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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
und ein Krokodil, beides an Strippen und immer
in Bewegung. Wundervoll zu erzählen, aber nicht
jetzt. Es spukt einem doch allerhand anderes im
Kopf."

"Sie vergessen, es kann auch alles glatt ab¬
laufen."

"Darf nicht. Und vorhin, Wüllersdorf, als
Sie von Crampas sprachen, sprachen Sie selber
anders davon."

Bald danach hatte man die Plantage passiert,
und der Kutscher wollte jetzt rechts einbiegen auf
die Mole zu. "Fahren Sie lieber links. Das mit
der Mole kann nachher kommen."

Und der Kutscher bog links in eine breite Fahr¬
straße ein, die hinter dem Herrenbade grad auf den
Wald zulief. Als sie bis auf dreihundert Schritt
an diesen heran waren, ließ Wüllersdorf den Wagen
halten, und beide gingen nun, immer durch mahlenden
Sand hin, eine ziemlich breite Fahrstraße hinunter,
die die hier dreifache Dünenreihe senkrecht durchschnitt.
Überall zur Seite standen dichte Büschel von Strand¬
hafer, um diesen herum aber Immortellen und ein
paar blutrote Nelken. Innstetten bückte sich und
steckte sich eine der Nelken ins Knopfloch. "Die
Immortellen nachher."

So gingen sie fünf Minuten. Als sie bis an

Effi Brieſt
und ein Krokodil, beides an Strippen und immer
in Bewegung. Wundervoll zu erzählen, aber nicht
jetzt. Es ſpukt einem doch allerhand anderes im
Kopf.“

„Sie vergeſſen, es kann auch alles glatt ab¬
laufen.“

„Darf nicht. Und vorhin, Wüllersdorf, als
Sie von Crampas ſprachen, ſprachen Sie ſelber
anders davon.“

Bald danach hatte man die Plantage paſſiert,
und der Kutſcher wollte jetzt rechts einbiegen auf
die Mole zu. „Fahren Sie lieber links. Das mit
der Mole kann nachher kommen.“

Und der Kutſcher bog links in eine breite Fahr¬
ſtraße ein, die hinter dem Herrenbade grad auf den
Wald zulief. Als ſie bis auf dreihundert Schritt
an dieſen heran waren, ließ Wüllersdorf den Wagen
halten, und beide gingen nun, immer durch mahlenden
Sand hin, eine ziemlich breite Fahrſtraße hinunter,
die die hier dreifache Dünenreihe ſenkrecht durchſchnitt.
Überall zur Seite ſtanden dichte Büſchel von Strand¬
hafer, um dieſen herum aber Immortellen und ein
paar blutrote Nelken. Innſtetten bückte ſich und
ſteckte ſich eine der Nelken ins Knopfloch. „Die
Immortellen nachher.“

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[422/0431] Effi Brieſt und ein Krokodil, beides an Strippen und immer in Bewegung. Wundervoll zu erzählen, aber nicht jetzt. Es ſpukt einem doch allerhand anderes im Kopf.“ „Sie vergeſſen, es kann auch alles glatt ab¬ laufen.“ „Darf nicht. Und vorhin, Wüllersdorf, als Sie von Crampas ſprachen, ſprachen Sie ſelber anders davon.“ Bald danach hatte man die Plantage paſſiert, und der Kutſcher wollte jetzt rechts einbiegen auf die Mole zu. „Fahren Sie lieber links. Das mit der Mole kann nachher kommen.“ Und der Kutſcher bog links in eine breite Fahr¬ ſtraße ein, die hinter dem Herrenbade grad auf den Wald zulief. Als ſie bis auf dreihundert Schritt an dieſen heran waren, ließ Wüllersdorf den Wagen halten, und beide gingen nun, immer durch mahlenden Sand hin, eine ziemlich breite Fahrſtraße hinunter, die die hier dreifache Dünenreihe ſenkrecht durchſchnitt. Überall zur Seite ſtanden dichte Büſchel von Strand¬ hafer, um dieſen herum aber Immortellen und ein paar blutrote Nelken. Innſtetten bückte ſich und ſteckte ſich eine der Nelken ins Knopfloch. „Die Immortellen nachher.“ So gingen ſie fünf Minuten. Als ſie bis an

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/431>, abgerufen am 22.11.2024.