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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder.
Die/ wann sie toll und voll/ so bieten sie sich dar
und wollen für den Freund ihr Leben lassen gar/
So lang' auch Ehre/ Lust und Gold im Säckel wehret/
So seyn die Worte gut. Jm fall es sich verkehret/
so schwindet auch die Lieb' und angetichte Treu'
und bricht so/ beydes Glaß und Freundes Gunst entzwey.
Drüm welcher seinen Freund ein treuen Freund will nennen/
den wird das Ungelück ihn geben zu erkennen.
Herr Bruder/ deine Lieb' und gnug-bekandte Treu'
ist hier/ uns Schlesiern nicht heut' erst worden neu/
Du hast uns erstens dir zu Freunden außerkiesen
und nun viel lange Jahr' all' Ehr' und Gunst erwiesen/
Das/ so dein Ursprung ist/ das liebe Vaterland/
setzt du fast ausser Acht/ und dich zu uns gewand
dem itzt betrübtem Volck; und heist uns deine Glieder/
Lands-männer/ und was mehr/ die allertreusten Brüder:
Geschweigen will ich itzt/ der Freundschafft in der Noth/
die du den unsrigen erwiesen biß in Todt/
Auch nach demselben Sie/ mit sonderbahrem loben
durch deinen hohen Sinn/ biß ans Gestirn' erhoben.
Verzeyh O Bruder mir/ daß ich nach Würden dir
dein Lob nicht häuffen kan. Die Zeit ermanglet mir/
und was ein mehrers ist/ mein allzuschwache Sinnen
vermögen solchen Zweck und sonderes Beginnen
erreichen nirgend nicht. Laß dis vergnügen dich
daß ich dich fort und fort will lieben so/ als mich;
Mein nah- und ferne seyn/ mein Glück und das Ergötzen
soll nicht vermögend seyn/ von dir mich abzusetzen;
Dein Freund bleib' ich in Todt. Jn fernerm lebe woll
und wünsche dir so viel/ als ich mir wünschen soll.
T.
Martinus Christenius.

Auff
Q v
Poetiſcher Waͤlder.
Die/ wann ſie toll und voll/ ſo bieten ſie ſich dar
und wollen fuͤr den Freund ihr Leben laſſen gar/
So lang’ auch Ehre/ Luſt und Gold im Saͤckel wehret/
So ſeyn die Worte gut. Jm fall es ſich verkehret/
ſo ſchwindet auch die Lieb’ und angetichte Treu’
und bricht ſo/ beydes Glaß und Freundes Gunſt entzwey.
Druͤm welcher ſeinen Freund ein treuen Freund will nennen/
den wird das Ungeluͤck ihn geben zu erkennen.
Herꝛ Bruder/ deine Lieb’ und gnug-bekandte Treu’
iſt hier/ uns Schleſiern nicht heut’ erſt worden neu/
Du haſt uns erſtens dir zu Freunden außerkieſen
und nun viel lange Jahr’ all’ Ehr’ und Gunſt erwieſen/
Das/ ſo dein Urſprung iſt/ das liebe Vaterland/
ſetzt du faſt auſſer Acht/ und dich zu uns gewand
dem itzt betruͤbtem Volck; und heiſt uns deine Glieder/
Lands-maͤnner/ und was mehr/ die allertreuſten Bruͤder:
Geſchweigen will ich itzt/ der Freundſchafft in der Noth/
die du den unſrigen erwieſen biß in Todt/
Auch nach demſelben Sie/ mit ſonderbahrem loben
durch deinen hohen Sinn/ biß ans Geſtirn’ erhoben.
Verzeyh O Bruder mir/ daß ich nach Wuͤrden dir
dein Lob nicht haͤuffen kan. Die Zeit ermanglet mir/
und was ein mehrers iſt/ mein allzuſchwache Sinnen
vermoͤgen ſolchen Zweck und ſonderes Beginnen
erꝛeichen nirgend nicht. Laß dis vergnuͤgen dich
daß ich dich fort und fort will lieben ſo/ als mich;
Mein nah- und ferne ſeyn/ mein Gluͤck und das Ergoͤtzen
ſoll nicht vermoͤgend ſeyn/ von dir mich abzuſetzen;
Dein Freund bleib’ ich in Todt. Jn fernerm lebe woll
und wuͤnſche dir ſo viel/ als ich mir wuͤnſchen ſoll.
T.
Martinus Chriſtenius.

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Q v
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[249/0269] Poetiſcher Waͤlder. Die/ wann ſie toll und voll/ ſo bieten ſie ſich dar und wollen fuͤr den Freund ihr Leben laſſen gar/ So lang’ auch Ehre/ Luſt und Gold im Saͤckel wehret/ So ſeyn die Worte gut. Jm fall es ſich verkehret/ ſo ſchwindet auch die Lieb’ und angetichte Treu’ und bricht ſo/ beydes Glaß und Freundes Gunſt entzwey. Druͤm welcher ſeinen Freund ein treuen Freund will nennen/ den wird das Ungeluͤck ihn geben zu erkennen. Herꝛ Bruder/ deine Lieb’ und gnug-bekandte Treu’ iſt hier/ uns Schleſiern nicht heut’ erſt worden neu/ Du haſt uns erſtens dir zu Freunden außerkieſen und nun viel lange Jahr’ all’ Ehr’ und Gunſt erwieſen/ Das/ ſo dein Urſprung iſt/ das liebe Vaterland/ ſetzt du faſt auſſer Acht/ und dich zu uns gewand dem itzt betruͤbtem Volck; und heiſt uns deine Glieder/ Lands-maͤnner/ und was mehr/ die allertreuſten Bruͤder: Geſchweigen will ich itzt/ der Freundſchafft in der Noth/ die du den unſrigen erwieſen biß in Todt/ Auch nach demſelben Sie/ mit ſonderbahrem loben durch deinen hohen Sinn/ biß ans Geſtirn’ erhoben. Verzeyh O Bruder mir/ daß ich nach Wuͤrden dir dein Lob nicht haͤuffen kan. Die Zeit ermanglet mir/ und was ein mehrers iſt/ mein allzuſchwache Sinnen vermoͤgen ſolchen Zweck und ſonderes Beginnen erