Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902."Ja, was heißt öffentlich? Wenn sie bei Bartensteins tanzen und ich spiele meine drei Tänze, weil es unfreundlich wäre, wenn ich ,nein' sagen wollte, dann ist es auch öffentlich. Sowie wir aus unsrer Stube heraus sind, sind wir in der Oeffentlichkeit und spielen unsre Rolle." "Gut, gut, Sophie. Du sollst recht haben; ich will es glauben. Aber der junge Klessentin. Was spielt er denn eigentlich? Jch habe doch noch nie von ihm gelesen." "Er hat immer nur ganz kleine Rollen und nannte auch ein paar. Aber, was einen trösten kann, er setzte gleich hinzu, das mache keinen rechten Unterschied und die kleinen Rollen, auf die käm' es mitunter auch an, gerade so gut wie auf die großen. Und alles was er sagte, klang so nett und so zufrieden und so voll guter Laune, daß Onkel Eberhard ganz eingenommen von ihm war und ihn beglückwünschte." "Ja, das glaub' ich. Der gute Onkel ist eine Seele von Mann und kann das Wichtigthun und das auf Stelzen gehen nicht leiden, und wenn einer sagt: ,ich bin fürs Kleine', der hat gleich sein Herz gewonnen. Er mag's nicht, wenn die Menschen sich aufblasen und so thun, als ob sie ohne Atlastapeten nicht leben könnten. Er ist für seine Person beinahe bedürfnislos und mit allem zufrieden, und deshalb „Ja, was heißt öffentlich? Wenn sie bei Bartensteins tanzen und ich spiele meine drei Tänze, weil es unfreundlich wäre, wenn ich ‚nein‘ sagen wollte, dann ist es auch öffentlich. Sowie wir aus unsrer Stube heraus sind, sind wir in der Oeffentlichkeit und spielen unsre Rolle.“ „Gut, gut, Sophie. Du sollst recht haben; ich will es glauben. Aber der junge Klessentin. Was spielt er denn eigentlich? Jch habe doch noch nie von ihm gelesen.“ „Er hat immer nur ganz kleine Rollen und nannte auch ein paar. Aber, was einen trösten kann, er setzte gleich hinzu, das mache keinen rechten Unterschied und die kleinen Rollen, auf die käm’ es mitunter auch an, gerade so gut wie auf die großen. Und alles was er sagte, klang so nett und so zufrieden und so voll guter Laune, daß Onkel Eberhard ganz eingenommen von ihm war und ihn beglückwünschte.“ „Ja, das glaub’ ich. Der gute Onkel ist eine Seele von Mann und kann das Wichtigthun und das auf Stelzen gehen nicht leiden, und wenn einer sagt: ‚ich bin fürs Kleine‘, der hat gleich sein Herz gewonnen. Er mag’s nicht, wenn die Menschen sich aufblasen und so thun, als ob sie ohne Atlastapeten nicht leben könnten. Er ist für seine Person beinahe bedürfnislos und mit allem zufrieden, und deshalb <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0104" n="97"/> <p>„Ja, was heißt öffentlich? Wenn sie bei Bartensteins tanzen und ich spiele meine drei Tänze, weil es <choice><sic>unfreuudlich</sic><corr>unfreundlich</corr></choice> wäre, wenn ich ‚nein‘ sagen wollte, dann ist es auch öffentlich. Sowie wir aus unsrer Stube heraus sind, sind wir in der Oeffentlichkeit und spielen unsre Rolle.“</p><lb/> <p>„Gut, gut, Sophie. Du sollst recht haben; ich will es glauben. Aber der junge Klessentin. Was spielt er denn eigentlich? Jch habe doch noch nie von ihm gelesen.“</p><lb/> <p>„Er hat immer nur ganz kleine Rollen und nannte auch ein paar. Aber, was einen trösten kann, er setzte gleich hinzu, das mache keinen rechten Unterschied und die kleinen Rollen, auf die käm’ es mitunter auch an, gerade so gut wie auf die großen. Und alles was er sagte, klang so nett und so zufrieden und so voll guter Laune, daß Onkel Eberhard ganz eingenommen von ihm war und ihn beglückwünschte.“</p><lb/> <p>„Ja, das glaub’ ich. Der gute Onkel ist eine Seele von Mann und kann das Wichtigthun und das auf Stelzen gehen nicht leiden, und wenn einer sagt: ‚ich bin fürs Kleine‘, der hat gleich sein Herz gewonnen. Er mag’s nicht, wenn die Menschen sich aufblasen und so thun, als ob sie ohne Atlastapeten nicht leben könnten. Er ist für seine Person beinahe bedürfnislos und mit allem zufrieden, und deshalb<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0104]
„Ja, was heißt öffentlich? Wenn sie bei Bartensteins tanzen und ich spiele meine drei Tänze, weil es unfreundlich wäre, wenn ich ‚nein‘ sagen wollte, dann ist es auch öffentlich. Sowie wir aus unsrer Stube heraus sind, sind wir in der Oeffentlichkeit und spielen unsre Rolle.“
„Gut, gut, Sophie. Du sollst recht haben; ich will es glauben. Aber der junge Klessentin. Was spielt er denn eigentlich? Jch habe doch noch nie von ihm gelesen.“
„Er hat immer nur ganz kleine Rollen und nannte auch ein paar. Aber, was einen trösten kann, er setzte gleich hinzu, das mache keinen rechten Unterschied und die kleinen Rollen, auf die käm’ es mitunter auch an, gerade so gut wie auf die großen. Und alles was er sagte, klang so nett und so zufrieden und so voll guter Laune, daß Onkel Eberhard ganz eingenommen von ihm war und ihn beglückwünschte.“
„Ja, das glaub’ ich. Der gute Onkel ist eine Seele von Mann und kann das Wichtigthun und das auf Stelzen gehen nicht leiden, und wenn einer sagt: ‚ich bin fürs Kleine‘, der hat gleich sein Herz gewonnen. Er mag’s nicht, wenn die Menschen sich aufblasen und so thun, als ob sie ohne Atlastapeten nicht leben könnten. Er ist für seine Person beinahe bedürfnislos und mit allem zufrieden, und deshalb
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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