Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

will ich ihn auch bitten, heute mittag mit uns fürlieb zu nehmen. Denn ich denke doch, daß er noch mit heran kommt. Was können wir ihm denn wohl vorsetzen? Du hast ja die Woche, Sophie; was meinst du?"

"Nun, ich meine: Weißbiersuppe mit Sago, die hat ihm das vorige Mal so gut geschmeckt. Und dann haben wir noch eine kleine Schüssel Teltower Rüben und können von der Spickgans aufschneiden."

"Das wird nicht gehen," sagte Therese. "Die Spickgans ist aus Adamsdorf, von der Tante."

"Thut nichts. Spickgänse kann man nicht unterscheiden. Und wenn er es merkt, ist es eigentlich eine kleine Aufmerksamkeit. Und als dritten Gang denk' ich mir dann Sahnenbaisers von Konditor Eschke drüben. Und dann Butterbrot und Käse."

Die Mutter, die das Ganze nur als eine symbolische Handlung ansah und sehr wohl wußte, daß der Onkel vorher gefrühstückt haben würde, war mit diesem Menü zufrieden und verlangte nur noch, daß die Töchter, die noch nachträgliche Neujahrsvisiten in der Stadt zu machen hatten, um spätestens zwei Uhr wieder zu Hause wären, weil es sonst zu spät würde. Bis dahin wollte sie den Onkel schon festhalten.

will ich ihn auch bitten, heute mittag mit uns fürlieb zu nehmen. Denn ich denke doch, daß er noch mit heran kommt. Was können wir ihm denn wohl vorsetzen? Du hast ja die Woche, Sophie; was meinst du?“

„Nun, ich meine: Weißbiersuppe mit Sago, die hat ihm das vorige Mal so gut geschmeckt. Und dann haben wir noch eine kleine Schüssel Teltower Rüben und können von der Spickgans aufschneiden.“

„Das wird nicht gehen,“ sagte Therese. „Die Spickgans ist aus Adamsdorf, von der Tante.“

„Thut nichts. Spickgänse kann man nicht unterscheiden. Und wenn er es merkt, ist es eigentlich eine kleine Aufmerksamkeit. Und als dritten Gang denk’ ich mir dann Sahnenbaisers von Konditor Eschke drüben. Und dann Butterbrot und Käse.“

Die Mutter, die das Ganze nur als eine symbolische Handlung ansah und sehr wohl wußte, daß der Onkel vorher gefrühstückt haben würde, war mit diesem Menü zufrieden und verlangte nur noch, daß die Töchter, die noch nachträgliche Neujahrsvisiten in der Stadt zu machen hatten, um spätestens zwei Uhr wieder zu Hause wären, weil es sonst zu spät würde. Bis dahin wollte sie den Onkel schon festhalten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0105" n="98"/>
will ich ihn auch bitten, heute mittag mit uns                      fürlieb zu nehmen. Denn ich denke doch, daß er noch mit heran kommt. Was können                      wir ihm denn wohl vorsetzen? Du hast ja die Woche, Sophie; was meinst du?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, ich meine: Weißbiersuppe mit Sago, die hat ihm das vorige Mal so gut                      geschmeckt. Und dann haben wir noch eine kleine Schüssel Teltower Rüben und                      können von der Spickgans aufschneiden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das wird nicht gehen,&#x201C; sagte Therese. &#x201E;Die Spickgans ist aus Adamsdorf, von der                      Tante.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Thut nichts. Spickgänse kann man nicht unterscheiden. Und wenn er es merkt, ist                      es eigentlich eine kleine Aufmerksamkeit. Und als dritten Gang denk&#x2019; ich mir                      dann Sahnenbaisers von Konditor Eschke drüben. Und dann Butterbrot und                      Käse.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Mutter, die das Ganze nur als eine symbolische Handlung ansah und sehr wohl                      wußte, daß der Onkel vorher gefrühstückt haben würde, war mit diesem Menü                      zufrieden und verlangte nur noch, daß die Töchter, die noch nachträgliche                      Neujahrsvisiten in der Stadt zu machen hatten, um spätestens zwei Uhr wieder zu                      Hause wären, weil es sonst zu spät würde. Bis dahin wollte sie den Onkel schon                      festhalten. </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0105] will ich ihn auch bitten, heute mittag mit uns fürlieb zu nehmen. Denn ich denke doch, daß er noch mit heran kommt. Was können wir ihm denn wohl vorsetzen? Du hast ja die Woche, Sophie; was meinst du?“ „Nun, ich meine: Weißbiersuppe mit Sago, die hat ihm das vorige Mal so gut geschmeckt. Und dann haben wir noch eine kleine Schüssel Teltower Rüben und können von der Spickgans aufschneiden.“ „Das wird nicht gehen,“ sagte Therese. „Die Spickgans ist aus Adamsdorf, von der Tante.“ „Thut nichts. Spickgänse kann man nicht unterscheiden. Und wenn er es merkt, ist es eigentlich eine kleine Aufmerksamkeit. Und als dritten Gang denk’ ich mir dann Sahnenbaisers von Konditor Eschke drüben. Und dann Butterbrot und Käse.“ Die Mutter, die das Ganze nur als eine symbolische Handlung ansah und sehr wohl wußte, daß der Onkel vorher gefrühstückt haben würde, war mit diesem Menü zufrieden und verlangte nur noch, daß die Töchter, die noch nachträgliche Neujahrsvisiten in der Stadt zu machen hatten, um spätestens zwei Uhr wieder zu Hause wären, weil es sonst zu spät würde. Bis dahin wollte sie den Onkel schon festhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/105
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/105>, abgerufen am 05.05.2024.