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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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stand seiner Studien, genau festzustellen, welche Producte jeder
Boden, nach der ihm innewohnenden Eigenart, d. h. nach
seiner chemischen Zusammensetzung, am ehesten hervorbringen könne.
Wo -- um auf das obige Beispiel noch einmal zurückzugreifen --
kein Lein wachsen wollte, da gab er es auf, einen kümmerlichen
Ertrag zu erzwingen und den Boden genau untersuchend, der eine
Leinerndte verweigerte, stellte er nunmehr fest: auf einem Boden
von der und der Beschaffenheit hat sich der Fruchtwechsel in dem
und dem Kreise zu drehen, unter Ausschluß von Lein. Glück-
licherweise begann eben damals die Wissenschaft, welche ganz be-
sonders zur Bodenkenntniß hinführt, die Chemie, sich zu jener
Stufe hoher Ausbildung zu erheben, auf der wir sie jetzt erblicken.
Thaer widmete ihr die größte Aufmerksamkeit, und die chemische
Zusammensetzung der verschiedensten Bodenarten mit ihrer speciellen
Tragfähigkeit oder Unfähigkeit vergleichend, glückte es ihm, seine
speciellen Erfahrungen zu allgemeinen Gesetzen zu erheben. Die
Frucht aller dieser seiner Anstrengungen war, daß er auch seine
schlechtesten Felder (indem er sich auf sie verstand) durch Fleiß und
Nachdenken einträglich zu machen wußte und jeden Boden, nach
Verhältniß seiner Güte und seines Werthes, bei kluger Bewirth-
schaftung für einträglich erklärte.

In einzelnen Kreisen, wenn auch nicht gerade in nächster
Nähe von Celle, begann die kleine Thaer'sche Wirthschaft Aufmerk-
samkeit zu erregen, einzelne Besucher kamen, Briefe wurden aus-
getauscht, Anregungen gegeben und empfangen. Es ist aber nichts-
destoweniger mindestens zweifelhaft, ob Thaer jemals aus seinem
engsten Kreise herausgetreten und epochemachend für die Landwirth-
schaft geworden sein würde, wenn sich nicht zu seiner praktischen
Thätigkeit (deren wissenschaftliche Ausbeute bis dahin nur einem
ziemlich eng gezogenen Kreise zu gute gekommen war) eine emsige
Beschäftigung mit den Büchern, und als letzte Frucht praktischer
Erfahrung und wissenschaftlichen Studiums, ein literarisches
Auftreten
gesellt hätte.

Die deutsche landwirthschaftliche Literatur, die er in all ihren

ſtand ſeiner Studien, genau feſtzuſtellen, welche Producte jeder
Boden, nach der ihm innewohnenden Eigenart, d. h. nach
ſeiner chemiſchen Zuſammenſetzung, am eheſten hervorbringen könne.
Wo — um auf das obige Beiſpiel noch einmal zurückzugreifen —
kein Lein wachſen wollte, da gab er es auf, einen kümmerlichen
Ertrag zu erzwingen und den Boden genau unterſuchend, der eine
Leinerndte verweigerte, ſtellte er nunmehr feſt: auf einem Boden
von der und der Beſchaffenheit hat ſich der Fruchtwechſel in dem
und dem Kreiſe zu drehen, unter Ausſchluß von Lein. Glück-
licherweiſe begann eben damals die Wiſſenſchaft, welche ganz be-
ſonders zur Bodenkenntniß hinführt, die Chemie, ſich zu jener
Stufe hoher Ausbildung zu erheben, auf der wir ſie jetzt erblicken.
Thaer widmete ihr die größte Aufmerkſamkeit, und die chemiſche
Zuſammenſetzung der verſchiedenſten Bodenarten mit ihrer ſpeciellen
Tragfähigkeit oder Unfähigkeit vergleichend, glückte es ihm, ſeine
ſpeciellen Erfahrungen zu allgemeinen Geſetzen zu erheben. Die
Frucht aller dieſer ſeiner Anſtrengungen war, daß er auch ſeine
ſchlechteſten Felder (indem er ſich auf ſie verſtand) durch Fleiß und
Nachdenken einträglich zu machen wußte und jeden Boden, nach
Verhältniß ſeiner Güte und ſeines Werthes, bei kluger Bewirth-
ſchaftung für einträglich erklärte.

