Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
Marquardt von 1795--1803.

General v. Bischofswerder.

Die Zeit der Heerlager war vorüber, der Baseler Friede
geschlossen; in demselben Jahre war es, 1795, daß der General
v. Bischofswerder Marquardt käuflich an sich brachte, nach
einigen aus dem Vermögen seiner zweiten Frau, nach andern
aus Mitteln, die ihm der König gewährt hatte. Das letztere ist
das wahrscheinlichere. Gleichviel, er erstand es und gab dem
Herrenhause, dem Park, dem Dorfe selbst, im Wesentlichen den
Charakter, den sie sammt und sonders bis diesen Augenblick zeigen.
So wenig Jahre er es besaß, so war dieser Besitz doch epochemachend.
Ehe wir darzustellen versuchen, was Marquardt damals sah
und erlebte, versuchen wir eine Schilderung des einflußreichen
und merkwürdigen Mannes selbst.

Hans Rudolph v. Bischofswerder wurde am 11. Novem-
ber 1740 zu Ostramünde im sächsisch-thüringischen Amte Eckarts-
berge geboren.*) Die Angabe von Tag und Jahr ist zuverlässig,
die Ortsangabe fraglich. Sein Vater, (die Mutter war eine
geborne v. Bünau) war Adjutant bei dem Marschall von
Sachsen, warb für Frankreich das Regiment Chaumontet und
starb als Oberst im Dienst der Generalstaaten.

Hans Rudolph v. Bischofswerder studirte von 1756 an zu

*) Dies Geburtsdatum festzustellen, war schwierig. Die Geschichts-
und Nachschlagebücher geben abwechselnd 1737, 1738 und 1741 an.
Monat und Tag werden gar nicht genannt. In dieser Verlegenheit
half endlich das Marquardter Kirchenbuch. Es heißt in demselben:
Hans Rudolph v. Bischofswerder starb am 30. October 1803, in einem
"ruhmvollen Alter" von 62 Jahren 11 Monaten und 19 Tagen. Dies
ergiebt das oben im Text angegebene Geburtsdatum. -- Eine verwandte
Mühe (was gleich hier bemerkt sein mag) haben alle andern Namen-,
Zahlen- und Verwandtschafts-Angaben gemacht und nicht immer ist das
Resultat ein gleich befriedigendes gewesen. Vieles war absolut nicht in
Erfahrung zu bringen. Ich habe das Vermählungsjahr Bischofswerders
mit seiner zweiten Gemahlin, Gräfin Pinto, nicht mit Sicherheit fest-
stellen können. Bestimmte Angaben hierüber würden mit Dank entgegen-
genommen werden.
17*
Marquardt von 1795—1803.

General v. Biſchofswerder.

Die Zeit der Heerlager war vorüber, der Baſeler Friede
geſchloſſen; in demſelben Jahre war es, 1795, daß der General
v. Biſchofswerder Marquardt käuflich an ſich brachte, nach
einigen aus dem Vermögen ſeiner zweiten Frau, nach andern
aus Mitteln, die ihm der König gewährt hatte. Das letztere iſt
das wahrſcheinlichere. Gleichviel, er erſtand es und gab dem
Herrenhauſe, dem Park, dem Dorfe ſelbſt, im Weſentlichen den
Charakter, den ſie ſammt und ſonders bis dieſen Augenblick zeigen.
So wenig Jahre er es beſaß, ſo war dieſer Beſitz doch epochemachend.
Ehe wir darzuſtellen verſuchen, was Marquardt damals ſah
und erlebte, verſuchen wir eine Schilderung des einflußreichen
und merkwürdigen Mannes ſelbſt.

Hans Rudolph v. Biſchofswerder wurde am 11. Novem-
ber 1740 zu Oſtramünde im ſächſiſch-thüringiſchen Amte Eckarts-
berge geboren.*) Die Angabe von Tag und Jahr iſt zuverläſſig,
die Ortsangabe fraglich. Sein Vater, (die Mutter war eine
geborne v. Bünau) war Adjutant bei dem Marſchall von
Sachſen, warb für Frankreich das Regiment Chaumontet und
ſtarb als Oberſt im Dienſt der Generalſtaaten.

