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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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nen Ordre ersehen werden, bewilligt und wünsche, daß Sie recht
bald im Stande sein mögen, Ihre Niederlassung in Meinen
Staaten auszuführen. Bis dahin verbleibe Ich Ihr gnädiger
Friedrich Wilhelm.

Die beigelegte Ordre enthielt (außer der Aufnahme in die
Akademie der Wissenschaften und außer dem Charakter als Gehei-
mer Kriegsrath) folgende Zugeständnisse: 1) drei bis vierhundert
Morgen Acker des Amtes Wollup in Erbpacht; 2) die Erlaub-
niß, diese Erbpacht zu veräußern und ein Rittergut dafür zu kau-
fen; 3) Schutz und Begünstigung des landwirthschaftlichen In-
stituts.

Thaer nahm an; verkaufte den ihm in Erbpacht gegebenen
Theil des Amtes Wollup (das später durch Koppe so berühmt
wurde), erstand dafür das Rittergut Moeglin nebst dem Vor-
werk Königshof, schloß im Herbst (1804) sein bis dahin in
Celle fortgeführtes Lehrinstitut, "dem der Ruhm verbleiben wird,
die erste landwirthschaftliche Lehranstalt in Deutschland
gewesen zu sein" und wanderte, einige Wochen später, mit 23 Per-
sonen in sein neues Vaterland ein.



Thaer hatte in Celle zunächst eine Experimental-Wirth-
schaft, dann, -- nachdem seine Versuche fast durchgängig von Er-
folg gekrönt worden waren, -- eine Modell-Wirthschaft geführt;
in Moeglin wurde die Modell-Wirthschaft zu einer Muster-
Wirthschaft. Hierin liegt der alleinige Unterschied zwischen der Cel-
ler
und der Moegliner Wirthschaftsführung ausgesprochen. Die
Modell-Wirthschaft in Celle legte denen, die sie kennen gelernt
hatten, die Mühwaltung, oft auch geradezu die Schwierigkeit des
Transponirens aus kleinen in große Verhältnisse auf, die
Moegliner Wirthschaft hingegen war für die Mehrzahl der Fälle
ohne Weiteres ein Muster. Natürlich innerhalb der Grenzen, wie

nen Ordre erſehen werden, bewilligt und wünſche, daß Sie recht
bald im Stande ſein mögen, Ihre Niederlaſſung in Meinen
Staaten auszuführen. Bis dahin verbleibe Ich Ihr gnädiger
Friedrich Wilhelm.

Die beigelegte Ordre enthielt (außer der Aufnahme in die
Akademie der Wiſſenſchaften und außer dem Charakter als Gehei-
mer Kriegsrath) folgende Zugeſtändniſſe: 1) drei bis vierhundert
Morgen Acker des Amtes Wollup in Erbpacht; 2) die Erlaub-
niß, dieſe Erbpacht zu veräußern und ein Rittergut dafür zu kau-
fen; 3) Schutz und Begünſtigung des landwirthſchaftlichen In-
ſtituts.

Thaer nahm an; verkaufte den ihm in Erbpacht gegebenen
Theil des Amtes Wollup (das ſpäter durch Koppe ſo berühmt
wurde), erſtand dafür das Rittergut Moeglin nebſt dem Vor-
werk Königshof, ſchloß im Herbſt (1804) ſein bis dahin in
Celle fortgeführtes Lehrinſtitut, „dem der Ruhm verbleiben wird,
die erſte landwirthſchaftliche Lehranſtalt in Deutſchland
geweſen zu ſein“ und wanderte, einige Wochen ſpäter, mit 23 Per-
ſonen in ſein neues Vaterland ein.



Thaer hatte in Celle zunächſt eine Experimental-Wirth-
ſchaft, dann, — nachdem ſeine Verſuche faſt durchgängig von Er-
folg gekrönt worden waren, — eine Modell-Wirthſchaft geführt;
in Moeglin wurde die Modell-Wirthſchaft zu einer Muſter-
Wirthſchaft. Hierin liegt der alleinige Unterſchied zwiſchen der Cel-
ler
und der Moegliner Wirthſchaftsführung ausgeſprochen. Die
Modell-Wirthſchaft in Celle legte denen, die ſie kennen gelernt
hatten, die Mühwaltung, oft auch geradezu die Schwierigkeit des
Transponirens aus kleinen in große Verhältniſſe auf, die
Moegliner Wirthſchaft hingegen war für die Mehrzahl der Fälle
ohne Weiteres ein Muſter. Natürlich innerhalb der Grenzen, wie

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[239/0251] nen Ordre erſehen werden, bewilligt und wünſche, daß Sie recht bald im Stande ſein mögen, Ihre Niederlaſſung in Meinen Staaten auszuführen. Bis dahin verbleibe Ich Ihr gnädiger Friedrich Wilhelm. Die beigelegte Ordre enthielt (außer der Aufnahme in die Akademie der Wiſſenſchaften und außer dem Charakter als Gehei- mer Kriegsrath) folgende Zugeſtändniſſe: 1) drei bis vierhundert Morgen Acker des Amtes Wollup in Erbpacht; 2) die Erlaub- niß, dieſe Erbpacht zu veräußern und ein Rittergut dafür zu kau- fen; 3) Schutz und Begünſtigung des landwirthſchaftlichen In- ſtituts. Thaer nahm an; verkaufte den ihm in Erbpacht gegebenen Theil des Amtes Wollup (das ſpäter durch Koppe ſo berühmt wurde), erſtand dafür das Rittergut Moeglin nebſt dem Vor- werk Königshof, ſchloß im Herbſt (1804) ſein bis dahin in Celle fortgeführtes Lehrinſtitut, „dem der Ruhm verbleiben wird, die erſte landwirthſchaftliche Lehranſtalt in Deutſchland geweſen zu ſein“ und wanderte, einige Wochen ſpäter, mit 23 Per- ſonen in ſein neues Vaterland ein. Thaer hatte in Celle zunächſt eine Experimental-Wirth- ſchaft, dann, — nachdem ſeine Verſuche faſt durchgängig von Er- folg gekrönt worden waren, — eine Modell-Wirthſchaft geführt; in Moeglin wurde die Modell-Wirthſchaft zu einer Muſter- Wirthſchaft. Hierin liegt der alleinige Unterſchied zwiſchen der Cel- ler und der Moegliner Wirthſchaftsführung ausgeſprochen. Die Modell-Wirthſchaft in Celle legte denen, die ſie kennen gelernt hatten, die Mühwaltung, oft auch geradezu die Schwierigkeit des Transponirens aus kleinen in große Verhältniſſe auf, die Moegliner Wirthſchaft hingegen war für die Mehrzahl der Fälle ohne Weiteres ein Muſter. Natürlich innerhalb der Grenzen, wie

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/251>, abgerufen am 10.05.2024.