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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Vor allen aber achte schlau,
Ob eine junge Pachtersfrau
Vielleicht um Kinder, im Gebet
Seit lange schon vergeblich fleht, --
Und Herzchen, hast du die gefunden,
So sag der Aermsten, unumwunden,
Daß eh' der Kuckuk wiederkehre,
Ein Kindlein ihr geboren wäre; --
Sie mag dann sehn ihr Glück zu haschen, --
Wir aber kriegen volle Taschen."
Die Alte spricht's, die Kleine lauscht,
Die letzte Flechte wird beendet,
Und als sie Gruß und Kuß getauscht,
Hat Sittah sich in's Dorf gewendet.
Ob sie der jungen Pachterfrau
Ihr unfehlbares Schicksal lehrte, --
Erfahren hat man's nie genau;
Doch als sie Abends heimwärts kehrte
Und dicht an eines Abgrunds Rand,
Vor allen aber achte ſchlau,
Ob eine junge Pachtersfrau
Vielleicht um Kinder, im Gebet
Seit lange ſchon vergeblich fleht, —
Und Herzchen, haſt du die gefunden,
So ſag der Aermſten, unumwunden,
Daß eh’ der Kuckuk wiederkehre,
Ein Kindlein ihr geboren wäre; —
Sie mag dann ſehn ihr Glück zu haſchen, —
Wir aber kriegen volle Taſchen.“
Die Alte ſpricht’s, die Kleine lauſcht,
Die letzte Flechte wird beendet,
Und als ſie Gruß und Kuß getauſcht,
Hat Sittah ſich in’s Dorf gewendet.
Ob ſie der jungen Pachterfrau
Ihr unfehlbares Schickſal lehrte, —
Erfahren hat man’s nie genau;
Doch als ſie Abends heimwärts kehrte
Und dicht an eines Abgrunds Rand,
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[142/0156] Vor allen aber achte ſchlau, Ob eine junge Pachtersfrau Vielleicht um Kinder, im Gebet Seit lange ſchon vergeblich fleht, — Und Herzchen, haſt du die gefunden, So ſag der Aermſten, unumwunden, Daß eh’ der Kuckuk wiederkehre, Ein Kindlein ihr geboren wäre; — Sie mag dann ſehn ihr Glück zu haſchen, — Wir aber kriegen volle Taſchen.“ Die Alte ſpricht’s, die Kleine lauſcht, Die letzte Flechte wird beendet, Und als ſie Gruß und Kuß getauſcht, Hat Sittah ſich in’s Dorf gewendet. Ob ſie der jungen Pachterfrau Ihr unfehlbares Schickſal lehrte, — Erfahren hat man’s nie genau; Doch als ſie Abends heimwärts kehrte Und dicht an eines Abgrunds Rand,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/156>, abgerufen am 09.05.2024.