Hans Rudolph v. Biſchofswerder ſtudirte von 1756 an zu

*) Dies Geburtsdatum feſtzuſtellen, war ſchwierig. Die Geſchichts-
und Nachſchlagebücher geben abwechſelnd 1737, 1738 und 1741 an.
Monat und Tag werden gar nicht genannt. In dieſer Verlegenheit
half endlich das Marquardter Kirchenbuch. Es heißt in demſelben:
Hans Rudolph v. Biſchofswerder ſtarb am 30. October 1803, in einem
„ruhmvollen Alter“ von 62 Jahren 11 Monaten und 19 Tagen. Dies
ergiebt das oben im Text angegebene Geburtsdatum. — Eine verwandte
Mühe (was gleich hier bemerkt ſein mag) haben alle andern Namen-,
Zahlen- und Verwandtſchafts-Angaben gemacht und nicht immer iſt das
Reſultat ein gleich befriedigendes geweſen. Vieles war abſolut nicht in
Erfahrung zu bringen. Ich habe das Vermählungsjahr Biſchofswerders
mit ſeiner zweiten Gemahlin, Gräfin Pinto, nicht mit Sicherheit feſt-
ſtellen können. Beſtimmte Angaben hierüber würden mit Dank entgegen-
genommen werden.
17*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0277" n="259"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marquardt von 1795&#x2014;1803.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">General v. Bi&#x017F;chofswerder</hi>.</hi> </p><lb/>
          <p>Die Zeit der Heerlager war vorüber, der Ba&#x017F;eler Friede<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; in dem&#x017F;elben Jahre war es, 1795, daß der General<lb/>
v. Bi&#x017F;chofswerder Marquardt käuflich an &#x017F;ich brachte, nach<lb/>
einigen aus dem Vermögen &#x017F;einer zweiten Frau, nach andern<lb/>
aus Mitteln, die ihm der König gewährt hatte. Das letztere i&#x017F;t<lb/>
das wahr&#x017F;cheinlichere. Gleichviel, er er&#x017F;tand es und gab dem<lb/>
Herrenhau&#x017F;e, dem Park, dem Dorfe &#x017F;elb&#x017F;t, im We&#x017F;entlichen den<lb/>
Charakter, den &#x017F;ie &#x017F;ammt und &#x017F;onders bis die&#x017F;en Augenblick zeigen.<lb/>
So wenig Jahre er es be&#x017F;aß, &#x017F;o war die&#x017F;er Be&#x017F;itz doch epochemachend.<lb/>
Ehe wir darzu&#x017F;tellen ver&#x017F;uchen, was Marquardt damals &#x017F;ah<lb/>
und erlebte, ver&#x017F;uchen wir eine Schilderung des einflußreichen<lb/>
und merkwürdigen Mannes &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Hans Rudolph v. Bi&#x017F;chofswerder wurde am 11. Novem-<lb/>
ber 1740 zu O&#x017F;tramünde im &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;ch-thüringi&#x017F;chen Amte Eckarts-<lb/>
berge geboren.<note place="foot" n="*)">Dies Geburtsdatum fe&#x017F;tzu&#x017F;tellen, war &#x017F;chwierig. Die Ge&#x017F;chichts-<lb/>
und Nach&#x017F;chlagebücher geben abwech&#x017F;elnd 1737, 1738 und 1741 an.<lb/>
Monat und Tag werden gar nicht genannt. In die&#x017F;er Verlegenheit<lb/>
half endlich das Marquardter <hi rendition="#g">Kirchenbuch</hi>. Es heißt in dem&#x017F;elben:<lb/>
Hans Rudolph v. Bi&#x017F;chofswerder &#x017F;tarb am 30. October 1803, in einem<lb/>
&#x201E;ruhmvollen Alter&#x201C; von 62 Jahren 11 Monaten und 19 Tagen. Dies<lb/>
ergiebt das oben im Text angegebene Geburtsdatum. &#x2014; Eine verwandte<lb/>
Mühe (was gleich hier bemerkt &#x017F;ein mag) haben alle andern Namen-,<lb/>
Zahlen- und Verwandt&#x017F;chafts-Angaben gemacht und nicht immer i&#x017F;t das<lb/>
