Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Küstriner Markgraf und der Sonnenburger Heermeister hier Lan-
deshoheit übten. Wir beginnen mit Tamsels historischer Zeit, mit
Hans Adam v. Schöning, der, nach einem ruhmvollen Tür-
kenzuge, wenigstens vorübergehend in die Stille seines väterlichen
Tamsel zurückkehrte und das bis dahin, aller Wahrscheinlichkeit
nach, wenig werthvolle Gut in einen prächtigen Landsitz umzuschaffen
begann.

Hans Adam v. Schöning, bei dessen thatenreichem Leben
wir länger und eingehender zu verweilen haben werden, machte
Tamsel im Wesentlichen zu dem, was es jetzt ist, und wenn Um-
und Neu-Bauten auch dem Schloß und Park von damals, nach
außen hin eine veränderte Gestalt gegeben haben, so ist im Innern,
in seiner Einrichtung und Ausschmückung, immer noch genug vor-
handen, um uns ein Bild von dem Reichthum, von der Fülle
künstlerischer Details zu geben, die hier damals zusammenströmten,
als ob es eigens darauf angekommen wäre, einen Sitz Märkischer
Schlichtheit, in einen Sitz voll fürstlicher Pracht umzuwandeln.
Griechische Handwerker, die Hans Adam von seinem Siegeszuge
mit heimgebracht hatte, füllten das Schloß, das rasch emporwuchs,
mit Reliefbildern und Sculpturen, und alle Hallen und Säle tru-
gen Stuck-Ornamente, die bis in unsere Tage hinein, die Bewun-
derung der Fremden wachzurufen pflegten. Alle Zimmer waren
panellirt; die Wände der Bildergalerie aber glänzten bis hoch
hinauf im Schmuck einer kostbaren Holzbekleidung, in deren Tafel-
werk die großen, goldumrahmten Bilder kunstvoll eingelassen waren.
Unter diesen Bildern befanden sich vor Allem die lebensgroßen
Portraits Hans Adams und seiner Gemahlin -- sie unter Blu-
men, von ihren Kindern umspielt, er zu Roß, den Feldmarschalls-
stab in der Rechten und die Füße bis zum Knie hinauf in schar-
lachrothe Gamaschen gesteckt. Vieles von der Pracht jener Tage, ist
durch Krieg und Brand hindurch, dem Tamseler Schloß bis diesen
Tag erhalten geblieben. Jagd- und Blumenstücke, von der Hand
Niederländischer Meister, hängen in halb erleuchteten Corridoren;
die Boiserieen der Gemälde-Galerie blitzen wie in alter Zeit und

Küſtriner Markgraf und der Sonnenburger Heermeiſter hier Lan-
deshoheit übten. Wir beginnen mit Tamſels hiſtoriſcher Zeit, mit
Hans Adam v. Schöning, der, nach einem ruhmvollen Tür-
kenzuge, wenigſtens vorübergehend in die Stille ſeines väterlichen
Tamſel zurückkehrte und das bis dahin, aller Wahrſcheinlichkeit
nach, wenig werthvolle Gut in einen prächtigen Landſitz umzuſchaffen
begann.

Hans Adam v. Schöning, bei deſſen thatenreichem Leben
wir länger und eingehender zu verweilen haben werden, machte
Tamſel im Weſentlichen zu dem, was es jetzt iſt, und wenn Um-
und Neu-Bauten auch dem Schloß und Park von damals, nach
außen hin eine veränderte Geſtalt gegeben haben, ſo iſt im Innern,
in ſeiner Einrichtung und Ausſchmückung, immer noch genug vor-
handen, um uns ein Bild von dem Reichthum, von der Fülle
künſtleriſcher Details zu geben, die hier damals zuſammenſtrömten,
als ob es eigens darauf angekommen wäre, einen Sitz Märkiſcher
Schlichtheit, in einen Sitz voll fürſtlicher Pracht umzuwandeln.
