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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Sie wie närrisch in die Küche stürzten und mir
sagten, der Nähtisch müsse aufgemacht werden, da
wäre die Bandage drin, und da bin ich mit dem
Stemmeisen gekommen, und nun soll ich schuld sein.
Nein, ich sage ..."

"Nun, ich will es nicht gesagt haben, Roswitha.
Nur Sie sollen mir nicht kommen und sagen: der
arme Major. Was heißt der arme Major! Der
ganze arme Major taugte nichts; wer solchen rot¬
blonden Schnurrbart hat und immer wribbelt, der
taugt nie 'was und richtet bloß Schaden an. Und
wenn man immer in vornehmen Häusern gedient
hat ... aber das haben Sie nicht, Roswitha, das
fehlt Ihnen eben ... dann weiß man auch, was
sich paßt und schickt und was Ehre ist, und weiß
auch, daß, wenn so 'was vorkommt, dann geht es
nicht anders, und dann kommt das, was man eine
Forderung nennt, und dann wird einer totgeschossen."

"Ach, das weiß ich auch; ich bin nicht so dumm,
wie Sie mich immer machen wollen. Aber wenn es
so lange her ist ..."

"Ja, Roswitha, mit Ihrem ewigen ,so lange
her'; daran sieht man ja eben, daß Sie nichts davon
verstehen. Sie erzählen immer die alte Geschichte
von Ihrem Vater mit dem glühenden Eisen und wie
er damit auf Sie losgekommen, und jedesmal, wenn

Th. Fontane, Effi Briest. 28

Effi Brieſt
Sie wie närriſch in die Küche ſtürzten und mir
ſagten, der Nähtiſch müſſe aufgemacht werden, da
wäre die Bandage drin, und da bin ich mit dem
Stemmeiſen gekommen, und nun ſoll ich ſchuld ſein.
Nein, ich ſage …“

„Nun, ich will es nicht geſagt haben, Roswitha.
Nur Sie ſollen mir nicht kommen und ſagen: der
arme Major. Was heißt der arme Major! Der
ganze arme Major taugte nichts; wer ſolchen rot¬
blonden Schnurrbart hat und immer wribbelt, der
taugt nie 'was und richtet bloß Schaden an. Und
wenn man immer in vornehmen Häuſern gedient
hat … aber das haben Sie nicht, Roswitha, das
fehlt Ihnen eben … dann weiß man auch, was
ſich paßt und ſchickt und was Ehre iſt, und weiß
auch, daß, wenn ſo 'was vorkommt, dann geht es
nicht anders, und dann kommt das, was man eine
Forderung nennt, und dann wird einer totgeſchoſſen.“

„Ach, das weiß ich auch; ich bin nicht ſo dumm,
wie Sie mich immer machen wollen. Aber wenn es
ſo lange her iſt …“

„Ja, Roswitha, mit Ihrem ewigen ,ſo lange
her'; daran ſieht man ja eben, daß Sie nichts davon
verſtehen. Sie erzählen immer die alte Geſchichte
von Ihrem Vater mit dem glühenden Eiſen und wie
er damit auf Sie losgekommen, und jedesmal, wenn

Th. Fontane, Effi Brieſt. 28
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[433/0442] Effi Brieſt Sie wie närriſch in die Küche ſtürzten und mir ſagten, der Nähtiſch müſſe aufgemacht werden, da wäre die Bandage drin, und da bin ich mit dem Stemmeiſen gekommen, und nun ſoll ich ſchuld ſein. Nein, ich ſage …“ „Nun, ich will es nicht geſagt haben, Roswitha. Nur Sie ſollen mir nicht kommen und ſagen: der arme Major. Was heißt der arme Major! Der ganze arme Major taugte nichts; wer ſolchen rot¬ blonden Schnurrbart hat und immer wribbelt, der taugt nie 'was und richtet bloß Schaden an. Und wenn man immer in vornehmen Häuſern gedient hat … aber das haben Sie nicht, Roswitha, das fehlt Ihnen eben … dann weiß man auch, was ſich paßt und ſchickt und was Ehre iſt, und weiß auch, daß, wenn ſo 'was vorkommt, dann geht es nicht anders, und dann kommt das, was man eine Forderung nennt, und dann wird einer totgeſchoſſen.“ „Ach, das weiß ich auch; ich bin nicht ſo dumm, wie Sie mich immer machen wollen. Aber wenn es ſo lange her iſt …“ „Ja, Roswitha, mit Ihrem ewigen ,ſo lange her'; daran ſieht man ja eben, daß Sie nichts davon verſtehen. Sie erzählen immer die alte Geſchichte von Ihrem Vater mit dem glühenden Eiſen und wie er damit auf Sie losgekommen, und jedesmal, wenn Th. Fontane, Effi Brieſt. 28

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/442>, abgerufen am 22.11.2024.