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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
auch ausgehalten bei der Alten. Und nun ist es
wieder nichts und soll mich wieder 'rumstoßen lassen.
Und kattolsch bin ich auch noch. Ach, ich hab' es
satt und läg' am liebsten, wo die Alte liegt, und sie
könnte meinetwegen weiter leben ... Sie hätte gerne
noch weiter gelebt; solche Menschenschikanierer, die
nich 'mal Luft haben, die leben immer am liebsten."

Rollo, der Effi begleitet hatte, hatte sich mittler¬
weile vor die Person hingesetzt, die Zunge weit heraus,
und sah sie an. Als sie jetzt schwieg, erhob er sich, ging
einen Schritt vor und legte seinen Kopf auf ihre Kniee.

Mit einemmale war die Person wie verwandelt.
"Gott, das bedeutet mir 'was. Da is ja 'ne Kreatur,
die mich leiden kann, die mich freundlich ansieht und
ihren Kopf auf meine Kniee legt. Gott, das ist
lange her, daß ich so 'was gehabt habe. Nu, mein
Alterchen, wie heißt du denn? Du bist ja ein
Prachtkerl."

"Rollo," sagte Effi.

"Rollo; das ist sonderbar. Aber der Name
thut nichts. Ich habe auch einen sonderbaren Namen,
das heißt Vornamen. Und einen andern hat unser¬
eins ja nicht."

"Wie heißen Sie denn?"

"Ich heiße Roswitha."

"Ja, das ist selten, das ist ja ..."

Effi Brieſt
auch ausgehalten bei der Alten. Und nun iſt es
wieder nichts und ſoll mich wieder 'rumſtoßen laſſen.
Und kattolſch bin ich auch noch. Ach, ich hab' es
ſatt und läg' am liebſten, wo die Alte liegt, und ſie
könnte meinetwegen weiter leben … Sie hätte gerne
noch weiter gelebt; ſolche Menſchenſchikanierer, die
nich 'mal Luft haben, die leben immer am liebſten.“

Rollo, der Effi begleitet hatte, hatte ſich mittler¬
weile vor die Perſon hingeſetzt, die Zunge weit heraus,
und ſah ſie an. Als ſie jetzt ſchwieg, erhob er ſich, ging
einen Schritt vor und legte ſeinen Kopf auf ihre Kniee.

Mit einemmale war die Perſon wie verwandelt.
„Gott, das bedeutet mir 'was. Da is ja 'ne Kreatur,
die mich leiden kann, die mich freundlich anſieht und
ihren Kopf auf meine Kniee legt. Gott, das iſt
lange her, daß ich ſo 'was gehabt habe. Nu, mein
Alterchen, wie heißt du denn? Du biſt ja ein
Prachtkerl.“

„Rollo,“ ſagte Effi.

„Rollo; das iſt ſonderbar. Aber der Name
thut nichts. Ich habe auch einen ſonderbaren Namen,
das heißt Vornamen. Und einen andern hat unſer¬
eins ja nicht.“

„Wie heißen Sie denn?“

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[190/0199] Effi Brieſt auch ausgehalten bei der Alten. Und nun iſt es wieder nichts und ſoll mich wieder 'rumſtoßen laſſen. Und kattolſch bin ich auch noch. Ach, ich hab' es ſatt und läg' am liebſten, wo die Alte liegt, und ſie könnte meinetwegen weiter leben … Sie hätte gerne noch weiter gelebt; ſolche Menſchenſchikanierer, die nich 'mal Luft haben, die leben immer am liebſten.“ Rollo, der Effi begleitet hatte, hatte ſich mittler¬ weile vor die Perſon hingeſetzt, die Zunge weit heraus, und ſah ſie an. Als ſie jetzt ſchwieg, erhob er ſich, ging einen Schritt vor und legte ſeinen Kopf auf ihre Kniee. Mit einemmale war die Perſon wie verwandelt. „Gott, das bedeutet mir 'was. Da is ja 'ne Kreatur, die mich leiden kann, die mich freundlich anſieht und ihren Kopf auf meine Kniee legt. Gott, das iſt lange her, daß ich ſo 'was gehabt habe. Nu, mein Alterchen, wie heißt du denn? Du biſt ja ein Prachtkerl.“ „Rollo,“ ſagte Effi. „Rollo; das iſt ſonderbar. Aber der Name thut nichts. Ich habe auch einen ſonderbaren Namen, das heißt Vornamen. Und einen andern hat unſer¬ eins ja nicht.“ „Wie heißen Sie denn?“ „Ich heiße Roswitha.“ „Ja, das iſt ſelten, das iſt ja …“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/199>, abgerufen am 24.11.2024.