Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Poetischer Wälder
Weil itzund Gottes Sohn für unsre Sünde büst/
Und ohn diß euer Hauß voll nassen weinens ist/
So/ daß nichts schönes euch von uns itzt her kan kommen/
Weil aller Schönheit-Gut uns gäntzlich ist benommen.
Diß ungeformte Band ist einig übrig noch/
Verächtlich/ unwehrt/ arm. Nehmt/ Schöne/ nehmt
es doch/
Und lasts ein Zeichen seyn/ daß man euch hat gebunden;
Seht tausent mahl den Tag/ doch mit erfreuten Stunden.
Er stelle sich fort an mit lauter lachen ein/
Und laß' Euch übers Jahr ein frölichs Bräutlein seyn.
Kein schöner Wunsch ist da. Doch wollet Jhr gedencken
Jhr habt schuld/ und nicht wir/ dz wir nichts können schencken/
Was schöne heisst und ist. Jhr habts schon in der That/
Als der die Schönheit sich selb selbst verehret hat.


Auff eines Verreiseten
Nahmens-Tag.
WAS sollen wir denn thun? was sollen wir Jhm
schencken/
Dem Freunde/ der uns liebt/ ümm unser zu ge-
dencken?
Der Mäy der ist zwar da mit seiner Blumen-schaar/
Der Mäy/ der mit sich mahlt das auß-geziehrte Jahr.
Was aber sollen wir? wie können wir Jhm schicken
Von Blumen einen Krantz/ sein Häupt damit zu schmücken?
Er ist zu weit von uns. Kein Kraut kan haben statt.
Die Nelcken sterben hin. Das Tausent-schön wird matt.
Der Majoran verwelckt. Die lieblichen Violen
Thun ihr Gesichte zu. Er kan nicht Athem holen/
Der Jsop/ er verreucht. Der schwachen Blumen-schein
Kan eine solche Zeit nicht unterwegens seyn.
Für
Poetiſcher Waͤlder
Weil itzund Gottes Sohn fuͤr unſre Suͤnde buͤſt/
Und ohn diß euer Hauß voll naſſen weinens iſt/
So/ daß nichts ſchoͤnes euch von uns itzt her kan kommen/
Weil aller Schoͤnheit-Gut uns gaͤntzlich iſt benommen.
Diß ungeformte Band iſt einig uͤbrig noch/
Veraͤchtlich/ unwehrt/ arm. Nehmt/ Schoͤne/ nehmt
es doch/
Und laſts ein Zeichen ſeyn/ daß man euch hat gebunden;
Seht tauſent mahl den Tag/ doch mit erfreuten Stunden.
Er ſtelle ſich fort an mit lauter lachen ein/
Und laß’ Euch uͤbers Jahr ein froͤlichs Braͤutlein ſeyn.
Kein ſchoͤner Wunſch iſt da. Doch wollet Jhr gedencken
Jhr habt ſchuld/ und nicht wir/ dz wir nichts koͤñen ſchencken/
Was ſchoͤne heiſſt und iſt. Jhr habts ſchon in der That/
Als der die Schoͤnheit ſich ſelb ſelbſt verehret hat.


Auff eines Verreiſeten
Nahmens-Tag.
WAS ſollen wir denn thun? was ſollen wir Jhm
ſchencken/
Dem Freunde/ der uns liebt/ uͤmm unſer zu ge-
dencken?
Der Maͤy der iſt zwar da mit ſeiner Blumen-ſchaar/
Der Maͤy/ der mit ſich mahlt das auß-geziehrte Jahr.
Was aber ſollen wir? wie koͤnnen wir Jhm ſchicken
Von Blumen einen Krantz/ ſein Haͤupt damit zu ſchmuͤcken?
Er iſt zu weit von uns. Kein Kraut kan haben ſtatt.
Die Nelcken ſterben hin. Das Tauſent-ſchoͤn wird matt.
Der Majoran verwelckt. Die lieblichen Violen
Thun ihr Geſichte zu. Er kan nicht Athem holen/
Der Jſop/ er verꝛeucht. Der ſchwachen Blumen-ſchein
Kan eine ſolche Zeit nicht unterwegens ſeyn.
Fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0060" n="40"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;cher Wa&#x0364;lder</hi> </fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Weil itzund Gottes Sohn fu&#x0364;r un&#x017F;re Su&#x0364;nde bu&#x0364;&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">U</hi>nd ohn diß euer Hauß voll na&#x017F;&#x017F;en weinens i&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
          <l>So/ daß nichts &#x017F;cho&#x0364;nes euch von uns itzt her kan kommen/</l><lb/>
          <l>Weil aller Scho&#x0364;nheit-Gut uns ga&#x0364;ntzlich i&#x017F;t benommen.</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Diß ungeformte Band i&#x017F;t einig u&#x0364;brig noch/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Vera&#x0364;chtlich/ unwehrt/ arm. Nehmt/ Scho&#x0364;ne/ nehmt</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">es doch/</hi> </l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd la&#x017F;ts ein <hi rendition="#fr">Z</hi>eichen &#x017F;eyn/ daß man euch hat gebunden;</l><lb/>
          <l>Seht tau&#x017F;ent mahl den <hi rendition="#fr">T</hi>ag/ doch mit erfreuten Stunden.</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Er &#x017F;telle &#x017F;ich fort an mit lauter lachen ein/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">U</hi>nd laß&#x2019; Euch u&#x0364;bers Jahr ein fro&#x0364;lichs Bra&#x0364;utlein &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">K</hi>ein &#x017F;cho&#x0364;ner Wun&#x017F;ch i&#x017F;t da. Doch wollet Jhr gedencken</l><lb/>
          <l>Jhr habt &#x017F;chuld/ und nicht wir/ dz wir nichts ko&#x0364;n&#x0303;en &#x017F;chencken/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Was &#x017F;cho&#x0364;ne hei&#x017F;&#x017F;t und i&#x017F;t. Jhr habts &#x017F;chon in der <hi rendition="#fr">T</hi>hat/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Als der die Scho&#x0364;nheit &#x017F;ich &#x017F;elb &#x017F;elb&#x017F;t verehret hat.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auff eines Verrei&#x017F;eten<lb/>
Nahmens-Tag.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>AS &#x017F;ollen wir denn thun? was &#x017F;ollen wir Jhm</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chencken/</hi> </l><lb/>
          <l>Dem Freunde/ der uns liebt/ u&#x0364;mm un&#x017F;er zu ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">dencken?</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der Ma&#x0364;y der i&#x017F;t zwar da mit &#x017F;einer Blumen-&#x017F;chaar/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der Ma&#x0364;y/ der mit &#x017F;ich mahlt das auß-geziehrte Jahr.</hi> </l><lb/>
          <l>Was aber &#x017F;ollen wir? wie ko&#x0364;nnen wir Jhm &#x017F;chicken</l><lb/>
          <l>Von Blumen einen <hi rendition="#fr">K</hi>rantz/ &#x017F;ein Ha&#x0364;upt damit zu &#x017F;chmu&#x0364;cken?</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Er i&#x017F;t zu weit von uns. <hi rendition="#fr">K</hi>ein <hi rendition="#fr">K</hi>raut kan haben &#x017F;tatt.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Die Nelcken &#x017F;terben hin. Das <hi rendition="#fr">T</hi>au&#x017F;ent-&#x017F;cho&#x0364;n wird matt.</hi> </l><lb/>
          <l>Der Majoran verwelckt. Die lieblichen Violen</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">T</hi>hun ihr Ge&#x017F;ichte zu. Er kan nicht Athem holen/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der J&#x017F;op/ er ver&#xA75B;eucht. Der &#x017F;chwachen Blumen-&#x017F;chein</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">K</hi>an eine &#x017F;olche <hi rendition="#fr">Z</hi>eit nicht unterwegens &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Fu&#x0364;r</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0060] Poetiſcher Waͤlder Weil itzund Gottes Sohn fuͤr unſre Suͤnde buͤſt/ Und ohn diß euer Hauß voll naſſen weinens iſt/ So/ daß nichts ſchoͤnes euch von uns itzt her kan kommen/ Weil aller Schoͤnheit-Gut uns gaͤntzlich iſt benommen. Diß ungeformte Band iſt einig uͤbrig noch/ Veraͤchtlich/ unwehrt/ arm. Nehmt/ Schoͤne/ nehmt es doch/ Und laſts ein Zeichen ſeyn/ daß man euch hat gebunden; Seht tauſent mahl den Tag/ doch mit erfreuten Stunden. Er ſtelle ſich fort an mit lauter lachen ein/ Und laß’ Euch uͤbers Jahr ein froͤlichs Braͤutlein ſeyn. Kein ſchoͤner Wunſch iſt da. Doch wollet Jhr gedencken Jhr habt ſchuld/ und nicht wir/ dz wir nichts koͤñen ſchencken/ Was ſchoͤne heiſſt und iſt. Jhr habts ſchon in der That/ Als der die Schoͤnheit ſich ſelb ſelbſt verehret hat. Auff eines Verreiſeten Nahmens-Tag. WAS ſollen wir denn thun? was ſollen wir Jhm ſchencken/ Dem Freunde/ der uns liebt/ uͤmm unſer zu ge- dencken? Der Maͤy der iſt zwar da mit ſeiner Blumen-ſchaar/ Der Maͤy/ der mit ſich mahlt das auß-geziehrte Jahr. Was aber ſollen wir? wie koͤnnen wir Jhm ſchicken Von Blumen einen Krantz/ ſein Haͤupt damit zu ſchmuͤcken? Er iſt zu weit von uns. Kein Kraut kan haben ſtatt. Die Nelcken ſterben hin. Das Tauſent-ſchoͤn wird matt. Der Majoran verwelckt. Die lieblichen Violen Thun ihr Geſichte zu. Er kan nicht Athem holen/ Der Jſop/ er verꝛeucht. Der ſchwachen Blumen-ſchein Kan eine ſolche Zeit nicht unterwegens ſeyn. Fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/60
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/60>, abgerufen am 26.11.2024.