Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882."Sie irren, Knesebeck; unsere Affairen in Spanien stehen "Ich bezweifle es, General. Darf ich mich offen zu Ihnen "Eh bien, parlez!" "General, man hintergeht Sie. Die Bulletins Ihres Kaisers "Sind Sie dessen so sicher?" "Ganz sicher." "Eh bien, nous verrons. In acht Tagen sprechen wir weiter Die acht Tage verstrichen und brachten die einfache Bestätigung Das war 1808. Die französischen Truppen marschirten ab Fünf Jahre später, als auch für Preußen der Tag der Er- So kam er auch nach Paris. Sein erster Gang war zu „Sie irren, Kneſebeck; unſere Affairen in Spanien ſtehen „Ich bezweifle es, General. Darf ich mich offen zu Ihnen „Eh bien, parlez!“ „General, man hintergeht Sie. Die Bulletins Ihres Kaiſers „Sind Sie deſſen ſo ſicher?“ „Ganz ſicher.“ „Eh bien, nous verrons. In acht Tagen ſprechen wir weiter Die acht Tage verſtrichen und brachten die einfache Beſtätigung Das war 1808. Die franzöſiſchen Truppen marſchirten ab Fünf Jahre ſpäter, als auch für Preußen der Tag der Er- So kam er auch nach Paris. Sein erſter Gang war zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" n="326"/> <p>„Sie irren, Kneſebeck; unſere Affairen in Spanien ſtehen<lb/> gut; der Krieg geht auf die Neige.“</p><lb/> <p>„Ich bezweifle es, General. Darf ich mich offen zu Ihnen<lb/> ausſprechen?“</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„Eh bien, parlez!“</hi> </p><lb/> <p>„General, man hintergeht Sie. Die Bulletins Ihres Kaiſers<lb/> ſind Täuſchungen; es geht <hi rendition="#g">nicht</hi> gut; General Dupont hat bei<lb/> Baylen capitulirt, 17,000 Franzoſen ſind kriegsgefangen.“</p><lb/> <p>„Sind Sie deſſen ſo ſicher?“</p><lb/> <p>„Ganz ſicher.“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Eh bien, nous verrons</hi>. In acht Tagen ſprechen wir weiter<lb/> davon.“</p><lb/> <p>Die acht Tage verſtrichen und brachten die einfache Beſtätigung<lb/> der Capitulation. Vilatte gerieth in die höchſte Aufregung, ließ<lb/> Kneſebeck zu ſich entbieten, ſchüttete ihm ſein Herz aus über die<lb/> endloſen Kriege, wiederholte aber dennoch ſeine Einladung. Beide<lb/> Männer waren bewegt. Kneſebeck antwortete endlich: „Ich nehme<lb/> Ihre Einladung an, General; ich werde kommen. <hi rendition="#g">Aber wenn<lb/> wir uns wiederſehn, wird es in großer Geſellſchaft ſein</hi>.“</p><lb/> <p>Das war 1808. Die franzöſiſchen Truppen marſchirten ab<lb/> aber <hi rendition="#g">nicht</hi> in die Heimath, vielmehr — nach Spanien.</p><lb/> <p>Fünf Jahre ſpäter, als auch für Preußen der Tag der Er-<lb/> löſung anbrach, jubelte Kneſebeck. Er hoffte den großen Kampf<lb/> mitkämpfen zu können, aber eine Cabinetsordre berief ihn als<lb/> ſtändiſchen Commiſſar nach Potsdam, wo ihm die Aufgabe zufiel,<lb/> bei der Organiſation der kurmärkiſchen Landwehr thätig zu ſein.<lb/> So blieb es ihm verſagt, mit in’s Feld zu rücken und an<lb/> den Ehren jener großen Zeit unmittelbar Theil zu nehmen, bis<lb/> endlich, im Jahre darauf, die Rückkehr Napoleon’s und das<lb/> raſche Vorrücken der Preußen um dem drohenden Stoße ſo früh<lb/> wie möglich zu begegnen, ihm auch <hi rendition="#g">dieſen</hi> Wunſch erfüllte. Er<lb/> erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkiſchen Landwehrregiment,<lb/> marſchirte mit nach Flandern und focht bei Ligny, Sombref und<lb/> Wavre.</p><lb/> <p>So kam er auch nach <hi rendition="#g">Paris</hi>. Sein erſter Gang war zu<lb/><hi rendition="#g">Vilatte</hi>, damals Chef der Gendarmerie der Hauptſtadt. <hi rendition="#aq">„Bon<lb/> jour, Général!</hi> da bin ich; erkennen Sie mich wieder?“ — <hi rendition="#aq">„Mon<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0342]
„Sie irren, Kneſebeck; unſere Affairen in Spanien ſtehen
gut; der Krieg geht auf die Neige.“
„Ich bezweifle es, General. Darf ich mich offen zu Ihnen
ausſprechen?“
„Eh bien, parlez!“
„General, man hintergeht Sie. Die Bulletins Ihres Kaiſers
ſind Täuſchungen; es geht nicht gut; General Dupont hat bei
Baylen capitulirt, 17,000 Franzoſen ſind kriegsgefangen.“
„Sind Sie deſſen ſo ſicher?“
„Ganz ſicher.“
„Eh bien, nous verrons. In acht Tagen ſprechen wir weiter
davon.“
Die acht Tage verſtrichen und brachten die einfache Beſtätigung
der Capitulation. Vilatte gerieth in die höchſte Aufregung, ließ
Kneſebeck zu ſich entbieten, ſchüttete ihm ſein Herz aus über die
endloſen Kriege, wiederholte aber dennoch ſeine Einladung. Beide
Männer waren bewegt. Kneſebeck antwortete endlich: „Ich nehme
Ihre Einladung an, General; ich werde kommen. Aber wenn
wir uns wiederſehn, wird es in großer Geſellſchaft ſein.“
Das war 1808. Die franzöſiſchen Truppen marſchirten ab
aber nicht in die Heimath, vielmehr — nach Spanien.
Fünf Jahre ſpäter, als auch für Preußen der Tag der Er-
löſung anbrach, jubelte Kneſebeck. Er hoffte den großen Kampf
mitkämpfen zu können, aber eine Cabinetsordre berief ihn als
ſtändiſchen Commiſſar nach Potsdam, wo ihm die Aufgabe zufiel,
bei der Organiſation der kurmärkiſchen Landwehr thätig zu ſein.
So blieb es ihm verſagt, mit in’s Feld zu rücken und an
den Ehren jener großen Zeit unmittelbar Theil zu nehmen, bis
endlich, im Jahre darauf, die Rückkehr Napoleon’s und das
raſche Vorrücken der Preußen um dem drohenden Stoße ſo früh
wie möglich zu begegnen, ihm auch dieſen Wunſch erfüllte. Er
erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkiſchen Landwehrregiment,
marſchirte mit nach Flandern und focht bei Ligny, Sombref und
Wavre.
So kam er auch nach Paris. Sein erſter Gang war zu
Vilatte, damals Chef der Gendarmerie der Hauptſtadt. „Bon
jour, Général! da bin ich; erkennen Sie mich wieder?“ — „Mon
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