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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Der König zog in finstrem Sinn
Hinaus mit seinem Trosse;
Nachblickt die schöne Königin
Dem Reiter und dem Rosse.
Und als des Waldes Laub und Moos
Den König kaum erlaben,
Da lockt sie schon auf ihren Schooß
Den blonden Edelknaben.
Sie streicht sein Haar, sie küsst so heiß
Die Lippen ihm und Wangen,
Die aber sind heut kalt wie Eis
Und athmen kein Verlangen.
Sie flüstert: "lieber Knabe mein
Halt' fester mich in Armen,
Wir wollen eins zur Stunde sein,
Das wird Dein Herz erwarmen."
Der König zog in finſtrem Sinn
Hinaus mit ſeinem Troſſe;
Nachblickt die ſchöne Königin
Dem Reiter und dem Roſſe.
Und als des Waldes Laub und Moos
Den König kaum erlaben,
Da lockt ſie ſchon auf ihren Schooß
Den blonden Edelknaben.
Sie ſtreicht ſein Haar, ſie küſſt ſo heiß
Die Lippen ihm und Wangen,
Die aber ſind heut kalt wie Eis
Und athmen kein Verlangen.
Sie flüſtert: „lieber Knabe mein
Halt’ feſter mich in Armen,
Wir wollen eins zur Stunde ſein,
Das wird Dein Herz erwarmen.“
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[157/0171] Der König zog in finſtrem Sinn Hinaus mit ſeinem Troſſe; Nachblickt die ſchöne Königin Dem Reiter und dem Roſſe. Und als des Waldes Laub und Moos Den König kaum erlaben, Da lockt ſie ſchon auf ihren Schooß Den blonden Edelknaben. Sie ſtreicht ſein Haar, ſie küſſt ſo heiß Die Lippen ihm und Wangen, Die aber ſind heut kalt wie Eis Und athmen kein Verlangen. Sie flüſtert: „lieber Knabe mein Halt’ feſter mich in Armen, Wir wollen eins zur Stunde ſein, Das wird Dein Herz erwarmen.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/171>, abgerufen am 08.05.2024.