Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
Es ist das hohe Haar der schönen Basilenen/
durch welcher Trefligkeit ich eingenommen binn.
Sie/ Gantz ich/ Sie mein All/ Sie/ meine Herrscherinn/
hat bey mir allen Preiß der schönsten unter schönen.
Jch rühme billich dich/ du Häupt-Stadt deiner Welt/
weil deiner Göttligkeit hier nichts die Wage hält/
und du der Außzug bist von tausenden der Reussen.
Mehr aber rühm' ich dich/ weil/ was dich himmlisch preist/
mich an ein göttlichs Mensch bey dir gedencken heisst/
in welcher alles ist/ was treflich wird geheissen


XXVJJ.
An Jhr Hertze/
Jn Jhrer Kranckheit.
ACH wehe dir und mir/ O Brunnen meiner Zähren/
die Hitze/ die dich kreischt/ die treibet mir den Schweiß
deß kalten Todes aus. Mir wird für Kälte heiß.
Von deiner nahen Brunst/ dem feurigen Beschweren.
Was kanst doch du von mir/ von dir ich Rath begehren?
Dein Feuer ist mein Frost. Jch werd' ein kaltes Eyß/
das zu entzünden nur/ und nicht zu löschen weiß.
Ach wehe dir und mir/ daß wir uns so gefähren.
Macht nun die Hitze Frost? und löscht das Eyß nicht
mehr?
Ach wiedrige Natur! du schertzest unsre Schmertzen.
O gar nicht gleicher Todt zwey gleich-gesinnte Hertzen!
Doch wird uns scheiden nichts/ und zürnt sie noch so sehr.
Der Todt der macht uns gleich. Wir sterben doch zusammen.
Dein Feuer nehrt mein Eyß/ mein Eyß nehrt deine Flammen.
Nach
Qq v
Drittes Buch.
Es iſt das hohe Haar der ſchoͤnen Baſilenen/
durch welcher Trefligkeit ich eingenommen binn.
Sie/ Gantz ich/ Sie mein All/ Sie/ meine Herꝛſcherinn/
hat bey mir allen Preiß der ſchoͤnſten unter ſchoͤnen.
Jch ruͤhme billich dich/ du Haͤupt-Stadt deiner Welt/
weil deiner Goͤttligkeit hier nichts die Wage haͤlt/
und du der Außzug biſt von tauſenden der Reuſſen.
Mehr aber ruͤhm’ ich dich/ weil/ was dich him̃liſch preiſt/
mich an ein goͤttlichs Menſch bey dir gedencken heiſſt/
in welcher alles iſt/ was treflich wird geheiſſen


XXVJJ.
An Jhr Hertze/
Jn Jhrer Kranckheit.
ACH wehe dir und mir/ O Brunnen meiner Zaͤhren/
die Hitze/ die dich kreiſcht/ die treibet mir den Schweiß
deß kalten Todes aus. Mir wird fuͤr Kaͤlte heiß.
Von deiner nahen Brunſt/ dem feurigen Beſchweren.
Was kanſt doch du von mir/ von dir ich Rath begehren?
Dein Feuer iſt mein Froſt. Jch werd’ ein kaltes Eyß/
das zu entzuͤnden nur/ und nicht zu loͤſchen weiß.
Ach wehe dir und mir/ daß wir uns ſo gefaͤhren.
Macht nun die Hitze Froſt? und loͤſcht das Eyß nicht
mehr?
Ach wiedrige Natur! du ſchertzeſt unſre Schmertzen.
O gar nicht gleicher Todt zwey gleich-geſinnte Hertzen!
Doch wird uns ſcheiden nichts/ und zuͤrnt ſie noch ſo ſehr.
Der Todt der macht uns gleich. Wir ſterben doch zuſam̃en.
Dein Feuer nehrt mein Eyß/ mein Eyß nehrt deine Flam̃en.
