Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Drin wogt es noch; auf Klängen der Musik Schwebt nach wie vor der Glanz der Republik, Noch immer senken taktvoll sich und steigen Die Walzerpaare nach dem Strich der Geigen; Noch immer aus des Contre-Tanzes Touren Erblühen Arabesken und Figuren, Und immer noch, rasch wie Gewitterhusch, Braust der Galopp her im Orchestre-Tusch. Wohl! rings dasselbe Thun noch und Beginnen, Ich aber jetzt, mit nachtgeschärften Sinnen, Schau durch das Maskenwerk und seinen Schein, Tief in das Herz der Wirklichkeit hinein. Sieh Jenen dort: es frömmelt sein Gesicht, Mir sagt's sein Aug', daß er von "Tugend" spricht; Sieh, wie so süß er seiner Dame lächelt, Und Kühlung ihr mit seinen Blumen fächelt, Drin wogt es noch; auf Klängen der Muſik Schwebt nach wie vor der Glanz der Republik, Noch immer ſenken taktvoll ſich und ſteigen Die Walzerpaare nach dem Strich der Geigen; Noch immer aus des Contre-Tanzes Touren Erblühen Arabesken und Figuren, Und immer noch, raſch wie Gewitterhuſch, Brauſt der Galopp her im Orcheſtre-Tuſch. Wohl! rings daſſelbe Thun noch und Beginnen, Ich aber jetzt, mit nachtgeſchärften Sinnen, Schau durch das Maskenwerk und ſeinen Schein, Tief in das Herz der Wirklichkeit hinein. Sieh Jenen dort: es frömmelt ſein Geſicht, Mir ſagt’s ſein Aug’, daß er von „Tugend“ ſpricht; Sieh, wie ſo ſüß er ſeiner Dame lächelt, Und Kühlung ihr mit ſeinen Blumen fächelt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0308" n="294"/> </l> <lg n="15"> <l>Drin wogt es noch; auf Klängen der Muſik</l><lb/> <l>Schwebt nach wie vor der Glanz der Republik,</l><lb/> <l>Noch immer ſenken taktvoll ſich und ſteigen</l><lb/> <l>Die Walzerpaare nach dem Strich der Geigen;</l><lb/> <l>Noch immer aus des Contre-Tanzes Touren</l><lb/> <l>Erblühen Arabesken und Figuren,</l><lb/> <l>Und immer noch, raſch wie Gewitterhuſch,</l><lb/> <l>Brauſt der Galopp her im Orcheſtre-Tuſch.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Wohl! rings daſſelbe Thun noch und Beginnen,</l><lb/> <l>Ich aber jetzt, mit nachtgeſchärften Sinnen,</l><lb/> <l>Schau durch das Maskenwerk und ſeinen Schein,</l><lb/> <l>Tief in das Herz der Wirklichkeit hinein.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Sieh Jenen dort: es frömmelt ſein Geſicht,</l><lb/> <l>Mir ſagt’s ſein Aug’, daß er von „<hi rendition="#g">Tugend</hi>“</l><lb/> <l>ſpricht;</l><lb/> <l>Sieh, wie ſo ſüß er ſeiner Dame lächelt,</l><lb/> <l>Und Kühlung ihr mit ſeinen Blumen fächelt,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [294/0308]
Drin wogt es noch; auf Klängen der Muſik
Schwebt nach wie vor der Glanz der Republik,
Noch immer ſenken taktvoll ſich und ſteigen
Die Walzerpaare nach dem Strich der Geigen;
Noch immer aus des Contre-Tanzes Touren
Erblühen Arabesken und Figuren,
Und immer noch, raſch wie Gewitterhuſch,
Brauſt der Galopp her im Orcheſtre-Tuſch.
Wohl! rings daſſelbe Thun noch und Beginnen,
Ich aber jetzt, mit nachtgeſchärften Sinnen,
Schau durch das Maskenwerk und ſeinen Schein,
Tief in das Herz der Wirklichkeit hinein.
Sieh Jenen dort: es frömmelt ſein Geſicht,
Mir ſagt’s ſein Aug’, daß er von „Tugend“
ſpricht;
Sieh, wie ſo ſüß er ſeiner Dame lächelt,
Und Kühlung ihr mit ſeinen Blumen fächelt,
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/308>, abgerufen am 16.02.2025. |