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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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So ging die Plauderei noch eine Weile. Dann
verabschiedete man sich bei den liebenswürdigen
Wirthen und kam überein, bis zur Lützowplatzbrücke
zusammen zu bleiben. Hier aber theilte man sich
in zwei Parteien und während Balafre sammt
Wedell und Osten am Kanal hin weiter schlenderten,
gingen Pitt und Serge, die noch zu Kroll wollten
auf den Thiergarten zu.

"Reizendes Geschöpf, diese Käthe," sagte Serge.
"Rienäcker wirkt etwas prosaisch daneben und mit¬
unter sieht er so sauertöpfisch und neunmalweise
drein, als ob er die kleine Frau, die bei Lichte be¬
sehn eigentlich klüger ist als er, vor aller Welt
entschuldigen müsse."

Pitt schwieg.

"Und was sie nur in Schwalbach oder Schlan¬
genbad soll?" fuhr Serge fort. "Es hilft doch
nichts. Und wenn es hilft, ist es meist eine sehr
sonderbare Hilfe."

Pitt sah ihn von der Seite her an. "Ich finde,
Serge, Du russifizirst Dich immer mehr oder was
dasselbe sagen will, wächst Dich immer mehr in
Deinen Namen hinein."

"Immer noch nicht genug. Aber Scherz bei
Seite, Freund, eines ist Ernst in der Sache:
Rienäcker ärgert mich. Was hat er gegen die
reizende kleine Frau. Weißt Du's?"

So ging die Plauderei noch eine Weile. Dann
verabſchiedete man ſich bei den liebenswürdigen
Wirthen und kam überein, bis zur Lützowplatzbrücke
zuſammen zu bleiben. Hier aber theilte man ſich
in zwei Parteien und während Balafré ſammt
Wedell und Oſten am Kanal hin weiter ſchlenderten,
gingen Pitt und Serge, die noch zu Kroll wollten
auf den Thiergarten zu.

„Reizendes Geſchöpf, dieſe Käthe,“ ſagte Serge.
„Rienäcker wirkt etwas proſaiſch daneben und mit¬
unter ſieht er ſo ſauertöpfiſch und neunmalweiſe
drein, als ob er die kleine Frau, die bei Lichte be¬
ſehn eigentlich klüger iſt als er, vor aller Welt
entſchuldigen müſſe.“

Pitt ſchwieg.

„Und was ſie nur in Schwalbach oder Schlan¬
genbad ſoll?“ fuhr Serge fort. „Es hilft doch
nichts. Und wenn es hilft, iſt es meiſt eine ſehr
ſonderbare Hilfe.“

Pitt ſah ihn von der Seite her an. „Ich finde,
Serge, Du ruſſifizirſt Dich immer mehr oder was
daſſelbe ſagen will, wächſt Dich immer mehr in
Deinen Namen hinein.“

„Immer noch nicht genug. Aber Scherz bei
Seite, Freund, eines iſt Ernſt in der Sache:
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[204/0214] So ging die Plauderei noch eine Weile. Dann verabſchiedete man ſich bei den liebenswürdigen Wirthen und kam überein, bis zur Lützowplatzbrücke zuſammen zu bleiben. Hier aber theilte man ſich in zwei Parteien und während Balafré ſammt Wedell und Oſten am Kanal hin weiter ſchlenderten, gingen Pitt und Serge, die noch zu Kroll wollten auf den Thiergarten zu. „Reizendes Geſchöpf, dieſe Käthe,“ ſagte Serge. „Rienäcker wirkt etwas proſaiſch daneben und mit¬ unter ſieht er ſo ſauertöpfiſch und neunmalweiſe drein, als ob er die kleine Frau, die bei Lichte be¬ ſehn eigentlich klüger iſt als er, vor aller Welt entſchuldigen müſſe.“ Pitt ſchwieg. „Und was ſie nur in Schwalbach oder Schlan¬ genbad ſoll?“ fuhr Serge fort. „Es hilft doch nichts. Und wenn es hilft, iſt es meiſt eine ſehr ſonderbare Hilfe.“ Pitt ſah ihn von der Seite her an. „Ich finde, Serge, Du ruſſifizirſt Dich immer mehr oder was daſſelbe ſagen will, wächſt Dich immer mehr in Deinen Namen hinein.“ „Immer noch nicht genug. Aber Scherz bei Seite, Freund, eines iſt Ernſt in der Sache: Rienäcker ärgert mich. Was hat er gegen die reizende kleine Frau. Weißt Du's?“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/214>, abgerufen am 24.11.2024.