Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.sich noch eine seltsam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son- Die Inschrift der ersten Glocke lautet: Der wohledle, geborne Die Inschrift der zweiten Glocke lautet: Ernst George Die dritte Glocke ist die wichtigste; sie ist die größte und *) Es verlohnt sich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man-
nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufsteigen in alte Thürme und das Hinabsteigen in alte Grüfte verbunden ist, steht das Glocken- inschrift-Lesen obenan. Ohne "Licht und Leiter" geht es eigentlich kaum, aber beide sind nie zur Hand und so fällt einem das Loos zu, sich zu helfen so gut es geht. Das erste ist, daß alle Schalllöcher geöffnet werden, ſich noch eine ſeltſam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son- Die Inſchrift der erſten Glocke lautet: Der wohledle, geborne Die Inſchrift der zweiten Glocke lautet: Ernſt George Die dritte Glocke iſt die wichtigſte; ſie iſt die größte und *) Es verlohnt ſich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man-
nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufſteigen in alte Thürme und das Hinabſteigen in alte Grüfte verbunden iſt, ſteht das Glocken- inſchrift-Leſen obenan. Ohne „Licht und Leiter“ geht es eigentlich kaum, aber beide ſind nie zur Hand und ſo fällt einem das Loos zu, ſich zu helfen ſo gut es geht. Das erſte iſt, daß alle Schalllöcher geöffnet werden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0340" n="328"/> ſich noch eine ſeltſam geformte, <hi rendition="#g">acht</hi> Zifferblätter zeigende Son-<lb/> nenuhr von Sandſtein, die auf mehreren der Zifferblätter den<lb/> Namen Otto Chriſtophs trägt. Die Kirche enthält ein paar Bilder,<lb/> aber keine Sparrſchen, ebenſo keine Grabſteine der alten Familie.<lb/> Nur die Glocken ſind wieder unſre Freunde, die uns von den<lb/> Sparrs erzählen, diesmal mit einer gewiſſen Ausführlichkeit und<lb/> nicht blos von unſrem Otto Chriſtoph, ſondern auch von ſeinen<lb/> Vettern, die er, wie es ſcheint, mit heranzuziehen und ſeiner<lb/> Glockenpaſſion dienſtbar zu machen wußte.</p><lb/> <p>Die Inſchrift der erſten Glocke lautet: Der wohledle, geborne<lb/> Herr <hi rendition="#g">Ernſt Sparr</hi>, Ihrer Kurfürſtlichen Durchlauchtigkeit zu<lb/> Brandenburg Rath und beſtallter Hauptmann zu Zechlin und<lb/> Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Behrbaum und Dannen-<lb/> berg. Dazu das einfache Sparrſche Wappen und: „Goß mich Ja-<lb/> cob Neuwert zu Berlin 1660.“ (Dieſe Angabe wiederholt ſich auf<lb/> allen drei Glocken.)</p><lb/> <p>Die Inſchrift der <hi rendition="#g">zweiten</hi> Glocke lautet: <hi rendition="#g">Ernſt George</hi><lb/> des heiligen Römiſchen Reiches Graf von Sparr, der Römiſchen-<lb/> Kaiſerlichen auch zu Pohlen und Schweden Königlicher Majeſtät<lb/> Geheimer Kriegsrath, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeiſter,<lb/> beiderſeits Kammerherr und Obriſter zu Roß und Fuß; Herr auf<lb/> Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum. Dazu das <hi rendition="#g">gräf-<lb/> lich</hi> Sparrſche Wappen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">dritte</hi> Glocke iſt die wichtigſte; ſie iſt die größte und<lb/> rührt von unſrem Otto Chriſtoph, dem Feldmarſchall her. Sie iſt<lb/> aber geſprungen und befindet ſich deshalb nicht mehr neben ihren<lb/> zwei Schweſtern oben in der Höhe, ſondern unten im Thurm, wo<lb/> man ihre Inſchrift mit <hi rendition="#g">Bequemlichkeit</hi><note xml:id="note-0340" next="#note-0341" place="foot" n="*)">Es verlohnt ſich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man-<lb/> nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufſteigen in alte Thürme<lb/> und das Hinabſteigen in alte Grüfte verbunden iſt, ſteht das Glocken-<lb/> inſchrift-Leſen obenan. Ohne „Licht und Leiter“ geht es eigentlich kaum,<lb/> aber beide ſind nie zur Hand und ſo fällt einem das Loos zu, ſich zu<lb/> helfen ſo gut es geht. Das erſte iſt, daß alle Schalllöcher geöffnet werden,</note> leſen und neben dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [328/0340]
ſich noch eine ſeltſam geformte, acht Zifferblätter zeigende Son-
nenuhr von Sandſtein, die auf mehreren der Zifferblätter den
Namen Otto Chriſtophs trägt. Die Kirche enthält ein paar Bilder,
aber keine Sparrſchen, ebenſo keine Grabſteine der alten Familie.
Nur die Glocken ſind wieder unſre Freunde, die uns von den
Sparrs erzählen, diesmal mit einer gewiſſen Ausführlichkeit und
nicht blos von unſrem Otto Chriſtoph, ſondern auch von ſeinen
Vettern, die er, wie es ſcheint, mit heranzuziehen und ſeiner
Glockenpaſſion dienſtbar zu machen wußte.
Die Inſchrift der erſten Glocke lautet: Der wohledle, geborne
Herr Ernſt Sparr, Ihrer Kurfürſtlichen Durchlauchtigkeit zu
Brandenburg Rath und beſtallter Hauptmann zu Zechlin und
Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Behrbaum und Dannen-
berg. Dazu das einfache Sparrſche Wappen und: „Goß mich Ja-
cob Neuwert zu Berlin 1660.“ (Dieſe Angabe wiederholt ſich auf
allen drei Glocken.)
Die Inſchrift der zweiten Glocke lautet: Ernſt George
des heiligen Römiſchen Reiches Graf von Sparr, der Römiſchen-
Kaiſerlichen auch zu Pohlen und Schweden Königlicher Majeſtät
Geheimer Kriegsrath, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeiſter,
beiderſeits Kammerherr und Obriſter zu Roß und Fuß; Herr auf
Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum. Dazu das gräf-
lich Sparrſche Wappen.
Die dritte Glocke iſt die wichtigſte; ſie iſt die größte und
rührt von unſrem Otto Chriſtoph, dem Feldmarſchall her. Sie iſt
aber geſprungen und befindet ſich deshalb nicht mehr neben ihren
zwei Schweſtern oben in der Höhe, ſondern unten im Thurm, wo
man ihre Inſchrift mit Bequemlichkeit *) leſen und neben dem
*) Es verlohnt ſich dies eigens hervorzuheben, denn unter den man-
nigfachen kleinen Strapatzen, womit das Hinaufſteigen in alte Thürme
und das Hinabſteigen in alte Grüfte verbunden iſt, ſteht das Glocken-
inſchrift-Leſen obenan. Ohne „Licht und Leiter“ geht es eigentlich kaum,
aber beide ſind nie zur Hand und ſo fällt einem das Loos zu, ſich zu
helfen ſo gut es geht. Das erſte iſt, daß alle Schalllöcher geöffnet werden,
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