Nach
Qq v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0637" n="617"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t das hohe Haar der &#x017F;cho&#x0364;nen Ba&#x017F;ilenen/</l><lb/>
          <l>durch welcher Trefligkeit ich eingenommen binn.</l><lb/>
          <l>Sie/ Gantz ich/ Sie mein All/ Sie/ meine Her&#xA75B;&#x017F;cherinn/</l><lb/>
          <l>hat bey mir allen Preiß der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten unter &#x017F;cho&#x0364;nen.</l><lb/>
          <l>Jch ru&#x0364;hme billich dich/ du Ha&#x0364;upt-Stadt deiner Welt/</l><lb/>
          <l>weil deiner Go&#x0364;ttligkeit hier nichts die Wage ha&#x0364;lt/</l><lb/>
          <l>und du der Außzug bi&#x017F;t von tau&#x017F;enden der Reu&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Mehr aber ru&#x0364;hm&#x2019; ich dich/ weil/ was dich him&#x0303;li&#x017F;ch prei&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>mich an ein go&#x0364;ttlichs Men&#x017F;ch bey dir gedencken hei&#x017F;&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>in welcher alles i&#x017F;t/ was treflich wird gehei&#x017F;&#x017F;en</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">XXVJJ.<lb/>
An Jhr Hertze/<lb/>
Jn Jhrer Kranckheit.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">A</hi>CH wehe dir und mir/ O Brunnen meiner Za&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>die Hitze/ die dich krei&#x017F;cht/ die treibet mir den Schweiß</l><lb/>
          <l>deß kalten Todes aus. Mir wird fu&#x0364;r Ka&#x0364;lte heiß.</l><lb/>
          <l>Von deiner nahen Brun&#x017F;t/ dem feurigen Be&#x017F;chweren.</l><lb/>
          <l>Was kan&#x017F;t doch du von mir/ von dir ich Rath begehren?</l><lb/>
          <l>Dein Feuer i&#x017F;t mein Fro&#x017F;t. Jch werd&#x2019; ein kaltes Eyß/</l><lb/>
          <l>das zu entzu&#x0364;nden nur/ und nicht zu lo&#x0364;&#x017F;chen weiß.</l><lb/>
          <l>Ach wehe dir und mir/ daß wir uns &#x017F;o gefa&#x0364;hren.</l><lb/>
          <l>Macht nun die Hitze Fro&#x017F;t? und lo&#x0364;&#x017F;cht das Eyß nicht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mehr?</hi> </l><lb/>
          <l>Ach wiedrige Natur! du &#x017F;chertze&#x017F;t un&#x017F;re Schmertzen.</l><lb/>
          <l>O gar nicht gleicher Todt zwey gleich-ge&#x017F;innte Hertzen!</l><lb/>
          <l>Doch wird uns &#x017F;cheiden nichts/ und zu&#x0364;rnt &#x017F;ie noch &#x017F;o &#x017F;ehr.</l><lb/>
          <l>Der Todt der macht uns gleich. Wir &#x017F;terben doch zu&#x017F;am&#x0303;en.</l><lb/>
          <l>Dein Feuer nehrt mein Eyß/ mein Eyß nehrt deine Flam&#x0303;en.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">Qq v</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Nach</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0637] Drittes Buch. Es iſt das hohe Haar der ſchoͤnen Baſilenen/ durch welcher Trefligkeit ich eingenommen binn. Sie/ Gantz ich/ Sie mein All/ Sie/ meine Herꝛſcherinn/ hat bey mir allen Preiß der ſchoͤnſten unter ſchoͤnen. Jch ruͤhme billich dich/ du Haͤupt-Stadt deiner Welt/ weil deiner Goͤttligkeit hier nichts die Wage haͤlt/ und du der Außzug biſt von tauſenden der Reuſſen. Mehr aber ruͤhm’ ich dich/ weil/ was dich him̃liſch preiſt/ mich an ein goͤttlichs Menſch bey dir gedencken heiſſt/ in welcher alles iſt/ was treflich wird geheiſſen XXVJJ. An Jhr Hertze/ Jn Jhrer Kranckheit. ACH wehe dir und mir/ O Brunnen meiner Zaͤhren/ die Hitze/ die dich kreiſcht/ die treibet mir den Schweiß deß kalten Todes aus. Mir wird fuͤr Kaͤlte heiß. Von deiner nahen Brunſt/ dem feurigen Beſchweren. Was kanſt doch du von mir/ von dir ich Rath begehren? Dein Feuer iſt mein Froſt. Jch werd’ ein kaltes Eyß/ das zu entzuͤnden nur/ und nicht zu loͤſchen weiß. Ach wehe dir und mir/ daß wir uns ſo gefaͤhren. Macht nun die Hitze Froſt? und loͤſcht das Eyß nicht mehr? Ach wiedrige Natur! du ſchertzeſt unſre Schmertzen. O gar nicht gleicher Todt zwey gleich-geſinnte Hertzen! Doch wird uns ſcheiden nichts/ und zuͤrnt ſie noch ſo ſehr. Der Todt der macht uns gleich. Wir ſterben doch zuſam̃en. Dein Feuer nehrt mein Eyß/ mein Eyß nehrt deine Flam̃en. Nach Qq v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/637
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/637>, abgerufen am 22.11.2024.