schaft" mit besonderem Respekt) vor allem Kriegsunwesen gesichert wurde, allein sein persönliches Gesichertsein konnte ihn nicht trösten über die allgemeine Lage.
In dieser Zeit war es, daß Thaer sein Auge auf Preußen richtete, auf Preußen, das er für die einzige feste Vormauer gegen hereinbrechende Anarchie und Despotismus hielt. Die Idee einer Uebersiedelung kam ihm; Briefe, nach Kunersdorf hin gerichtet, sprachen verwandte Wünsche aus und Graf Itzenplitz (übrigens bei Hardenberg und Beyme dem entschiedensten Entgegenkommen begegnend) führte mit Umsicht und Gewandtheit die ganze Ange- legenheit zu einem glücklichen Ende. Schon im Februar 1804 erhielt Thaer, in Folge der von dem bewährten Freunde getha- nen Schritte, einen Brief vom Minister Hardenberg, in dem es hieß: "Für mich würde nichts erwünschter sein, als die Möglich- keit, mich recht oft Ihres angenehmen und lehrreichen Umgangs erfreuen zu können, aber noch weit größer würde meine Zufrie- denheit sein, wenn ich Sie dem preußischen Staate erwerben könnte..... Eröffnen Sie mir freimüthig Ihre Wünsche und die Bedingungen, die Sie verlangen würden." Thaer reiste gleich nach Eingang dieses Briefes nach Berlin, um das Eisen zu schmieden, so lang es noch heiß sei. Schon am 19. März erhielt er folgen- des Königliche Schreiben:
Mein Herr Leibmedicus! Ich habe mit Vergnügen ver- nommen, daß Sie entschlossen sind, sich in meinen Staaten niederzulassen und Ihr landwirthschaftliches Lehrinstitut hierher zu verlegen, wenn Sie für die mit dieser Veränderung verbundenen Schäden und Kosten entschädigt und in den Stand gesetzt würden, Ihre gemeinnützlichen Arbeiten für die Verbes- serung der Landwirthschaft, welche künftig vorzüglich die Lan- descultur in den preußischen Staaten bezwecken werden, fortzu- setzen. Da Ich Mir nun von Ihrem rühmlichst bekannten Eifer, Fleiße und Kenntnissen, den größten Nutzen für die Landes- cultur verspreche, so habe Ich Ihnen sehr gern die gemachten Bedingungen, wie Sie aus der abschriftlich anliegenden erlasse-
ſchaft“ mit beſonderem Reſpekt) vor allem Kriegsunweſen geſichert wurde, allein ſein perſönliches Geſichertſein konnte ihn nicht tröſten über die allgemeine Lage.
In dieſer Zeit war es, daß Thaer ſein Auge auf Preußen richtete, auf Preußen, das er für die einzige feſte Vormauer gegen hereinbrechende Anarchie und Deſpotismus hielt. Die Idee einer Ueberſiedelung kam ihm; Briefe, nach Kunersdorf hin gerichtet, ſprachen verwandte Wünſche aus und Graf Itzenplitz (übrigens bei Hardenberg und Beyme dem entſchiedenſten Entgegenkommen begegnend) führte mit Umſicht und Gewandtheit die ganze Ange- legenheit zu einem glücklichen Ende. Schon im Februar 1804 erhielt Thaer, in Folge der von dem bewährten Freunde getha- nen Schritte, einen Brief vom Miniſter Hardenberg, in dem es hieß: „Für mich würde nichts erwünſchter ſein, als die Möglich- keit, mich recht oft Ihres angenehmen und lehrreichen Umgangs erfreuen zu können, aber noch weit größer würde meine Zufrie- denheit ſein, wenn ich Sie dem preußiſchen Staate erwerben könnte..... Eröffnen Sie mir freimüthig Ihre Wünſche und die Bedingungen, die Sie verlangen würden.“ Thaer reiſte gleich nach Eingang dieſes Briefes nach Berlin, um das Eiſen zu ſchmieden, ſo lang es noch heiß ſei. Schon am 19. März erhielt er folgen- des Königliche Schreiben:
Mein Herr Leibmedicus! Ich habe mit Vergnügen ver- nommen, daß Sie entſchloſſen ſind, ſich in meinen Staaten niederzulaſſen und Ihr landwirthſchaftliches Lehrinſtitut hierher zu verlegen, wenn Sie für die mit dieſer Veränderung verbundenen Schäden und Koſten entſchädigt und in den Stand geſetzt würden, Ihre gemeinnützlichen Arbeiten für die Verbeſ- ſerung der Landwirthſchaft, welche künftig vorzüglich die Lan- descultur in den preußiſchen Staaten bezwecken werden, fortzu- ſetzen. Da Ich Mir nun von Ihrem rühmlichſt bekannten Eifer, Fleiße und Kenntniſſen, den größten Nutzen für die Landes- cultur verſpreche, ſo habe Ich Ihnen ſehr gern die gemachten Bedingungen, wie Sie aus der abſchriftlich anliegenden erlaſſe-
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ſchaft“ mit beſonderem Reſpekt) vor allem Kriegsunweſen geſichert
wurde, allein ſein perſönliches Geſichertſein konnte ihn nicht tröſten
über die allgemeine Lage.
In dieſer Zeit war es, daß Thaer ſein Auge auf Preußen
richtete, auf Preußen, das er für die einzige feſte Vormauer gegen
hereinbrechende Anarchie und Deſpotismus hielt. Die Idee einer
Ueberſiedelung kam ihm; Briefe, nach Kunersdorf hin gerichtet,
ſprachen verwandte Wünſche aus und Graf Itzenplitz (übrigens
bei Hardenberg und Beyme dem entſchiedenſten Entgegenkommen
begegnend) führte mit Umſicht und Gewandtheit die ganze Ange-
legenheit zu einem glücklichen Ende. Schon im Februar 1804
erhielt Thaer, in Folge der von dem bewährten Freunde getha-
nen Schritte, einen Brief vom Miniſter Hardenberg, in dem es
hieß: „Für mich würde nichts erwünſchter ſein, als die Möglich-
keit, mich recht oft Ihres angenehmen und lehrreichen Umgangs
erfreuen zu können, aber noch weit größer würde meine Zufrie-
denheit ſein, wenn ich Sie dem preußiſchen Staate erwerben
könnte..... Eröffnen Sie mir freimüthig Ihre Wünſche und die
Bedingungen, die Sie verlangen würden.“ Thaer reiſte gleich nach
Eingang dieſes Briefes nach Berlin, um das Eiſen zu ſchmieden,
ſo lang es noch heiß ſei. Schon am 19. März erhielt er folgen-
des Königliche Schreiben:
Mein Herr Leibmedicus! Ich habe mit Vergnügen ver-
nommen, daß Sie entſchloſſen ſind, ſich in meinen Staaten
niederzulaſſen und Ihr landwirthſchaftliches Lehrinſtitut
hierher zu verlegen, wenn Sie für die mit dieſer Veränderung
verbundenen Schäden und Koſten entſchädigt und in den Stand
geſetzt würden, Ihre gemeinnützlichen Arbeiten für die Verbeſ-
ſerung der Landwirthſchaft, welche künftig vorzüglich die Lan-
descultur in den preußiſchen Staaten bezwecken werden, fortzu-
ſetzen. Da Ich Mir nun von Ihrem rühmlichſt bekannten Eifer,
Fleiße und Kenntniſſen, den größten Nutzen für die Landes-
cultur verſpreche, ſo habe Ich Ihnen ſehr gern die gemachten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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