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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
müssen schließlich doch die Hand segnen, die diese
Trennung über uns verhängt."

Innstetten hatte die Briefe kaum wieder beiseite
geschoben, als draußen die Klingel ging. Gleich danach
meldete Johanna: "Geheimrat Wüllersdorf."

Wüllersdorf trat ein und sah auf den ersten
Blick, daß etwas vorgefallen sein müsse.

"Pardon, Wüllersdorf," empfing ihn Innstetten,
"daß ich Sie gebeten habe, noch gleich heute bei mir
vorzusprechen. Ich störe niemand gern in seiner
Abendruhe, am wenigsten einen geplagten Ministerial¬
rat. Es ging aber nicht anders. Ich bitte Sie,
machen Sie sich's bequem. Und hier eine Cigarre."

Wüllersdorf setzte sich. Innstetten ging wieder
auf und ab und wäre bei der ihn verzehrenden Un¬
ruhe gern in Bewegung geblieben, sah aber, daß das
nicht gehe. So nahm er denn auch seinerseits eine
Cigarre, setzte sich Wüllersdorf gegenüber und ver¬
suchte ruhig zu sein.

"Es ist," begann er, "um zweier Dinge willen,
daß ich Sie habe bitten lassen: erst um eine Forderung
zu überbringen und zweitens um hinterher, in der
Sache selbst, mein Sekundant zu sein; das eine ist
nicht angenehm und das andere noch weniger. Und
nun Ihre Antwort."

"Sie wissen, Innstetten, Sie haben über mich

Effi Brieſt
müſſen ſchließlich doch die Hand ſegnen, die dieſe
Trennung über uns verhängt.“

Innſtetten hatte die Briefe kaum wieder beiſeite
geſchoben, als draußen die Klingel ging. Gleich danach
meldete Johanna: „Geheimrat Wüllersdorf.“

Wüllersdorf trat ein und ſah auf den erſten
Blick, daß etwas vorgefallen ſein müſſe.

„Pardon, Wüllersdorf,“ empfing ihn Innſtetten,
„daß ich Sie gebeten habe, noch gleich heute bei mir
vorzuſprechen. Ich ſtöre niemand gern in ſeiner
Abendruhe, am wenigſten einen geplagten Miniſterial¬
rat. Es ging aber nicht anders. Ich bitte Sie,
machen Sie ſich's bequem. Und hier eine Cigarre.“

Wüllersdorf ſetzte ſich. Innſtetten ging wieder
auf und ab und wäre bei der ihn verzehrenden Un¬
ruhe gern in Bewegung geblieben, ſah aber, daß das
nicht gehe. So nahm er denn auch ſeinerſeits eine
Cigarre, ſetzte ſich Wüllersdorf gegenüber und ver¬
ſuchte ruhig zu ſein.

„Es iſt,“ begann er, „um zweier Dinge willen,
daß ich Sie habe bitten laſſen: erſt um eine Forderung
zu überbringen und zweitens um hinterher, in der
Sache ſelbſt, mein Sekundant zu ſein; das eine iſt
nicht angenehm und das andere noch weniger. Und
nun Ihre Antwort.“

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[408/0417] Effi Brieſt müſſen ſchließlich doch die Hand ſegnen, die dieſe Trennung über uns verhängt.“ Innſtetten hatte die Briefe kaum wieder beiſeite geſchoben, als draußen die Klingel ging. Gleich danach meldete Johanna: „Geheimrat Wüllersdorf.“ Wüllersdorf trat ein und ſah auf den erſten Blick, daß etwas vorgefallen ſein müſſe. „Pardon, Wüllersdorf,“ empfing ihn Innſtetten, „daß ich Sie gebeten habe, noch gleich heute bei mir vorzuſprechen. Ich ſtöre niemand gern in ſeiner Abendruhe, am wenigſten einen geplagten Miniſterial¬ rat. Es ging aber nicht anders. Ich bitte Sie, machen Sie ſich's bequem. Und hier eine Cigarre.“ Wüllersdorf ſetzte ſich. Innſtetten ging wieder auf und ab und wäre bei der ihn verzehrenden Un¬ ruhe gern in Bewegung geblieben, ſah aber, daß das nicht gehe. So nahm er denn auch ſeinerſeits eine Cigarre, ſetzte ſich Wüllersdorf gegenüber und ver¬ ſuchte ruhig zu ſein. „Es iſt,“ begann er, „um zweier Dinge willen, daß ich Sie habe bitten laſſen: erſt um eine Forderung zu überbringen und zweitens um hinterher, in der Sache ſelbſt, mein Sekundant zu ſein; das eine iſt nicht angenehm und das andere noch weniger. Und nun Ihre Antwort.“ „Sie wiſſen, Innſtetten, Sie haben über mich

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/417>, abgerufen am 22.11.2024.