Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Oden Sprechend: Lieber/ geh' es ein/du/ du solst mein Dafnis seyn. Linde du/ und ihr/ ihr Wiesen/ Jhr/ ihr sollet Zeugen seyn/ daß ich diesen Meinen/ diesen gleich als meinen Dafnis meyn? Jch bin deine. Meine du. Gantze Gegend/ höre zu. Denn so laß uns beyde schreyen! Glück zur neuen Brüderschafft! Glück uns beyden! Glück uns zweyen! dieses Bündniß habe Krafft! Echo halt: es habe Krafft! Glück zur neuen Brüderschafft. Was befreundet doch das sauffen? Es ist nur deß Pöfels Brauch. Da man Brüderschafft muß kauffen ümm das/ was nur füllt den Bauch. Die denn kaum so lange steht/ biß der Soff vom Leibe geht. Nüchtern soll man seyn/ und seine/ wenn man seines gleichen sucht. Weil noch sind die Sinnen reine/ weil man Scham noch hat und Zucht/ was beständig bleiben soll/ muß man vor bedencken wol. Nachmahls werden wir uns sehnen ümm einander stets zu seyn. Uns allmählig angewähnen/ daß wir Leipzig achten klein. Unser Sinn wird höher stehn/ als wo nur die Feygen gehn. Dein
Der Oden Sprechend: Lieber/ geh’ es ein/du/ du ſolſt mein Dafnis ſeyn. Linde du/ und ihr/ ihr Wieſen/ Jhr/ ihr ſollet Zeugen ſeyn/ daß ich dieſen Meinen/ dieſen gleich als meinen Dafnis meyn? Jch bin deine. Meine du. Gantze Gegend/ hoͤre zu. Denn ſo laß uns beyde ſchreyen! Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft! Gluͤck uns beyden! Gluͤck uns zweyen! dieſes Buͤndniß habe Krafft! Echo halt: es habe Krafft! Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft. Was befreundet doch das ſauffen? Es iſt nur deß Poͤfels Brauch. Da man Bruͤderſchafft muß kauffen uͤmm das/ was nur fuͤllt den Bauch. Die denn kaum ſo lange ſteht/ biß der Soff vom Leibe geht. Nuͤchtern ſoll man ſeyn/ und ſeine/ wenn man ſeines gleichen ſucht. Weil noch ſind die Sinnen reine/ weil man Scham noch hat und Zucht/ was beſtaͤndig bleiben ſoll/ muß man vor bedencken wol. Nachmahls werden wir uns ſehnen uͤmm einander ſtets zu ſeyn. Uns allmaͤhlig angewaͤhnen/ daß wir Leipzig achten klein. Unſer Sinn wird hoͤher ſtehn/ als wo nur die Feygen gehn. Dein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="34"> <pb facs="#f0442" n="422"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Oden</hi> </fw><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Sprechend: Lieber/ geh’ es ein/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">du/ du ſolſt mein Dafnis ſeyn.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="35"> <l> <hi rendition="#fr">Linde du/ und ihr/ ihr Wieſen/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jhr/ ihr ſollet Zeugen ſeyn/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">daß ich dieſen Meinen/ dieſen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">gleich als meinen Dafnis meyn?</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jch bin deine. Meine du.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Gantze Gegend/ hoͤre zu.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="36"> <l> <hi rendition="#fr">Denn ſo laß uns beyde ſchreyen!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Gluͤck uns beyden! Gluͤck uns zweyen!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">dieſes Buͤndniß habe Krafft!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Echo halt: es habe Krafft!</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="37"> <l> <hi rendition="#fr">Was befreundet doch das ſauffen?</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Es iſt nur deß Poͤfels Brauch.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Da man Bruͤderſchafft muß kauffen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">uͤmm das/ was nur fuͤllt den Bauch.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Die denn kaum ſo lange ſteht/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">biß der Soff vom Leibe geht.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="38"> <l> <hi rendition="#fr">Nuͤchtern ſoll man ſeyn/ und ſeine/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">wenn man ſeines gleichen ſucht.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Weil noch ſind die Sinnen reine/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">weil man Scham noch hat und Zucht/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">was beſtaͤndig bleiben ſoll/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">muß man vor bedencken wol.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="39"> <l> <hi rendition="#fr">Nachmahls werden wir uns ſehnen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">uͤmm einander ſtets zu ſeyn.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">U</hi> <hi rendition="#fr">ns allmaͤhlig angewaͤhnen/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">daß wir Leipzig achten klein.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">U</hi> <hi rendition="#fr">nſer Sinn wird hoͤher ſtehn/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">als wo nur die Feygen gehn.</hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Dein</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [422/0442]
Der Oden
Sprechend: Lieber/ geh’ es ein/
du/ du ſolſt mein Dafnis ſeyn.
Linde du/ und ihr/ ihr Wieſen/
Jhr/ ihr ſollet Zeugen ſeyn/
daß ich dieſen Meinen/ dieſen
gleich als meinen Dafnis meyn?
Jch bin deine. Meine du.
Gantze Gegend/ hoͤre zu.
Denn ſo laß uns beyde ſchreyen!
Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft!
Gluͤck uns beyden! Gluͤck uns zweyen!
dieſes Buͤndniß habe Krafft!
Echo halt: es habe Krafft!
Gluͤck zur neuen Bruͤderſchafft.
Was befreundet doch das ſauffen?
Es iſt nur deß Poͤfels Brauch.
Da man Bruͤderſchafft muß kauffen
uͤmm das/ was nur fuͤllt den Bauch.
Die denn kaum ſo lange ſteht/
biß der Soff vom Leibe geht.
Nuͤchtern ſoll man ſeyn/ und ſeine/
wenn man ſeines gleichen ſucht.
Weil noch ſind die Sinnen reine/
weil man Scham noch hat und Zucht/
was beſtaͤndig bleiben ſoll/
muß man vor bedencken wol.
Nachmahls werden wir uns ſehnen
uͤmm einander ſtets zu ſeyn.
Uns allmaͤhlig angewaͤhnen/
daß wir Leipzig achten klein.
Unſer Sinn wird hoͤher ſtehn/
als wo nur die Feygen gehn.
Dein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |