welchen Wein der Herr Baron, er gab ihm diesen Titel auf gut Glück hin, beföhle?
"Nun ich denke," sagte Botho, "zu dem delikaten Schlei paßt am besten ein Brauneberger oder sagen wir lieber ein Rüdesheimer und zum Zeichen, daß er gut ist, müssen Sie sich zu mir setzen und bei Ihrem eigenen Weine mein Gast sein."
Der Wirth verbeugte sich unter Lächeln und kam bald danach mit einer angestaubten Flasche zurück, während die Magd, eine hübsche Wendin in Fries¬ rock und schwarzem Kopftuch, auf einem Tablett die Gläser brachte.
"Nun lassen Sie sehn," sagte Botho. "Die Flasche verspricht alles mögliche Gute. Zu viel Staub und Spinnweb ist allemal verdächtig, aber diese hier. . . Ah, superbe. Das ist 70er, nicht wahr? Und nun lassen Sie uns anstoßen, ja auf was? Auf das Wohl von Hankels Ablage."
Der Wirth war augenscheinlich entzückt und Botho, der wohl sah, welchen guten Eindruck er machte, fuhr deshalb in dem ihm eigenen leichten und leutseligen Tone fort: "Ich find' es reizend hier und nur Eins läßt sich gegen Hankels Ablage sagen: der Name."
"Ja," bestätigte der Wirth, "der Name, der läßt viel zu wünschen übrig und ist eigentlich ein Mal¬ hör für uns. Und doch hat es seine Richtigkeit
welchen Wein der Herr Baron, er gab ihm dieſen Titel auf gut Glück hin, beföhle?
„Nun ich denke,“ ſagte Botho, „zu dem delikaten Schlei paßt am beſten ein Brauneberger oder ſagen wir lieber ein Rüdesheimer und zum Zeichen, daß er gut iſt, müſſen Sie ſich zu mir ſetzen und bei Ihrem eigenen Weine mein Gaſt ſein.“
Der Wirth verbeugte ſich unter Lächeln und kam bald danach mit einer angeſtaubten Flaſche zurück, während die Magd, eine hübſche Wendin in Fries¬ rock und ſchwarzem Kopftuch, auf einem Tablett die Gläſer brachte.
„Nun laſſen Sie ſehn,“ ſagte Botho. „Die Flaſche verſpricht alles mögliche Gute. Zu viel Staub und Spinnweb iſt allemal verdächtig, aber dieſe hier. . . Ah, ſuperbe. Das iſt 70er, nicht wahr? Und nun laſſen Sie uns anſtoßen, ja auf was? Auf das Wohl von Hankels Ablage.“
Der Wirth war augenſcheinlich entzückt und Botho, der wohl ſah, welchen guten Eindruck er machte, fuhr deshalb in dem ihm eigenen leichten und leutſeligen Tone fort: „Ich find' es reizend hier und nur Eins läßt ſich gegen Hankels Ablage ſagen: der Name.“
„Ja,“ beſtätigte der Wirth, „der Name, der läßt viel zu wünſchen übrig und iſt eigentlich ein Mal¬ hör für uns. Und doch hat es ſeine Richtigkeit
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welchen Wein der Herr Baron, er gab ihm dieſen
Titel auf gut Glück hin, beföhle?
„Nun ich denke,“ ſagte Botho, „zu dem delikaten
Schlei paßt am beſten ein Brauneberger oder
ſagen wir lieber ein Rüdesheimer und zum Zeichen,
daß er gut iſt, müſſen Sie ſich zu mir ſetzen und
bei Ihrem eigenen Weine mein Gaſt ſein.“
Der Wirth verbeugte ſich unter Lächeln und kam
bald danach mit einer angeſtaubten Flaſche zurück,
während die Magd, eine hübſche Wendin in Fries¬
rock und ſchwarzem Kopftuch, auf einem Tablett die
Gläſer brachte.
„Nun laſſen Sie ſehn,“ ſagte Botho. „Die
Flaſche verſpricht alles mögliche Gute. Zu viel
Staub und Spinnweb iſt allemal verdächtig, aber
dieſe hier. . . Ah, ſuperbe. Das iſt 70er, nicht
wahr? Und nun laſſen Sie uns anſtoßen, ja auf
was? Auf das Wohl von Hankels Ablage.“
Der Wirth war augenſcheinlich entzückt und
Botho, der wohl ſah, welchen guten Eindruck er
machte, fuhr deshalb in dem ihm eigenen leichten
und leutſeligen Tone fort: „Ich find' es reizend
hier und nur Eins läßt ſich gegen Hankels Ablage
ſagen: der Name.“
„Ja,“ beſtätigte der Wirth, „der Name, der läßt
viel zu wünſchen übrig und iſt eigentlich ein Mal¬
hör für uns. Und doch hat es ſeine Richtigkeit
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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