Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Oden daß du seufftzen bey der Lust/und in trauren froh seyn must. Wer sich in sein Glücke schicket/ der thut was Gott selbsten wil. Zagt in Nöthen nicht zu viel. Braucht der Zeit/ so ihn erquicket. Sein Verhängnüß nimmt er auff/ wie es mengt der Sternen-lauff. Zwar/ es läst sich übel stellen/ wann das Leid vom Hertzen kömmt/ und biß an die Thränen glimmt. Also wenig Glut und Wellen können unvermieden seyn/ Also wenig ernste Pein. Doch/ so ist diß auch nichts neues/ daß die Sonn' im Regen scheint. Also lacht man/ wenn man weint. Wer nur auch hat etwas treues/ das mit ihm die Wage hält. Wo die leichte Schaal' hinfällt. Ein vertrauter Freund im Leben. der halbirt uns unser Leid; duppelt gleichsfalls alle Freud'/ und versichert uns beyneben/ daß die Noth/ so uns betrübt Jhm auch gleiche Stösse giebt. Jene Tage sind zum Klagen/ die zur Fröligkeit bestimmt. Seelig ist/ der mitte nimmt/ was für Lust die Zeiten tragen. Gegenwertigs ist Gewinn; Was schon hin ist/ das ist hin. Es
Der Oden daß du ſeufftzen bey der Luſt/und in trauren froh ſeyn muſt. Wer ſich in ſein Gluͤcke ſchicket/ der thut was Gott ſelbſten wil. Zagt in Noͤthen nicht zu viel. Braucht der Zeit/ ſo ihn erquicket. Sein Verhaͤngnuͤß nim̃t er auff/ wie es mengt der Sternen-lauff. Zwar/ es laͤſt ſich uͤbel ſtellen/ wann das Leid vom Hertzen koͤm̃t/ und biß an die Thraͤnen glim̃t. Alſo wenig Glut und Wellen koͤnnen unvermieden ſeyn/ Alſo wenig ernſte Pein. Doch/ ſo iſt diß auch nichts neues/ daß die Sonn’ im Regen ſcheint. Alſo lacht man/ wenn man weint. Wer nur auch hat etwas treues/ das mit ihm die Wage haͤlt. Wo die leichte Schaal’ hinfaͤllt. Ein vertrauter Freund im Leben. der halbirt uns unſer Leid; duppelt gleichsfalls alle Freud’/ und verſichert uns beyneben/ daß die Noth/ ſo uns betruͤbt Jhm auch gleiche Stoͤſſe giebt. Jene Tage ſind zum Klagen/ die zur Froͤligkeit beſtim̃t. Seelig iſt/ der mitte nim̃t/ was fuͤr Luſt die Zeiten tragen. Gegenwertigs iſt Gewinn; Was ſchon hin iſt/ das iſt hin. Es
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Der Oden
daß du ſeufftzen bey der Luſt/
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Wer ſich in ſein Gluͤcke ſchicket/
der thut was Gott ſelbſten wil.
Zagt in Noͤthen nicht zu viel.
Braucht der Zeit/ ſo ihn erquicket.
Sein Verhaͤngnuͤß nim̃t er auff/
wie es mengt der Sternen-lauff.
Zwar/ es laͤſt ſich uͤbel ſtellen/
wann das Leid vom Hertzen koͤm̃t/
und biß an die Thraͤnen glim̃t.
Alſo wenig Glut und Wellen
koͤnnen unvermieden ſeyn/
Alſo wenig ernſte Pein.
Doch/ ſo iſt diß auch nichts neues/
daß die Sonn’ im Regen ſcheint.
Alſo lacht man/ wenn man weint.
Wer nur auch hat etwas treues/
das mit ihm die Wage haͤlt.
Wo die leichte Schaal’ hinfaͤllt.
Ein vertrauter Freund im Leben.
der halbirt uns unſer Leid;
duppelt gleichsfalls alle Freud’/
und verſichert uns beyneben/
daß die Noth/ ſo uns betruͤbt
Jhm auch gleiche Stoͤſſe giebt.
Jene Tage ſind zum Klagen/
die zur Froͤligkeit beſtim̃t.
Seelig iſt/ der mitte nim̃t/
was fuͤr Luſt die Zeiten tragen.
Gegenwertigs iſt Gewinn;
Was ſchon hin iſt/ das iſt hin.
Es
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