dergrund; Buttmann und Bode, Engel und Spalding, Biester und Nicolai waren gern gesehene Gäste und die Vertreter berühmter Namen galten wenig, wenn sie nicht ihres Theils gewirkt und ge- schafft und das ererbte Pfund durch eigene Kraft gemehrt hatten.
Der Tod der Frau von Friedland änderte hierin nichts Wesentliches; die Gräfin Itzenplitz (Frau von Friedlands Toch- ter) trat eben in jedem Sinne die Erbschaft der Mutter an und alles was hervorragte, sei es in Staat, in Leben, in Wissenschaft, fand nach wie vor die gastlichen Thore von Schloß Cunersdorf offen. Wenn sich ein Unterschied zeigte, so war es vielleicht der, daß die einseitige Bevorzugung des Talents, des Wissens, wie es die Mode, die Zeitströmung mit sich gebracht hatte, nunmehr einer nach allen Seiten hin gerechteren Würdigung des Lebens und seiner tausend Kräfte Platz machte. Die persönlichen Neigungen der Tochter lagen im Wesentlichen nach derselben Seite hin, wie die der Mutter, die Wissenschaften standen in erster Reihe (unter diesen wieder Botanik und die Naturwissenschaften obenan) und Klap- roth, Willdenow, Lichtenstein, Ermann, beide Humboldt's, Leopold von Buch, dazu Savigny, Ranke, Knesebeck, Reden, Marwitz, Oberst von Romberg, vor allem der alte Oberpräsident von Vincke, waren Freunde und Gäste des Hau- ses. Aber, wie schon angedeutet, der Kreis war doch ein weiter gezogener als zu den Lebzeiten der Mutter, und die Kunst, deren erstes Dämmern in diesem Lande Frau von Friedland nur eben noch erlebt hatte, fand ein eingehenderes Verständniß, und soweit es die Zeitverhältnisse und die Mittel eines Privathauses überhaupt gestatteten, auch Pflege und Förderung bei der Tochter. Rauch, Friedrich Tieck, Wach (der beiden Altmeister Schadow und Weitsch zu geschweigen) traten, theils menschlich, theils künstlerisch, in nähere Beziehung zu dem Itzenplitz'schen Hause, und der Verlauf dieses Aufsatzes wird mir noch Gelegenheit geben, ihre Werke, soweit sie auf Schloß Cunersdorf Bezug haben, an dieser Stelle aufzuzählen.
Die eben genannten Namen haben uns bereits bis an die
dergrund; Buttmann und Bode, Engel und Spalding, Bieſter und Nicolai waren gern geſehene Gäſte und die Vertreter berühmter Namen galten wenig, wenn ſie nicht ihres Theils gewirkt und ge- ſchafft und das ererbte Pfund durch eigene Kraft gemehrt hatten.
Der Tod der Frau von Friedland änderte hierin nichts Weſentliches; die Gräfin Itzenplitz (Frau von Friedlands Toch- ter) trat eben in jedem Sinne die Erbſchaft der Mutter an und alles was hervorragte, ſei es in Staat, in Leben, in Wiſſenſchaft, fand nach wie vor die gaſtlichen Thore von Schloß Cunersdorf offen. Wenn ſich ein Unterſchied zeigte, ſo war es vielleicht der, daß die einſeitige Bevorzugung des Talents, des Wiſſens, wie es die Mode, die Zeitſtrömung mit ſich gebracht hatte, nunmehr einer nach allen Seiten hin gerechteren Würdigung des Lebens und ſeiner tauſend Kräfte Platz machte. Die perſönlichen Neigungen der Tochter lagen im Weſentlichen nach derſelben Seite hin, wie die der Mutter, die Wiſſenſchaften ſtanden in erſter Reihe (unter dieſen wieder Botanik und die Naturwiſſenſchaften obenan) und Klap- roth, Willdenow, Lichtenſtein, Ermann, beide Humboldt’s, Leopold von Buch, dazu Savigny, Ranke, Kneſebeck, Reden, Marwitz, Oberſt von Romberg, vor allem der alte Oberpräſident von Vincke, waren Freunde und Gäſte des Hau- ſes. Aber, wie ſchon angedeutet, der Kreis war doch ein weiter gezogener als zu den Lebzeiten der Mutter, und die Kunſt, deren erſtes Dämmern in dieſem Lande Frau von Friedland nur eben noch erlebt hatte, fand ein eingehenderes Verſtändniß, und ſoweit es die Zeitverhältniſſe und die Mittel eines Privathauſes überhaupt geſtatteten, auch Pflege und Förderung bei der Tochter. Rauch, Friedrich Tieck, Wach (der beiden Altmeiſter Schadow und Weitſch zu geſchweigen) traten, theils menſchlich, theils künſtleriſch, in nähere Beziehung zu dem Itzenplitz’ſchen Hauſe, und der Verlauf dieſes Aufſatzes wird mir noch Gelegenheit geben, ihre Werke, ſoweit ſie auf Schloß Cunersdorf Bezug haben, an dieſer Stelle aufzuzählen.
