Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Vierdtes Buch. Daß ich mich itzt soll scheiden/daß ich sie nun soll meiden/ das bringt mir gleiches Leiden; Schatz/ hörst dus/ oder nicht? Sie. Recht/ Liebster/ hör' ich wol die Noth/ in welcher wir itzt schweben. Daß aber aller Trost ist todt/ das tödtet mir mein Leben. Sollt ihr mir seyn genommen/ So bin ich ümm mich kommen; Bin ich von euch verlassen/ So muß ich mich selbst hassen. So werd' ich krancke müssen mit steten Thränen fliessen. Soll ich euch fort nicht sehen/ So ists ümm mich geschehen. Jch kan/ ich mag nicht leben. Jch will den Geist auffgeben. Als stets in ängsten schweben. Und itzt/ itzt fang ich an. Er. Jch krancker ich/ was mach ich nun? Sie sinckt in Ohnmacht nieder. Laß/ Hertze/ laß dein kläglich thun. Wir sehn einander wieder. Ach Lieb/ gieb dich zu frieden/ Wir bleiben ungeschieden. Gantz nichts nicht soll uns trennen. Jch will dich meine nennen. Dein werd ich unterdessen und nimmermehr vergessen. Mein Sinn wohnt in dem deinen/ und deiner in dem meinen. Mein Hertze bleibet deine. Dein Hertze bleibet meine. Du/ F f
Vierdtes Buch. Daß ich mich itzt ſoll ſcheiden/daß ich ſie nun ſoll meiden/ das bringt mir gleiches Leiden; Schatz/ hoͤrſt dus/ oder nicht? Sie. Recht/ Liebſter/ hoͤr’ ich wol die Noth/ in welcher wir itzt ſchweben. Daß aber aller Troſt iſt todt/ das toͤdtet mir mein Leben. Sollt ihr mir ſeyn genommen/ So bin ich uͤmm mich kommen; Bin ich von euch verlaſſen/ So muß ich mich ſelbſt haſſen. So werd’ ich krancke muͤſſen mit ſteten Thraͤnen flieſſen. Soll ich euch fort nicht ſehen/ So iſts uͤmm mich geſchehen. Jch kan/ ich mag nicht leben. Jch will den Geiſt auffgeben. Als ſtets in aͤngſten ſchweben. Und itzt/ itzt fang ich an. Er. Jch krancker ich/ was mach ich nun? Sie ſinckt in Ohnmacht nieder. Laß/ Hertze/ laß dein klaͤglich thun. Wir ſehn einander wieder. Ach Lieb/ gieb dich zu frieden/ Wir bleiben ungeſchieden. Gantz nichts nicht ſoll uns trennen. Jch will dich meine nennen. Dein werd ich unterdeſſen und nimmermehr vergeſſen. Mein Sinn wohnt in dem deinen/ und deiner in dem meinen. Mein Hertze bleibet deine. Dein Hertze bleibet meine. Du/ F f
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Vierdtes Buch.
Daß ich mich itzt ſoll ſcheiden/
daß ich ſie nun ſoll meiden/
das bringt mir gleiches Leiden;
Schatz/ hoͤrſt dus/ oder nicht?
Sie. Recht/ Liebſter/ hoͤr’ ich wol die Noth/
in welcher wir itzt ſchweben.
Daß aber aller Troſt iſt todt/
das toͤdtet mir mein Leben.
Sollt ihr mir ſeyn genommen/
So bin ich uͤmm mich kommen;
Bin ich von euch verlaſſen/
So muß ich mich ſelbſt haſſen.
So werd’ ich krancke muͤſſen
mit ſteten Thraͤnen flieſſen.
Soll ich euch fort nicht ſehen/
So iſts uͤmm mich geſchehen.
Jch kan/ ich mag nicht leben.
Jch will den Geiſt auffgeben.
Als ſtets in aͤngſten ſchweben.
Und itzt/ itzt fang ich an.
Er. Jch krancker ich/ was mach ich nun?
Sie ſinckt in Ohnmacht nieder.
Laß/ Hertze/ laß dein klaͤglich thun.
Wir ſehn einander wieder.
Ach Lieb/ gieb dich zu frieden/
Wir bleiben ungeſchieden.
Gantz nichts nicht ſoll uns trennen.
Jch will dich meine nennen.
Dein werd ich unterdeſſen
und nimmermehr vergeſſen.
Mein Sinn wohnt in dem deinen/
und deiner in dem meinen.
Mein Hertze bleibet deine.
Dein Hertze bleibet meine.
Du/
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