Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

Und nachdem auf diese Weise alles geordnet war, räumte man den Kaffeetisch ab und begab sich in das Hinterzimmer, um da für die noch ausstehenden Besuche die nötige Toilette zu machen.



Alle drei Schwestern verließen gleichzeitig die Wohnung, um vom botanischen Garten aus die Pferdebahn zu benutzen, deren "Zonentarif" sie sehr genau kannten. Die alte Majorin, als alles ausgeflogen, ging nun auch ihrerseits an ihre "Restituierung" und war kaum damit fertig, als sie draußen auf dem Vorflur ein ziemlich lautes und gemütliches Sprechen hörte, das keinen Zweifel darüber ließ, daß der Schwagergeneral gekommen sein müsse.

"Guten Morgen, Albertine. Verzeih, daß ich etwas früh komme, aber, wie ich sehe, doch nicht zu früh. Alles schon blink und blank, alles schon in full dress, wenn man dies von einer Dame sagen kann; ,full dress' ist nämlich eigentlich wohl männlich und heißt glaub' ich so viel wie Frack oder Schniepel. Früher sagte man Schniepel."

"Ach, Eberhard, du meinst es gut und hast immer ein freundliches Wort und siehst es auch gleich, daß ich mir meine Staatshaube mit einem

Und nachdem auf diese Weise alles geordnet war, räumte man den Kaffeetisch ab und begab sich in das Hinterzimmer, um da für die noch ausstehenden Besuche die nötige Toilette zu machen.



Alle drei Schwestern verließen gleichzeitig die Wohnung, um vom botanischen Garten aus die Pferdebahn zu benutzen, deren „Zonentarif“ sie sehr genau kannten. Die alte Majorin, als alles ausgeflogen, ging nun auch ihrerseits an ihre „Restituierung“ und war kaum damit fertig, als sie draußen auf dem Vorflur ein ziemlich lautes und gemütliches Sprechen hörte, das keinen Zweifel darüber ließ, daß der Schwagergeneral gekommen sein müsse.

„Guten Morgen, Albertine. Verzeih, daß ich etwas früh komme, aber, wie ich sehe, doch nicht zu früh. Alles schon blink und blank, alles schon in full dress, wenn man dies von einer Dame sagen kann; ‚full dress‘ ist nämlich eigentlich wohl männlich und heißt glaub’ ich so viel wie Frack oder Schniepel. Früher sagte man Schniepel.“

„Ach, Eberhard, du meinst es gut und hast immer ein freundliches Wort und siehst es auch gleich, daß ich mir meine Staatshaube mit einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0106" n="99"/>
        <p>Und nachdem auf diese Weise alles geordnet war, räumte man den Kaffeetisch ab und                      begab sich in das Hinterzimmer, um da für die noch ausstehenden Besuche die                      nötige Toilette zu machen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Alle drei Schwestern verließen gleichzeitig die Wohnung, um vom botanischen                      Garten aus die Pferdebahn zu benutzen, deren &#x201E;Zonentarif&#x201C; sie sehr genau                      kannten. Die alte Majorin, als alles ausgeflogen, ging nun auch ihrerseits an                      ihre &#x201E;Restituierung&#x201C; und war kaum damit fertig, als sie draußen auf dem Vorflur                      ein ziemlich lautes und gemütliches Sprechen hörte, das keinen Zweifel darüber                      ließ, daß der Schwagergeneral gekommen sein müsse.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Guten Morgen, Albertine. Verzeih, daß ich etwas früh komme, aber, wie ich sehe,                      doch nicht zu früh. Alles schon blink und blank, alles schon in full dress, wenn                      man dies von einer Dame sagen kann; &#x201A;full dress&#x2018; ist nämlich eigentlich wohl                      männlich und heißt glaub&#x2019; ich so viel wie Frack oder Schniepel. Früher sagte man                      Schniepel.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach, Eberhard, du meinst es gut und hast immer ein freundliches Wort und siehst                      es auch gleich, daß ich mir meine Staatshaube mit einem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0106] Und nachdem auf diese Weise alles geordnet war, räumte man den Kaffeetisch ab und begab sich in das Hinterzimmer, um da für die noch ausstehenden Besuche die nötige Toilette zu machen. Alle drei Schwestern verließen gleichzeitig die Wohnung, um vom botanischen Garten aus die Pferdebahn zu benutzen, deren „Zonentarif“ sie sehr genau kannten. Die alte Majorin, als alles ausgeflogen, ging nun auch ihrerseits an ihre „Restituierung“ und war kaum damit fertig, als sie draußen auf dem Vorflur ein ziemlich lautes und gemütliches Sprechen hörte, das keinen Zweifel darüber ließ, daß der Schwagergeneral gekommen sein müsse. „Guten Morgen, Albertine. Verzeih, daß ich etwas früh komme, aber, wie ich sehe, doch nicht zu früh. Alles schon blink und blank, alles schon in full dress, wenn man dies von einer Dame sagen kann; ‚full dress‘ ist nämlich eigentlich wohl männlich und heißt glaub’ ich so viel wie Frack oder Schniepel. Früher sagte man Schniepel.“ „Ach, Eberhard, du meinst es gut und hast immer ein freundliches Wort und siehst es auch gleich, daß ich mir meine Staatshaube mit einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/106
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/106>, abgerufen am 23.11.2024.