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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Wir müssen die Frage durchaus zu seinen Gunsten beantworten.
Wie er trotz Ehrgeiz und einem unverkennbaren Verlangen nach
Ansehn und Reichthum, doch übverwiegend eine liebenswürdige und
gutgeartete Natur gewesen zu sein scheint, so erwies er sich auch
als Gutsherr mild, nachsichtig, hülfebereit. Seine Bauern und
Taglöhner hatten gute Tage. Wie den Bewohnern, so war er
dem Dorfe selbst ein Segen. Die meisten Neuerungen, so weit sie
nicht blos der Verschönerung dienen, lassen sich auf ihn zurück
führen. Er fand eine vernachlässigte Sandscholle vor und hinter-
ließ ein wohlkultivirtes Land, dem er theils durch Anlagen aller
Art, theils durch Ankauf von Wiesen und Wald das gegeben
hatte, dessen es zumeist benöthigt gewesen war. Die Thätigkeit,
die er entwickelte, war groß. Kolonisten und Handwerker wurden
herangezogen und Weberei und Strohflechterei von fleißigen Hän-
den betrieben. Zu gleicher Zeit und mit Vorliebe nahm er sich des
Seidenbau's an. Gärten, Wege und Alleen wurden mit Maul-
beerbäumen bepflanzt, schon 1747 standen deren 8000 und das
Jahr darauf hatte er zum ersten Mal einen Reinertrag aus der
gehaspelten Seide. Kaum daß er ein Stück guten Lehmboden auf
seiner Feldmark gefunden hatte, so entstand eine Ziegelei, und schon
1746 erbaute er aus selbstgebrannten Steinen das noch jetzt exi-
stirende Wohnhaus. Im selben Jahre führte er auch, eben so wie
in Spandau und Coepnick, große Brauerei-Gebäude auf, in denen
das so beliebt gewordene und nach ihm genannte "Fredersdorffer
Bier" gebraut wurde. In allem erwies er sich als der gelehrige
Schüler seines königlichen Herrn, und an der ganzen Art und
Weise, wie er die Dinge in Angriff nahm, ließ sich erkennen, daß
er den organisatorischen Plänen des Königs mit Verständniß zu
folgen und sie als Vorbild zu verwerthen verstand. Er mochte es
dabei, besonders was die Mittel zur Ausführung anging, leichter
haben als mancher Andere, da ein König, der ihm schreiben konnte:
"Wenn ein Mittel in der Welt wäre, Dir in 2 Minuten zu
helfen, so wollte ich es kaufen, es möchte auch so theuer sein wie
es immer wollte" sehr wahrscheinlich auch bereit war, durch Ge-

Wir müſſen die Frage durchaus zu ſeinen Gunſten beantworten.
Wie er trotz Ehrgeiz und einem unverkennbaren Verlangen nach
Anſehn und Reichthum, doch übverwiegend eine liebenswürdige und
gutgeartete Natur geweſen zu ſein ſcheint, ſo erwies er ſich auch
als Gutsherr mild, nachſichtig, hülfebereit. Seine Bauern und
Taglöhner hatten gute Tage. Wie den Bewohnern, ſo war er
dem Dorfe ſelbſt ein Segen. Die meiſten Neuerungen, ſo weit ſie
nicht blos der Verſchönerung dienen, laſſen ſich auf ihn zurück
führen. Er fand eine vernachläſſigte Sandſcholle vor und hinter-
ließ ein wohlkultivirtes Land, dem er theils durch Anlagen aller
Art, theils durch Ankauf von Wieſen und Wald das gegeben
hatte, deſſen es zumeiſt benöthigt geweſen war. Die Thätigkeit,
die er entwickelte, war groß. Koloniſten und Handwerker wurden
herangezogen und Weberei und Strohflechterei von fleißigen Hän-
den betrieben. Zu gleicher Zeit und mit Vorliebe nahm er ſich des
Seidenbau’s an. Gärten, Wege und Alleen wurden mit Maul-
beerbäumen bepflanzt, ſchon 1747 ſtanden deren 8000 und das