Griechiſche Handwerker, die Hans Adam von ſeinem Siegeszuge
mit heimgebracht hatte, füllten das Schloß, das raſch emporwuchs,
mit Reliefbildern und Sculpturen, und alle Hallen und Säle tru-
gen Stuck-Ornamente, die bis in unſere Tage hinein, die Bewun-
derung der Fremden wachzurufen pflegten. Alle Zimmer waren
panellirt; die Wände der Bildergalerie aber glänzten bis hoch
hinauf im Schmuck einer koſtbaren Holzbekleidung, in deren Tafel-
werk die großen, goldumrahmten Bilder kunſtvoll eingelaſſen waren.
Unter dieſen Bildern befanden ſich vor Allem die lebensgroßen
Portraits Hans Adams und ſeiner Gemahlin — ſie unter Blu-
men, von ihren Kindern umſpielt, er zu Roß, den Feldmarſchalls-
ſtab in der Rechten und die Füße bis zum Knie hinauf in ſchar-
lachrothe Gamaſchen geſteckt. Vieles von der Pracht jener Tage, iſt
durch Krieg und Brand hindurch, dem Tamſeler Schloß bis dieſen
Tag erhalten geblieben. Jagd- und Blumenſtücke, von der Hand
Niederländiſcher Meiſter, hängen in halb erleuchteten Corridoren;
die Boiſerieen der Gemälde-Galerie blitzen wie in alter Zeit und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="16"/>&#x017F;triner Markgraf und der Sonnenburger Heermei&#x017F;ter hier Lan-<lb/>
deshoheit übten. Wir beginnen mit Tam&#x017F;els hi&#x017F;tori&#x017F;cher Zeit, mit<lb/><hi rendition="#g">Hans Adam v. Schöning</hi>, der, nach einem ruhmvollen Tür-<lb/>
kenzuge, wenig&#x017F;tens vorübergehend in die Stille &#x017F;eines väterlichen<lb/>
Tam&#x017F;el zurückkehrte und das bis dahin, aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit<lb/>
nach, wenig werthvolle Gut in einen prächtigen Land&#x017F;itz umzu&#x017F;chaffen<lb/>
begann.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Hans Adam v. Schöning</hi>, bei de&#x017F;&#x017F;en thatenreichem Leben<lb/>
wir länger und eingehender zu verweilen haben werden, machte<lb/>
Tam&#x017F;el im We&#x017F;entlichen zu dem, was es jetzt i&#x017F;t, und wenn Um-<lb/>
und Neu-Bauten auch dem Schloß und Park von damals, nach<lb/>
außen hin eine veränderte Ge&#x017F;talt gegeben haben, &#x017F;o i&#x017F;t im Innern,<lb/>
in &#x017F;einer Einrichtung und Aus&#x017F;chmückung, immer noch genug vor-<lb/>
handen, um uns ein Bild von dem Reichthum, von der Fülle<lb/>
kün&#x017F;tleri&#x017F;cher Details zu geben, die hier damals zu&#x017F;ammen&#x017F;trömten,<lb/>
als ob es eigens darauf angekommen wäre, einen Sitz Märki&#x017F;cher<lb/>
Schlichtheit, in einen Sitz voll für&#x017F;tlicher Pracht umzuwandeln.<lb/>
Griechi&#x017F;che Handwerker, die Hans Adam von &#x017F;einem Siegeszuge<lb/>
mit heimgebracht hatte, füllten das Schloß, das ra&#x017F;ch emporwuchs,<lb/>
mit Reliefbildern und Sculpturen, und alle Hallen und Säle tru-<lb/>
gen Stuck-Ornamente, die bis in un&#x017F;ere Tage hinein, die Bewun-<lb/>
derung der Fremden wachzurufen pflegten. Alle Zimmer waren<lb/>
panellirt; die Wände der Bildergalerie aber glänzten bis hoch<lb/>
hinauf im Schmuck einer ko&#x017F;tbaren Holzbekleidung, in deren Tafel-<lb/>
werk die großen, goldumrahmten Bilder kun&#x017F;tvoll eingela&#x017F;&#x017F;en waren.<lb/>
