sei ja kaum sieben“ überkam ihn wieder einer seiner großen Heiterkeitsanfälle, die jedesmal etwas Elementares hatten. „Erst sieben“ prustete er heraus. „Auf dem Lande, … drei Stunden nach Sonnenaufgang, … und erst sieben.“ Endlich zur Ruhe gekommen, schlug er das zu seinem Frühstück gehörige rohe Ei mit der Spitze auf und sagte, während er es ziemlich geräuschvoll in einem Zuge austrank: „Freu’ mich über Sie. Sie haben seit gestern Mittag ordentlich Farbe gekriegt und ich sag’ Ihnen, noch drei Tage und Sie wundern sich über sich selbst und kommen sich, Pardon, selber höchst komisch vor, ’mal von Zug und Zäpfchen gesprochen zu haben. Ein entzündetes Zäpfchen. Kapital; wundervoll! Aber wenn geholfen werden soll, so muß System in die Sache kommen. Ich kann Sie nicht mit einem bißchen Cricket kurieren und auch nicht mit Hechtstechen. All das laß ich
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/109>, abgerufen am 04.07.2024. |