Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
Und Abendroth-geflochtne Kränze
Bespiegeln drinnen ihre Gluth.
Des Seees märchenhafte Schöne
Ergreift selbst die Zigeunersöhne,
Für deren Auge die Natur
Der Anblick eines Freundes nur,
Den man vieltausendmal betrachtet,
Und nichts Besondres mehr erachtet,
Bis, wenn er dann urplötzlich fehlt,
Die Lieb' uns doppelt stark beseelt.
Doch seltner spiegeln jetzt und blasser
Des Himmels Rosen sich im Wasser,
Und herwärts, von dem See zur Kluft,
Weht kühler schon die Abendluft.
Da nimmt das Träumen schnell ein Ende,
Geschäftig regen sich die Hände,
Und Alt und Jung, und Klein und Groß,
Schafft Holz herbei, und Laub und Moos.
Der Eine sucht in seiner Tasche
Und Abendroth-geflochtne Kränze
Beſpiegeln drinnen ihre Gluth.
Des Seees märchenhafte Schöne
Ergreift ſelbſt die Zigeunerſöhne,
Für deren Auge die Natur
Der Anblick eines Freundes nur,
Den man vieltauſendmal betrachtet,
Und nichts Beſondres mehr erachtet,
Bis, wenn er dann urplötzlich fehlt,
Die Lieb’ uns doppelt ſtark beſeelt.
Doch ſeltner ſpiegeln jetzt und blaſſer
Des Himmels Roſen ſich im Waſſer,
Und herwärts, von dem See zur Kluft,
Weht kühler ſchon die Abendluft.
Da nimmt das Träumen ſchnell ein Ende,
Geſchäftig regen ſich die Hände,
Und Alt und Jung, und Klein und Groß,
Schafft Holz herbei, und Laub und Moos.
Der Eine ſucht in ſeiner Taſche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0152" n="138"/>
            </l>
            <l>Und Abendroth-geflochtne Kränze</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;piegeln drinnen ihre Gluth.</l><lb/>
            <l>Des Seees märchenhafte Schöne</l><lb/>
            <l>Ergreift &#x017F;elb&#x017F;t die Zigeuner&#x017F;öhne,</l><lb/>
            <l>Für deren Auge die Natur</l><lb/>
            <l>Der Anblick eines Freundes nur,</l><lb/>
            <l>Den man vieltau&#x017F;endmal betrachtet,</l><lb/>
            <l>Und nichts Be&#x017F;ondres mehr erachtet,</l><lb/>
            <l>Bis, wenn er dann urplötzlich fehlt,</l><lb/>
            <l>Die Lieb&#x2019; uns doppelt &#x017F;tark be&#x017F;eelt.</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;eltner &#x017F;piegeln jetzt und bla&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
            <l>Des Himmels Ro&#x017F;en &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
            <l>Und herwärts, von dem See zur Kluft,</l><lb/>
            <l>Weht kühler &#x017F;chon die Abendluft.</l><lb/>
            <l>Da nimmt das Träumen &#x017F;chnell ein Ende,</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chäftig regen &#x017F;ich die Hände,</l><lb/>
            <l>Und Alt und Jung, und Klein und Groß,</l><lb/>
            <l>Schafft Holz herbei, und Laub und Moos.</l><lb/>
            <l>Der Eine &#x017F;ucht in &#x017F;einer Ta&#x017F;che</l><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0152] Und Abendroth-geflochtne Kränze Beſpiegeln drinnen ihre Gluth. Des Seees märchenhafte Schöne Ergreift ſelbſt die Zigeunerſöhne, Für deren Auge die Natur Der Anblick eines Freundes nur, Den man vieltauſendmal betrachtet, Und nichts Beſondres mehr erachtet, Bis, wenn er dann urplötzlich fehlt, Die Lieb’ uns doppelt ſtark beſeelt. Doch ſeltner ſpiegeln jetzt und blaſſer Des Himmels Roſen ſich im Waſſer, Und herwärts, von dem See zur Kluft, Weht kühler ſchon die Abendluft. Da nimmt das Träumen ſchnell ein Ende, Geſchäftig regen ſich die Hände, Und Alt und Jung, und Klein und Groß, Schafft Holz herbei, und Laub und Moos. Der Eine ſucht in ſeiner Taſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/152
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/152>, abgerufen am 23.11.2024.