Re&#x017F;ultat ein gleich befriedigendes gewe&#x017F;en. Vieles war ab&#x017F;olut nicht in<lb/>
Erfahrung zu bringen. Ich habe das Vermählungsjahr Bi&#x017F;chofswerders<lb/>
mit &#x017F;einer zweiten Gemahlin, Gräfin Pinto, <hi rendition="#g">nicht</hi> mit Sicherheit fe&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;tellen können. Be&#x017F;timmte Angaben hierüber würden mit Dank entgegen-<lb/>
genommen werden.</note> Die Angabe von Tag und Jahr i&#x017F;t zuverlä&#x017F;&#x017F;ig,<lb/>
die Ortsangabe fraglich. Sein Vater, (die Mutter war eine<lb/>
geborne v. Bünau) war Adjutant bei dem Mar&#x017F;chall von<lb/>
Sach&#x017F;en, warb für Frankreich das Regiment Chaumontet und<lb/>
&#x017F;tarb als Ober&#x017F;t im Dien&#x017F;t der General&#x017F;taaten.</p><lb/>
          <p>Hans Rudolph v. Bi&#x017F;chofswerder &#x017F;tudirte von 1756 an zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">17*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0277] Marquardt von 1795—1803. General v. Biſchofswerder. Die Zeit der Heerlager war vorüber, der Baſeler Friede geſchloſſen; in demſelben Jahre war es, 1795, daß der General v. Biſchofswerder Marquardt käuflich an ſich brachte, nach einigen aus dem Vermögen ſeiner zweiten Frau, nach andern aus Mitteln, die ihm der König gewährt hatte. Das letztere iſt das wahrſcheinlichere. Gleichviel, er erſtand es und gab dem Herrenhauſe, dem Park, dem Dorfe ſelbſt, im Weſentlichen den Charakter, den ſie ſammt und ſonders bis dieſen Augenblick zeigen. So wenig Jahre er es beſaß, ſo war dieſer Beſitz doch epochemachend. Ehe wir darzuſtellen verſuchen, was Marquardt damals ſah und erlebte, verſuchen wir eine Schilderung des einflußreichen und merkwürdigen Mannes ſelbſt. Hans Rudolph v. Biſchofswerder wurde am 11. Novem- ber 1740 zu Oſtramünde im ſächſiſch-thüringiſchen Amte Eckarts- berge geboren. *) Die Angabe von Tag und Jahr iſt zuverläſſig, die Ortsangabe fraglich. Sein Vater, (die Mutter war eine geborne v. Bünau) war Adjutant bei dem Marſchall von Sachſen, warb für Frankreich das Regiment Chaumontet und ſtarb als Oberſt im Dienſt der Generalſtaaten. Hans Rudolph v. Biſchofswerder ſtudirte von 1756 an zu *) Dies Geburtsdatum feſtzuſtellen, war ſchwierig. Die Geſchichts- und Nachſchlagebücher geben abwechſelnd 1737, 1738 und 1741 an. Monat und Tag werden gar nicht genannt. In dieſer Verlegenheit half endlich das Marquardter Kirchenbuch. Es heißt in demſelben: Hans Rudolph v. Biſchofswerder ſtarb am 30. October 1803, in einem „ruhmvollen Alter“ von 62 Jahren 11 Monaten und 19 Tagen. Dies ergiebt das oben im Text angegebene Geburtsdatum. — Eine verwandte Mühe (was gleich hier bemerkt ſein mag) haben alle andern Namen-, Zahlen- und Verwandtſchafts-Angaben gemacht und nicht immer iſt das Reſultat ein gleich befriedigendes geweſen. Vieles war abſolut nicht in Erfahrung zu bringen. Ich habe das Vermählungsjahr Biſchofswerders mit ſeiner zweiten Gemahlin, Gräfin Pinto, nicht mit Sicherheit feſt- ſtellen können. Beſtimmte Angaben hierüber würden mit Dank entgegen- genommen werden. 17*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/277
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/277>, abgerufen am 22.11.2024.