Die eben genannten Namen haben uns bereits bis an die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0478"n="466"/>
dergrund; Buttmann und Bode, Engel und Spalding, Bieſter und<lb/>
Nicolai waren gern geſehene Gäſte und die Vertreter berühmter<lb/>
Namen galten wenig, wenn ſie nicht ihres Theils gewirkt und ge-<lb/>ſchafft und das ererbte Pfund durch eigene Kraft gemehrt hatten.</p><lb/><p>Der Tod der Frau <hirendition="#g">von Friedland</hi> änderte hierin nichts<lb/>
Weſentliches; die Gräfin <hirendition="#g">Itzenplitz</hi> (Frau von Friedlands Toch-<lb/>
ter) trat eben in <hirendition="#g">jedem</hi> Sinne die Erbſchaft der Mutter an und<lb/>
alles was hervorragte, ſei es in Staat, in Leben, in Wiſſenſchaft,<lb/>
fand nach wie vor die gaſtlichen Thore von Schloß Cunersdorf<lb/>
offen. Wenn ſich ein Unterſchied zeigte, ſo war es vielleicht der,<lb/>
daß die einſeitige Bevorzugung des Talents, des Wiſſens, wie es<lb/>
die Mode, die Zeitſtrömung mit ſich gebracht hatte, nunmehr einer<lb/>
nach <hirendition="#g">allen</hi> Seiten hin gerechteren Würdigung des Lebens und<lb/>ſeiner tauſend Kräfte Platz machte. Die perſönlichen Neigungen der<lb/>
Tochter lagen im Weſentlichen nach derſelben Seite hin, wie die<lb/>
der Mutter, die Wiſſenſchaften ſtanden in erſter Reihe (unter dieſen<lb/>
wieder Botanik und die Naturwiſſenſchaften obenan) und <hirendition="#g">Klap-<lb/>
roth, Willdenow, Lichtenſtein, Ermann</hi>, beide <hirendition="#g">Humboldt</hi>’s,<lb/><hirendition="#g">Leopold von Buch</hi>, dazu <hirendition="#g">Savigny, Ranke, Kneſebeck,<lb/>
Reden, Marwitz</hi>, Oberſt <hirendition="#g">von Romberg</hi>, vor allem der alte<lb/>
Oberpräſident <hirendition="#g">von Vincke</hi>, waren Freunde und Gäſte des Hau-<lb/>ſes. Aber, wie ſchon angedeutet, der Kreis war doch ein weiter<lb/>
gezogener als zu den Lebzeiten der Mutter, und die <hirendition="#g">Kunſt</hi>, deren<lb/>
erſtes Dämmern in dieſem Lande Frau <hirendition="#g">von Friedland</hi> nur eben<lb/>
noch erlebt hatte, fand ein eingehenderes Verſtändniß, und ſoweit<lb/>
es die Zeitverhältniſſe und die Mittel eines Privathauſes überhaupt<lb/>
geſtatteten, auch Pflege und Förderung bei der Tochter. <hirendition="#g">Rauch,<lb/>
Friedrich Tieck, Wach</hi> (der beiden Altmeiſter <hirendition="#g">Schadow</hi> und<lb/><hirendition="#g">Weitſch</hi> zu geſchweigen) traten, theils menſchlich, theils künſtleriſch,<lb/>
in nähere Beziehung zu dem <hirendition="#g">Itzenplitz</hi>’ſchen Hauſe, und der<lb/>
Verlauf dieſes Aufſatzes wird mir noch Gelegenheit geben, ihre<lb/>
Werke, ſoweit ſie auf Schloß Cunersdorf Bezug haben, an dieſer<lb/>
Stelle aufzuzählen.</p><lb/><p>Die eben genannten Namen haben uns bereits bis an die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[466/0478]
dergrund; Buttmann und Bode, Engel und Spalding, Bieſter und
Nicolai waren gern geſehene Gäſte und die Vertreter berühmter
Namen galten wenig, wenn ſie nicht ihres Theils gewirkt und ge-
ſchafft und das ererbte Pfund durch eigene Kraft gemehrt hatten.
Der Tod der Frau von Friedland änderte hierin nichts
Weſentliches; die Gräfin Itzenplitz (Frau von Friedlands Toch-
ter) trat eben in jedem Sinne die Erbſchaft der Mutter an und
alles was hervorragte, ſei es in Staat, in Leben, in Wiſſenſchaft,
fand nach wie vor die gaſtlichen Thore von Schloß Cunersdorf
offen. Wenn ſich ein Unterſchied zeigte, ſo war es vielleicht der,
daß die einſeitige Bevorzugung des Talents, des Wiſſens, wie es
die Mode, die Zeitſtrömung mit ſich gebracht hatte, nunmehr einer
nach allen Seiten hin gerechteren Würdigung des Lebens und
ſeiner tauſend Kräfte Platz machte. Die perſönlichen Neigungen der
Tochter lagen im Weſentlichen nach derſelben Seite hin, wie die
der Mutter, die Wiſſenſchaften ſtanden in erſter Reihe (unter dieſen
wieder Botanik und die Naturwiſſenſchaften obenan) und Klap-
roth, Willdenow, Lichtenſtein, Ermann, beide Humboldt’s,
Leopold von Buch, dazu Savigny, Ranke, Kneſebeck,
Reden, Marwitz, Oberſt von Romberg, vor allem der alte
Oberpräſident von Vincke, waren Freunde und Gäſte des Hau-
ſes. Aber, wie ſchon angedeutet, der Kreis war doch ein weiter
gezogener als zu den Lebzeiten der Mutter, und die Kunſt, deren
erſtes Dämmern in dieſem Lande Frau von Friedland nur eben
noch erlebt hatte, fand ein eingehenderes Verſtändniß, und ſoweit
es die Zeitverhältniſſe und die Mittel eines Privathauſes überhaupt
geſtatteten, auch Pflege und Förderung bei der Tochter. Rauch,
Friedrich Tieck, Wach (der beiden Altmeiſter Schadow und
Weitſch zu geſchweigen) traten, theils menſchlich, theils künſtleriſch,
in nähere Beziehung zu dem Itzenplitz’ſchen Hauſe, und der
Verlauf dieſes Aufſatzes wird mir noch Gelegenheit geben, ihre
Werke, ſoweit ſie auf Schloß Cunersdorf Bezug haben, an dieſer
Stelle aufzuzählen.
Die eben genannten Namen haben uns bereits bis an die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/478>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.