Auf der Fortuna ihrem Schiff Ist er zu segeln im Begriff; Will einer in der Welt was erjagen, Mag er sich rühren und mag sich plagen. Schiller.
Wie Buda-Pest, oder wie Köln und Deutz ein Doppel- gestirn bilden, so auch Caput und Petzow. Sie gehören zu- sammen. Zwar ist die Wasserfläche, die die beiden letzteren von einander trennt, um ein Erhebliches breiter als Rhein und Donau zusammengenommen, aber nichtsdestoweniger bilden auch diese beiden "Residenzen diesseit und jenseit des Schwilow" eine höhere Einheit. Eine Einheit, so verschieden sie unter einander sind. Sie ergänzen sich. Caput ist ganz Handel, Petzow ist ganz Industrie. Dort eine Wasserstraße, eine Werft, ein Hafen- verkehr; hier die Tag und Nacht dampfende Esse, das nie er- löschende Feuer des Ziegelofens. Schönheit der Lage ist beiden gemeinsam; doch ist Petzow hierin weit überlegen, sowohl seiner eigenen unmittelbaren Erscheinung, als dem landschaftlichen Rundblick nach, den es gestattet.
Die etwas unregelmäßig über einen Hügelrücken sich hin- ziehende Dorfstraße folgt im Wesentlichen dem Schwilow-Ufer; zwischen Dorf und See aber ist ein ziemlich breites, schräg ab- fallendes Stück Land verblieben, in das Schloß und Park sich theilen.
Beide sind Schöpfungen dieses Jahrhunderts; Vater und Großvater des gegenwärtigen Besitzers (des Amtsraths v. Kaehne) riefen sie ins Leben. Die genannte Familie sitzt nachweisbar
Petzow.
Auf der Fortuna ihrem Schiff Iſt er zu ſegeln im Begriff; Will einer in der Welt was erjagen, Mag er ſich rühren und mag ſich plagen. Schiller.
Wie Buda-Peſt, oder wie Köln und Deutz ein Doppel- geſtirn bilden, ſo auch Caput und Petzow. Sie gehören zu- ſammen. Zwar iſt die Waſſerfläche, die die beiden letzteren von einander trennt, um ein Erhebliches breiter als Rhein und Donau zuſammengenommen, aber nichtsdeſtoweniger bilden auch dieſe beiden „Reſidenzen dieſſeit und jenſeit des Schwilow“ eine höhere Einheit. Eine Einheit, ſo verſchieden ſie unter einander ſind. Sie ergänzen ſich. Caput iſt ganz Handel, Petzow iſt ganz Induſtrie. Dort eine Waſſerſtraße, eine Werft, ein Hafen- verkehr; hier die Tag und Nacht dampfende Eſſe, das nie er- löſchende Feuer des Ziegelofens. Schönheit der Lage iſt beiden gemeinſam; doch iſt Petzow hierin weit überlegen, ſowohl ſeiner eigenen unmittelbaren Erſcheinung, als dem landſchaftlichen Rundblick nach, den es geſtattet.
Die etwas unregelmäßig über einen Hügelrücken ſich hin- ziehende Dorfſtraße folgt im Weſentlichen dem Schwilow-Ufer; zwiſchen Dorf und See aber iſt ein ziemlich breites, ſchräg ab- fallendes Stück Land verblieben, in das Schloß und Park ſich theilen.
Beide ſind Schöpfungen dieſes Jahrhunderts; Vater und Großvater des gegenwärtigen Beſitzers (des Amtsraths v. Kaehne) riefen ſie ins Leben. Die genannte Familie ſitzt nachweisbar
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[[184]/0202]
Petzow.
Auf der Fortuna ihrem Schiff
Iſt er zu ſegeln im Begriff;
Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er ſich rühren und mag ſich plagen.
Schiller.
Wie Buda-Peſt, oder wie Köln und Deutz ein Doppel-
geſtirn bilden, ſo auch Caput und Petzow. Sie gehören zu-
ſammen. Zwar iſt die Waſſerfläche, die die beiden letzteren
von einander trennt, um ein Erhebliches breiter als Rhein und
Donau zuſammengenommen, aber nichtsdeſtoweniger bilden auch
dieſe beiden „Reſidenzen dieſſeit und jenſeit des Schwilow“ eine
höhere Einheit. Eine Einheit, ſo verſchieden ſie unter einander
ſind. Sie ergänzen ſich. Caput iſt ganz Handel, Petzow iſt
ganz Induſtrie. Dort eine Waſſerſtraße, eine Werft, ein Hafen-
verkehr; hier die Tag und Nacht dampfende Eſſe, das nie er-
löſchende Feuer des Ziegelofens. Schönheit der Lage iſt beiden
gemeinſam; doch iſt Petzow hierin weit überlegen, ſowohl ſeiner
eigenen unmittelbaren Erſcheinung, als dem landſchaftlichen
Rundblick nach, den es geſtattet.
Die etwas unregelmäßig über einen Hügelrücken ſich hin-
ziehende Dorfſtraße folgt im Weſentlichen dem Schwilow-Ufer;
zwiſchen Dorf und See aber iſt ein ziemlich breites, ſchräg ab-
fallendes Stück Land verblieben, in das Schloß und Park
ſich theilen.
Beide ſind Schöpfungen dieſes Jahrhunderts; Vater und
Großvater des gegenwärtigen Beſitzers (des Amtsraths v. Kaehne)
riefen ſie ins Leben. Die genannte Familie ſitzt nachweisbar
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [184]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/202>, abgerufen am 25.11.2024.
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