sich noch eine seltsam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son- nenuhr von Sandstein, die auf mehreren der Zifferblätter den Namen Otto Christophs trägt. Die Kirche enthält ein paar Bilder, aber keine Sparrschen, ebenso keine Grabsteine der alten Familie. Nur die Glocken sind wieder unsre Freunde, die uns von den Sparrs erzählen, diesmal mit einer gewissen Ausführlichkeit und nicht blos von unsrem Otto Christoph, sondern auch von seinen Vettern, die er, wie es scheint, mit heranzuziehen und seiner Glockenpassion dienstbar zu machen wußte.
Die Inschrift der ersten Glocke lautet: Der wohledle, geborne Herr Ernst Sparr, Ihrer Kurfürstlichen Durchlauchtigkeit zu Brandenburg Rath und bestallter Hauptmann zu Zechlin und Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Behrbaum und Dannen- berg. Dazu das einfache Sparrsche Wappen und: "Goß mich Ja- cob Neuwert zu Berlin 1660." (Diese Angabe wiederholt sich auf allen drei Glocken.)
Die Inschrift der zweiten Glocke lautet: Ernst George des heiligen Römischen Reiches Graf von Sparr, der Römischen- Kaiserlichen auch zu Pohlen und Schweden Königlicher Majestät Geheimer Kriegsrath, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeister, beiderseits Kammerherr und Obrister zu Roß und Fuß; Herr auf Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum. Dazu das gräf- lich Sparrsche Wappen.
Die dritte Glocke ist die wichtigste; sie ist die größte und rührt von unsrem Otto Christoph, dem Feldmarschall her. Sie ist aber gesprungen und befindet sich deshalb nicht mehr neben ihren zwei Schwestern oben in der Höhe, sondern unten im Thurm, wo man ihre Inschrift mit Bequemlichkeit*) lesen und neben dem
*) Es verlohnt sich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man- nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufsteigen in alte Thürme und das Hinabsteigen in alte Grüfte verbunden ist, steht das Glocken- inschrift-Lesen obenan. Ohne "Licht und Leiter" geht es eigentlich kaum, aber beide sind nie zur Hand und so fällt einem das Loos zu, sich zu helfen so gut es geht. Das erste ist, daß alle Schalllöcher geöffnet werden,
ſich noch eine ſeltſam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son- nenuhr von Sandſtein, die auf mehreren der Zifferblätter den Namen Otto Chriſtophs trägt. Die Kirche enthält ein paar Bilder, aber keine Sparrſchen, ebenſo keine Grabſteine der alten Familie. Nur die Glocken ſind wieder unſre Freunde, die uns von den Sparrs erzählen, diesmal mit einer gewiſſen Ausführlichkeit und nicht blos von unſrem Otto Chriſtoph, ſondern auch von ſeinen Vettern, die er, wie es ſcheint, mit heranzuziehen und ſeiner Glockenpaſſion dienſtbar zu machen wußte.
Die Inſchrift der erſten Glocke lautet: Der wohledle, geborne Herr Ernſt Sparr, Ihrer Kurfürſtlichen Durchlauchtigkeit zu Brandenburg Rath und beſtallter Hauptmann zu Zechlin und Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Behrbaum und Dannen- berg. Dazu das einfache Sparrſche Wappen und: „Goß mich Ja- cob Neuwert zu Berlin 1660.“ (Dieſe Angabe wiederholt ſich auf allen drei Glocken.)
Die Inſchrift der zweiten Glocke lautet: Ernſt George des heiligen Römiſchen Reiches Graf von Sparr, der Römiſchen- Kaiſerlichen auch zu Pohlen und Schweden Königlicher Majeſtät Geheimer Kriegsrath, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeiſter, beiderſeits Kammerherr und Obriſter zu Roß und Fuß; Herr auf Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum. Dazu das gräf- lich Sparrſche Wappen.
Die dritte Glocke iſt die wichtigſte; ſie iſt die größte und rührt von unſrem Otto Chriſtoph, dem Feldmarſchall her. Sie iſt aber geſprungen und befindet ſich deshalb nicht mehr neben ihren zwei Schweſtern oben in der Höhe, ſondern unten im Thurm, wo man ihre Inſchrift mit Bequemlichkeit*) leſen und neben dem
*) Es verlohnt ſich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man- nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufſteigen in alte Thürme und das Hinabſteigen in alte Grüfte verbunden iſt, ſteht das Glocken- inſchrift-Leſen obenan. Ohne „Licht und Leiter“ geht es eigentlich kaum, aber beide ſind nie zur Hand und ſo fällt einem das Loos zu, ſich zu helfen ſo gut es geht. Das erſte iſt, daß alle Schalllöcher geöffnet werden,
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ſich noch eine ſeltſam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son-
nenuhr von Sandſtein, die auf mehreren der Zifferblätter den
Namen Otto Chriſtophs trägt. Die Kirche enthält ein paar Bilder,
aber keine Sparrſchen, ebenſo keine Grabſteine der alten Familie.
Nur die Glocken ſind wieder unſre Freunde, die uns von den
Sparrs erzählen, diesmal mit einer gewiſſen Ausführlichkeit und
nicht blos von unſrem Otto Chriſtoph, ſondern auch von ſeinen
Vettern, die er, wie es ſcheint, mit heranzuziehen und ſeiner
Glockenpaſſion dienſtbar zu machen wußte.
Die Inſchrift der erſten Glocke lautet: Der wohledle, geborne
Herr Ernſt Sparr, Ihrer Kurfürſtlichen Durchlauchtigkeit zu
Brandenburg Rath und beſtallter Hauptmann zu Zechlin und
Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Behrbaum und Dannen-
berg. Dazu das einfache Sparrſche Wappen und: „Goß mich Ja-
cob Neuwert zu Berlin 1660.“ (Dieſe Angabe wiederholt ſich auf
allen drei Glocken.)
Die Inſchrift der zweiten Glocke lautet: Ernſt George
des heiligen Römiſchen Reiches Graf von Sparr, der Römiſchen-
Kaiſerlichen auch zu Pohlen und Schweden Königlicher Majeſtät
Geheimer Kriegsrath, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeiſter,
beiderſeits Kammerherr und Obriſter zu Roß und Fuß; Herr auf
Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum. Dazu das gräf-
lich Sparrſche Wappen.
Die dritte Glocke iſt die wichtigſte; ſie iſt die größte und
rührt von unſrem Otto Chriſtoph, dem Feldmarſchall her. Sie iſt
aber geſprungen und befindet ſich deshalb nicht mehr neben ihren
zwei Schweſtern oben in der Höhe, ſondern unten im Thurm, wo
man ihre Inſchrift mit Bequemlichkeit *) leſen und neben dem
*) Es verlohnt ſich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man-
nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufſteigen in alte Thürme
und das Hinabſteigen in alte Grüfte verbunden iſt, ſteht das Glocken-
inſchrift-Leſen obenan. Ohne „Licht und Leiter“ geht es eigentlich kaum,
aber beide ſind nie zur Hand und ſo fällt einem das Loos zu, ſich zu
helfen ſo gut es geht. Das erſte iſt, daß alle Schalllöcher geöffnet werden,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/340>, abgerufen am 23.07.2024.
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