Hier dient der Wende seinen Götzenbildern, Hier baut er seiner Städte festes Thor, Und drüber blinkt der Tempel Dach hervor: Julin, Vineta, Rhetra, Brennabor. Carl Seidel.
Die zwei Haupttempelstätten im ganzen Wendenland waren, wie mehrfach hervorgehoben, Rhetra und Arkona. Stettin und Brannibor, ihnen vielleicht am nächsten stehend, hatten doch über- wiegend eine lokale Bedeutung.
Rhetra und Arkona repräsentirten auch die Orakel, bei denen in den großen Landesfragen Raths geholt wurde, und ihr Ansehn war so groß, daß der Besitz dieser Tempel dem ganzen Stamme, dem sie zugehörten, ein gesteigertes Ansehen lieh; die Redarier und die Ranen nahmen eine bevorzugte Stellung ein. Später entspann sich zwischen beiden eine Riva- lität, wie zwischen Delphi und Dodona.
Rhetra war unter diesen beiden Orakelstätten die ältere, und wir beginnen mit Wiedergabe dessen, was Thietmar, Bischof von Merseburg, über diese sagt. Thietmar berichtet:
"So viele Kreise es im Lande der Liutizier giebt, so viele Tempel giebt es auch und so viele einzelne Götzenbilder werden verehrt; die Stadt Rhetra aber behauptet einen ausgezeichneten Vorrang vor allen anderen. Nach Rhetra schicken die Wenden- fürsten, ehe sie in den Kampf eilen, und sorgfältig wird hier vermittelst der Loose und des Rosses nachgeforscht, welch' ein Opfer den Göttern darzubringen sei."
4 Rhetra Arkona. „Was ward aus den Wenden?“
Hier dient der Wende ſeinen Götzenbildern, Hier baut er ſeiner Städte feſtes Thor, Und drüber blinkt der Tempel Dach hervor: Julin, Vineta, Rhetra, Brennabor. Carl Seidel.
Die zwei Haupttempelſtätten im ganzen Wendenland waren, wie mehrfach hervorgehoben, Rhetra und Arkona. Stettin und Brannibor, ihnen vielleicht am nächſten ſtehend, hatten doch über- wiegend eine lokale Bedeutung.
Rhetra und Arkona repräſentirten auch die Orakel, bei denen in den großen Landesfragen Raths geholt wurde, und ihr Anſehn war ſo groß, daß der Beſitz dieſer Tempel dem ganzen Stamme, dem ſie zugehörten, ein geſteigertes Anſehen lieh; die Redarier und die Ranen nahmen eine bevorzugte Stellung ein. Später entſpann ſich zwiſchen beiden eine Riva- lität, wie zwiſchen Delphi und Dodona.
Rhetra war unter dieſen beiden Orakelſtätten die ältere, und wir beginnen mit Wiedergabe deſſen, was Thietmar, Biſchof von Merſeburg, über dieſe ſagt. Thietmar berichtet:
„So viele Kreiſe es im Lande der Liutizier giebt, ſo viele Tempel giebt es auch und ſo viele einzelne Götzenbilder werden verehrt; die Stadt Rhetra aber behauptet einen ausgezeichneten Vorrang vor allen anderen. Nach Rhetra ſchicken die Wenden- fürſten, ehe ſie in den Kampf eilen, und ſorgfältig wird hier vermittelſt der Looſe und des Roſſes nachgeforſcht, welch’ ein Opfer den Göttern darzubringen ſei.“
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Rhetra Arkona. „Was ward aus den Wenden?“
Hier dient der Wende ſeinen Götzenbildern,
Hier baut er ſeiner Städte feſtes Thor,
Und drüber blinkt der Tempel Dach hervor:
Julin, Vineta, Rhetra, Brennabor.
Carl Seidel.
Die zwei Haupttempelſtätten im ganzen Wendenland waren,
wie mehrfach hervorgehoben, Rhetra und Arkona. Stettin und
Brannibor, ihnen vielleicht am nächſten ſtehend, hatten doch über-
wiegend eine lokale Bedeutung.
Rhetra und Arkona repräſentirten auch die Orakel, bei
denen in den großen Landesfragen Raths geholt wurde, und
ihr Anſehn war ſo groß, daß der Beſitz dieſer Tempel dem
ganzen Stamme, dem ſie zugehörten, ein geſteigertes Anſehen
lieh; die Redarier und die Ranen nahmen eine bevorzugte
Stellung ein. Später entſpann ſich zwiſchen beiden eine Riva-
lität, wie zwiſchen Delphi und Dodona.
Rhetra war unter dieſen beiden Orakelſtätten die ältere,
und wir beginnen mit Wiedergabe deſſen, was Thietmar,
Biſchof von Merſeburg, über dieſe ſagt. Thietmar berichtet:
„So viele Kreiſe es im Lande der Liutizier giebt, ſo viele
Tempel giebt es auch und ſo viele einzelne Götzenbilder werden
verehrt; die Stadt Rhetra aber behauptet einen ausgezeichneten
Vorrang vor allen anderen. Nach Rhetra ſchicken die Wenden-
fürſten, ehe ſie in den Kampf eilen, und ſorgfältig wird hier
vermittelſt der Looſe und des Roſſes nachgeforſcht, welch’ ein
Opfer den Göttern darzubringen ſei.“
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/43>, abgerufen am 28.11.2024.
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