Unter die&#x017F;en Bildern befanden &#x017F;ich vor Allem die lebensgroßen<lb/>
Portraits Hans Adams und &#x017F;einer Gemahlin &#x2014; <hi rendition="#g">&#x017F;ie</hi> unter Blu-<lb/>
men, von ihren Kindern um&#x017F;pielt, <hi rendition="#g">er</hi> zu Roß, den Feldmar&#x017F;challs-<lb/>
&#x017F;tab in der Rechten und die Füße bis zum Knie hinauf in &#x017F;char-<lb/>
lachrothe Gama&#x017F;chen ge&#x017F;teckt. Vieles von der Pracht jener Tage, i&#x017F;t<lb/>
durch Krieg und Brand hindurch, dem Tam&#x017F;eler Schloß bis die&#x017F;en<lb/>
Tag erhalten geblieben. Jagd- und Blumen&#x017F;tücke, von der Hand<lb/>
Niederländi&#x017F;cher Mei&#x017F;ter, hängen in halb erleuchteten Corridoren;<lb/>
die Boi&#x017F;erieen der Gemälde-Galerie blitzen wie in alter Zeit und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0028] Küſtriner Markgraf und der Sonnenburger Heermeiſter hier Lan- deshoheit übten. Wir beginnen mit Tamſels hiſtoriſcher Zeit, mit Hans Adam v. Schöning, der, nach einem ruhmvollen Tür- kenzuge, wenigſtens vorübergehend in die Stille ſeines väterlichen Tamſel zurückkehrte und das bis dahin, aller Wahrſcheinlichkeit nach, wenig werthvolle Gut in einen prächtigen Landſitz umzuſchaffen begann. Hans Adam v. Schöning, bei deſſen thatenreichem Leben wir länger und eingehender zu verweilen haben werden, machte Tamſel im Weſentlichen zu dem, was es jetzt iſt, und wenn Um- und Neu-Bauten auch dem Schloß und Park von damals, nach außen hin eine veränderte Geſtalt gegeben haben, ſo iſt im Innern, in ſeiner Einrichtung und Ausſchmückung, immer noch genug vor- handen, um uns ein Bild von dem Reichthum, von der Fülle künſtleriſcher Details zu geben, die hier damals zuſammenſtrömten, als ob es eigens darauf angekommen wäre, einen Sitz Märkiſcher Schlichtheit, in einen Sitz voll fürſtlicher Pracht umzuwandeln. Griechiſche Handwerker, die Hans Adam von ſeinem Siegeszuge mit heimgebracht hatte, füllten das Schloß, das raſch emporwuchs, mit Reliefbildern und Sculpturen, und alle Hallen und Säle tru- gen Stuck-Ornamente, die bis in unſere Tage hinein, die Bewun- derung der Fremden wachzurufen pflegten. Alle Zimmer waren panellirt; die Wände der Bildergalerie aber glänzten bis hoch hinauf im Schmuck einer koſtbaren Holzbekleidung, in deren Tafel- werk die großen, goldumrahmten Bilder kunſtvoll eingelaſſen waren. Unter dieſen Bildern befanden ſich vor Allem die lebensgroßen Portraits Hans Adams und ſeiner Gemahlin — ſie unter Blu- men, von ihren Kindern umſpielt, er zu Roß, den Feldmarſchalls- ſtab in der Rechten und die Füße bis zum Knie hinauf in ſchar- lachrothe Gamaſchen geſteckt. Vieles von der Pracht jener Tage, iſt durch Krieg und Brand hindurch, dem Tamſeler Schloß bis dieſen Tag erhalten geblieben. Jagd- und Blumenſtücke, von der Hand Niederländiſcher Meiſter, hängen in halb erleuchteten Corridoren; die Boiſerieen der Gemälde-Galerie blitzen wie in alter Zeit und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/28
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/28>, abgerufen am 25.11.2024.