Jahr darauf hatte er zum erſten Mal einen Reinertrag aus der
gehaspelten Seide. Kaum daß er ein Stück guten Lehmboden auf
ſeiner Feldmark gefunden hatte, ſo entſtand eine Ziegelei, und ſchon
1746 erbaute er aus ſelbſtgebrannten Steinen das noch jetzt exi-
ſtirende Wohnhaus. Im ſelben Jahre führte er auch, eben ſo wie
in Spandau und Coepnick, große Brauerei-Gebäude auf, in denen
das ſo beliebt gewordene und nach ihm genannte „Fredersdorffer
Bier“ gebraut wurde. In allem erwies er ſich als der gelehrige
Schüler ſeines königlichen Herrn, und an der ganzen Art und
Weiſe, wie er die Dinge in Angriff nahm, ließ ſich erkennen, daß
er den organiſatoriſchen Plänen des Königs mit Verſtändniß zu
folgen und ſie als Vorbild zu verwerthen verſtand. Er mochte es
dabei, beſonders was die Mittel zur Ausführung anging, leichter
haben als mancher Andere, da ein König, der ihm ſchreiben konnte:
„Wenn ein Mittel in der Welt wäre, Dir in 2 Minuten zu
helfen, ſo wollte ich es kaufen, es möchte auch ſo theuer ſein wie
es immer wollte“ ſehr wahrſcheinlich auch bereit war, durch Ge-

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[146/0164] Wir müſſen die Frage durchaus zu ſeinen Gunſten beantworten. Wie er trotz Ehrgeiz und einem unverkennbaren Verlangen nach Anſehn und Reichthum, doch übverwiegend eine liebenswürdige und gutgeartete Natur geweſen zu ſein ſcheint, ſo erwies er ſich auch als Gutsherr mild, nachſichtig, hülfebereit. Seine Bauern und Taglöhner hatten gute Tage. Wie den Bewohnern, ſo war er dem Dorfe ſelbſt ein Segen. Die meiſten Neuerungen, ſo weit ſie nicht blos der Verſchönerung dienen, laſſen ſich auf ihn zurück führen. Er fand eine vernachläſſigte Sandſcholle vor und hinter- ließ ein wohlkultivirtes Land, dem er theils durch Anlagen aller Art, theils durch Ankauf von Wieſen und Wald das gegeben hatte, deſſen es zumeiſt benöthigt geweſen war. Die Thätigkeit, die er entwickelte, war groß. Koloniſten und Handwerker wurden herangezogen und Weberei und Strohflechterei von fleißigen Hän- den betrieben. Zu gleicher Zeit und mit Vorliebe nahm er ſich des Seidenbau’s an. Gärten, Wege und Alleen wurden mit Maul- beerbäumen bepflanzt, ſchon 1747 ſtanden deren 8000 und das Jahr darauf hatte er zum erſten Mal einen Reinertrag aus der gehaspelten Seide. Kaum daß er ein Stück guten Lehmboden auf ſeiner Feldmark gefunden hatte, ſo entſtand eine Ziegelei, und ſchon 1746 erbaute er aus ſelbſtgebrannten Steinen das noch jetzt exi- ſtirende Wohnhaus. Im ſelben Jahre führte er auch, eben ſo wie in Spandau und Coepnick, große Brauerei-Gebäude auf, in denen das ſo beliebt gewordene und nach ihm genannte „Fredersdorffer Bier“ gebraut wurde. In allem erwies er ſich als der gelehrige Schüler ſeines königlichen Herrn, und an der ganzen Art und Weiſe, wie er die Dinge in Angriff nahm, ließ ſich erkennen, daß er den organiſatoriſchen Plänen des Königs mit Verſtändniß zu folgen und ſie als Vorbild zu verwerthen verſtand. Er mochte es dabei, beſonders was die Mittel zur Ausführung anging, leichter haben als mancher Andere, da ein König, der ihm ſchreiben konnte: „Wenn ein Mittel in der Welt wäre, Dir in 2 Minuten zu helfen, ſo wollte ich es kaufen, es möchte auch ſo theuer ſein wie es immer wollte“ ſehr wahrſcheinlich auch bereit war, durch Ge-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/164>, abgerufen am 30.11.2024.