Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Vorbei, vorbei! jetzt aber Trommelklang So dumpf, so hohl, -- das ist ein Sterbegang; Schon um den Platz wie eine Eisenkette Legt sich der spitze Wald der Bayonnette, Und rasch, in Nacht herauf, steigt das Schaffott, Vom Volk umtanzt in widerlichem Spott. Zwei Männer schreiten herwärts; -- alles still, -- Es winkt des Priesters Hand, die segnen will, Und machtvoll jetzt, hertönt's aus dem Ge- wimmel: "Des heilgen Ludwig Sohn -- steig' auf gen Himmel!" Ein Beilesblitz; -- -- mein Auge schließt
sich bang; Da hinter mir aufschreckt mich Beckenklang, Und aus der Nische fort und ihrer Nacht, Tret' ich zurück jetzt in die Saalespracht. Vorbei, vorbei! jetzt aber Trommelklang So dumpf, ſo hohl, — das iſt ein Sterbegang; Schon um den Platz wie eine Eiſenkette Legt ſich der ſpitze Wald der Bayonnette, Und raſch, in Nacht herauf, ſteigt das Schaffott, Vom Volk umtanzt in widerlichem Spott. Zwei Männer ſchreiten herwärts; — alles ſtill, — Es winkt des Prieſters Hand, die ſegnen will, Und machtvoll jetzt, hertönt’s aus dem Ge- wimmel: „Des heilgen Ludwig Sohn — ſteig’ auf gen Himmel!“ Ein Beilesblitz; — — mein Auge ſchließt
ſich bang; Da hinter mir aufſchreckt mich Beckenklang, Und aus der Niſche fort und ihrer Nacht, Tret’ ich zurück jetzt in die Saalespracht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0307" n="293"/> </l> <lg n="13"> <l>Vorbei, vorbei! jetzt aber Trommelklang</l><lb/> <l>So dumpf, ſo hohl, — das iſt ein Sterbegang;</l><lb/> <l>Schon um den Platz wie eine Eiſenkette</l><lb/> <l>Legt ſich der ſpitze Wald der Bayonnette,</l><lb/> <l>Und raſch, in Nacht herauf, ſteigt das Schaffott,</l><lb/> <l>Vom Volk umtanzt in widerlichem Spott.</l><lb/> <l>Zwei Männer ſchreiten herwärts; — alles ſtill, —</l><lb/> <l>Es winkt des Prieſters Hand, die ſegnen will,</l><lb/> <l>Und machtvoll jetzt, hertönt’s aus dem Ge-</l><lb/> <l>wimmel:</l><lb/> <l>„Des heilgen Ludwig Sohn — ſteig’ auf gen</l><lb/> <l>Himmel!“</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Ein Beilesblitz; — — mein Auge ſchließt</l><lb/> <l>ſich bang;</l><lb/> <l>Da hinter mir aufſchreckt mich Beckenklang,</l><lb/> <l>Und aus der Niſche fort und ihrer Nacht,</l><lb/> <l>Tret’ ich zurück jetzt in die Saalespracht.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [293/0307]
Vorbei, vorbei! jetzt aber Trommelklang
So dumpf, ſo hohl, — das iſt ein Sterbegang;
Schon um den Platz wie eine Eiſenkette
Legt ſich der ſpitze Wald der Bayonnette,
Und raſch, in Nacht herauf, ſteigt das Schaffott,
Vom Volk umtanzt in widerlichem Spott.
Zwei Männer ſchreiten herwärts; — alles ſtill, —
Es winkt des Prieſters Hand, die ſegnen will,
Und machtvoll jetzt, hertönt’s aus dem Ge-
wimmel:
„Des heilgen Ludwig Sohn — ſteig’ auf gen
Himmel!“
Ein Beilesblitz; — — mein Auge ſchließt
ſich bang;
Da hinter mir aufſchreckt mich Beckenklang,
Und aus der Niſche fort und ihrer Nacht,
Tret’ ich zurück jetzt in die Saalespracht.
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