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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Die Mole lag nach der entgegengesetzten Strand¬
seite, rechts statt links, und die falsche Weisung wurde
nur gegeben, um etwaigen Zwischenfällen, die doch
immerhin möglich waren, vorzubeugen. Im übrigen,
ob man sich nun weiter draußen nach rechts oder
links zu halten vor hatte, durch die Plantage mußte
man jedenfalls, und so führte denn der Weg un¬
vermeidlich an Innstettens alter Wohnung vorüber.
Das Haus lag noch stiller da als früher; ziemlich
vernachlässigt sah's in den Parterreräumen aus; wie
mocht es erst da oben sein! Und das Gefühl des
Unheimlichen, das Innstetten an Effi so oft bekämpft
oder auch wohl belächelt hatte, jetzt überkam es ihn
selbst, und er war froh, als sie dran vorüber
waren.

"Da hab' ich gewohnt," sagte er zu Wüllersdorf.

"Es sieht sonderbar aus, etwas öd' und ver¬
lassen."

"Mag auch wohl. In der Stadt galt es als
ein Spukhaus, und wie's heute da liegt, kann ich
den Leuten nicht unrecht geben."

"Was war es denn damit?"

"Ach, dummes Zeug: alter Schiffskapitän mit
Enkelin oder Nichte, die eines schönen Tages ver¬
schwand, und dann ein Chinese, der vielleicht ein
Liebhaber war, und auf dem Flur ein kleiner Haifisch

Effi Brieſt

Die Mole lag nach der entgegengeſetzten Strand¬
ſeite, rechts ſtatt links, und die falſche Weiſung wurde
nur gegeben, um etwaigen Zwiſchenfällen, die doch
immerhin möglich waren, vorzubeugen. Im übrigen,
ob man ſich nun weiter draußen nach rechts oder
links zu halten vor hatte, durch die Plantage mußte
man jedenfalls, und ſo führte denn der Weg un¬
vermeidlich an Innſtettens alter Wohnung vorüber.
Das Haus lag noch ſtiller da als früher; ziemlich
vernachläſſigt ſah's in den Parterreräumen aus; wie
mocht es erſt da oben ſein! Und das Gefühl des
Unheimlichen, das Innſtetten an Effi ſo oft bekämpft
oder auch wohl belächelt hatte, jetzt überkam es ihn
ſelbſt, und er war froh, als ſie dran vorüber
waren.

„Da hab' ich gewohnt,“ ſagte er zu Wüllersdorf.

„Es ſieht ſonderbar aus, etwas öd' und ver¬
laſſen.“

„Mag auch wohl. In der Stadt galt es als
ein Spukhaus, und wie's heute da liegt, kann ich
den Leuten nicht unrecht geben.“

„Was war es denn damit?“

„Ach, dummes Zeug: alter Schiffskapitän mit
Enkelin oder Nichte, die eines ſchönen Tages ver¬
ſchwand, und dann ein Chineſe, der vielleicht ein
Liebhaber war, und auf dem Flur ein kleiner Haifiſch

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[421/0430] Effi Brieſt Die Mole lag nach der entgegengeſetzten Strand¬ ſeite, rechts ſtatt links, und die falſche Weiſung wurde nur gegeben, um etwaigen Zwiſchenfällen, die doch immerhin möglich waren, vorzubeugen. Im übrigen, ob man ſich nun weiter draußen nach rechts oder links zu halten vor hatte, durch die Plantage mußte man jedenfalls, und ſo führte denn der Weg un¬ vermeidlich an Innſtettens alter Wohnung vorüber. Das Haus lag noch ſtiller da als früher; ziemlich vernachläſſigt ſah's in den Parterreräumen aus; wie mocht es erſt da oben ſein! Und das Gefühl des Unheimlichen, das Innſtetten an Effi ſo oft bekämpft oder auch wohl belächelt hatte, jetzt überkam es ihn ſelbſt, und er war froh, als ſie dran vorüber waren. „Da hab' ich gewohnt,“ ſagte er zu Wüllersdorf. „Es ſieht ſonderbar aus, etwas öd' und ver¬ laſſen.“ „Mag auch wohl. In der Stadt galt es als ein Spukhaus, und wie's heute da liegt, kann ich den Leuten nicht unrecht geben.“ „Was war es denn damit?“ „Ach, dummes Zeug: alter Schiffskapitän mit Enkelin oder Nichte, die eines ſchönen Tages ver¬ ſchwand, und dann ein Chineſe, der vielleicht ein Liebhaber war, und auf dem Flur ein kleiner Haifiſch

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/430>, abgerufen am 22.11.2024.