In einzelnen Kreiſen, wenn auch nicht gerade in nächſter
Nähe von Celle, begann die kleine Thaer’ſche Wirthſchaft Aufmerk-
ſamkeit zu erregen, einzelne Beſucher kamen, Briefe wurden aus-
getauſcht, Anregungen gegeben und empfangen. Es iſt aber nichts-
deſtoweniger mindeſtens zweifelhaft, ob Thaer jemals aus ſeinem
engſten Kreiſe herausgetreten und epochemachend für die Landwirth-
ſchaft geworden ſein würde, wenn ſich nicht zu ſeiner praktiſchen
Thätigkeit (deren wiſſenſchaftliche Ausbeute bis dahin nur einem
ziemlich eng gezogenen Kreiſe zu gute gekommen war) eine emſige
Beſchäftigung mit den Büchern, und als letzte Frucht praktiſcher
Erfahrung und wiſſenſchaftlichen Studiums, ein literariſches
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geſellt hätte.

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[234/0246] ſtand ſeiner Studien, genau feſtzuſtellen, welche Producte jeder Boden, nach der ihm innewohnenden Eigenart, d. h. nach ſeiner chemiſchen Zuſammenſetzung, am eheſten hervorbringen könne. Wo — um auf das obige Beiſpiel noch einmal zurückzugreifen — kein Lein wachſen wollte, da gab er es auf, einen kümmerlichen Ertrag zu erzwingen und den Boden genau unterſuchend, der eine Leinerndte verweigerte, ſtellte er nunmehr feſt: auf einem Boden von der und der Beſchaffenheit hat ſich der Fruchtwechſel in dem und dem Kreiſe zu drehen, unter Ausſchluß von Lein. Glück- licherweiſe begann eben damals die Wiſſenſchaft, welche ganz be- ſonders zur Bodenkenntniß hinführt, die Chemie, ſich zu jener Stufe hoher Ausbildung zu erheben, auf der wir ſie jetzt erblicken. Thaer widmete ihr die größte Aufmerkſamkeit, und die chemiſche Zuſammenſetzung der verſchiedenſten Bodenarten mit ihrer ſpeciellen Tragfähigkeit oder Unfähigkeit vergleichend, glückte es ihm, ſeine ſpeciellen Erfahrungen zu allgemeinen Geſetzen zu erheben. Die Frucht aller dieſer ſeiner Anſtrengungen war, daß er auch ſeine ſchlechteſten Felder (indem er ſich auf ſie verſtand) durch Fleiß und Nachdenken einträglich zu machen wußte und jeden Boden, nach Verhältniß ſeiner Güte und ſeines Werthes, bei kluger Bewirth- ſchaftung für einträglich erklärte. In einzelnen Kreiſen, wenn auch nicht gerade in nächſter Nähe von Celle, begann die kleine Thaer’ſche Wirthſchaft Aufmerk- ſamkeit zu erregen, einzelne Beſucher kamen, Briefe wurden aus- getauſcht, Anregungen gegeben und empfangen. Es iſt aber nichts- deſtoweniger mindeſtens zweifelhaft, ob Thaer jemals aus ſeinem engſten Kreiſe herausgetreten und epochemachend für die Landwirth- ſchaft geworden ſein würde, wenn ſich nicht zu ſeiner praktiſchen Thätigkeit (deren wiſſenſchaftliche Ausbeute bis dahin nur einem ziemlich eng gezogenen Kreiſe zu gute gekommen war) eine emſige Beſchäftigung mit den Büchern, und als letzte Frucht praktiſcher Erfahrung und wiſſenſchaftlichen Studiums, ein literariſches Auftreten geſellt hätte. Die deutſche landwirthſchaftliche Literatur, die er in all ihren

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/246>, abgerufen am 23.11.2024.