Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Anderes Buch. Anbinde-Brieff. WAS uns die Gottes-furcht/ und greiser Brauchbefiehlt/ Das nähmet von mir an. Jhr Spiegel aller Frauen/ Die nicht auff Schönheit mehr/ als auff die Tugend schauen/ Der Weiber besten Schmuck. Worauff diß binden ziehlt/ Jst nichts als Ehrligkeit. Wem Redligkeit beliebt/ Jst bösen Stücken feind. Was Euch und mir gebühret/ Das wisset Jhr und Jch. Und daß Jhr denn verspüret/ Daß ich deß auch bin froh/ was Euch der Himmel giebt/ So nähmet/ wehrte Frau/ von der Euch guten Hand/ Diß ob wohl schlechte hin. Der Gaben leichte Schaalen Wiegt auff mein schwerer Wunsch/ daß/ weil der Sonnen- strahlen Erwärmen diese Welt/ Euch treff kein übelstand. An Herrn Johann Klipstein. WAs Orfeus jener Zeit auff Fenus Klippen sunge/Und wie er durch den Witz die starcken Seiten zwunge Jn dem beseelten Thon/ daß auch der Thracen Heyn' Und ungefüßte Klüfft' ihm nachgegangen seyn; Und/ daß der Linus auch die Thebischen Gefilder/ Das ungezahmte Land/ gemachet hat viel milder/ Durch seiner Harffen-krafft; wie auch Arions Kunst Den liebenden Delfin zu einer solchen Gunst/ Die überwundern ist/ bey Leßbus hat bewogen; Und daß das wilde Wildt Amfion nachgezogen/ Jm fall er Stimm' und Spiel zu gleiche thönen ließ/ Jst mancher Klügling noch zu gläuben ungewiß. Wie D v
Anderes Buch. Anbinde-Brieff. WAS uns die Gottes-furcht/ und greiſer Brauchbefiehlt/ Das naͤhmet von mir an. Jhr Spiegel aller Frauen/ Die nicht auff Schoͤnheit mehr/ als auff die Tugend ſchauen/ Der Weiber beſten Schmuck. Worauff diß binden ziehlt/ Jſt nichts als Ehrligkeit. Wem Redligkeit beliebt/ Jſt boͤſen Stuͤcken feind. Was Euch und mir gebuͤhret/ Das wiſſet Jhr und Jch. Und daß Jhr denn verſpuͤret/ Daß ich deß auch bin froh/ was Euch der Himmel giebt/ So naͤhmet/ wehrte Frau/ von der Euch guten Hand/ Diß ob wohl ſchlechte hin. Der Gaben leichte Schaalen Wiegt auff mein ſchwerer Wunſch/ daß/ weil der Sonnen- ſtrahlen Erwaͤrmen dieſe Welt/ Euch treff kein uͤbelſtand. An Herꝛn Johann Klipſtein. WAs Orfeus jener Zeit auff Fenus Klippen ſunge/Und wie er durch den Witz die ſtarcken Seiten zwunge Jn dem beſeelten Thon/ daß auch der Thracen Heyn’ Und ungefuͤßte Kluͤfft’ ihm nachgegangen ſeyn; Und/ daß der Linus auch die Thebiſchen Gefilder/ Das ungezahmte Land/ gemachet hat viel milder/ Durch ſeiner Harffen-krafft; wie auch Arions Kunſt Den liebenden Delfin zu einer ſolchen Gunſt/ Die uͤberwundern iſt/ bey Leßbus hat bewogen; Und daß das wilde Wildt Amfion nachgezogen/ Jm fall er Stimm’ und Spiel zu gleiche thoͤnen ließ/ Jſt mancher Kluͤgling noch zu glaͤuben ungewiß. Wie D v
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Anderes Buch.
Anbinde-Brieff.
WAS uns die Gottes-furcht/ und greiſer Brauch
befiehlt/
Das naͤhmet von mir an. Jhr Spiegel aller Frauen/
Die nicht auff Schoͤnheit mehr/ als auff die Tugend ſchauen/
Der Weiber beſten Schmuck. Worauff diß binden ziehlt/
Jſt nichts als Ehrligkeit. Wem Redligkeit beliebt/
Jſt boͤſen Stuͤcken feind. Was Euch und mir gebuͤhret/
Das wiſſet Jhr und Jch. Und daß Jhr denn verſpuͤret/
Daß ich deß auch bin froh/ was Euch der Himmel giebt/
So naͤhmet/ wehrte Frau/ von der Euch guten Hand/
Diß ob wohl ſchlechte hin. Der Gaben leichte Schaalen
Wiegt auff mein ſchwerer Wunſch/ daß/ weil der Sonnen-
ſtrahlen
Erwaͤrmen dieſe Welt/ Euch treff kein uͤbelſtand.
An Herꝛn Johann Klipſtein.
WAs Orfeus jener Zeit auff Fenus Klippen ſunge/
Und wie er durch den Witz die ſtarcken Seiten
zwunge
Jn dem beſeelten Thon/ daß auch der Thracen Heyn’
Und ungefuͤßte Kluͤfft’ ihm nachgegangen ſeyn;
Und/ daß der Linus auch die Thebiſchen Gefilder/
Das ungezahmte Land/ gemachet hat viel milder/
Durch ſeiner Harffen-krafft; wie auch Arions Kunſt
Den liebenden Delfin zu einer ſolchen Gunſt/
Die uͤberwundern iſt/ bey Leßbus hat bewogen;
Und daß das wilde Wildt Amfion nachgezogen/
Jm fall er Stimm’ und Spiel zu gleiche thoͤnen ließ/
Jſt mancher Kluͤgling noch zu glaͤuben ungewiß.
Wie
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