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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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"Ich hab ein Recht!" der eitle Wahn
Ließ keinen Spott sie scheuen,
Sie sprach: "ich weiß, was ich gethan,
Und nimmer soll's mich reuen;
Was mir das Leben schuldig ist,
Das soll mir nun in kurzer Frist
Mein eigen Kind bezahlen."
2.
Und über's Dorf ging Jahr um Jahr,
Aufschoß manch schlanke Tanne,
Sie aber, die "Schön-Anne" war,
Heißt lang nun "Mutter Anne";
Jetzt, wenn im Krug brav Tänzer sind,
Geht schon der schönen Anne Kind,
Im Sonntagsschmuck zu Tanze.
„Ich hab ein Recht!“ der eitle Wahn
Ließ keinen Spott ſie ſcheuen,
Sie ſprach: „ich weiß, was ich gethan,
Und nimmer ſoll’s mich reuen;
Was mir das Leben ſchuldig iſt,
Das ſoll mir nun in kurzer Friſt
Mein eigen Kind bezahlen.“
2.
Und über’s Dorf ging Jahr um Jahr,
Aufſchoß manch ſchlanke Tanne,
Sie aber, die „Schön-Anne“ war,
Heißt lang nun „Mutter Anne“;
Jetzt, wenn im Krug brav Tänzer ſind,
Geht ſchon der ſchönen Anne Kind,
Im Sonntagsſchmuck zu Tanze.
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[124/0138] „Ich hab ein Recht!“ der eitle Wahn Ließ keinen Spott ſie ſcheuen, Sie ſprach: „ich weiß, was ich gethan, Und nimmer ſoll’s mich reuen; Was mir das Leben ſchuldig iſt, Das ſoll mir nun in kurzer Friſt Mein eigen Kind bezahlen.“ 2. Und über’s Dorf ging Jahr um Jahr, Aufſchoß manch ſchlanke Tanne, Sie aber, die „Schön-Anne“ war, Heißt lang nun „Mutter Anne“; Jetzt, wenn im Krug brav Tänzer ſind, Geht ſchon der ſchönen Anne Kind, Im Sonntagsſchmuck zu Tanze.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/138>, abgerufen am 02.05.2024.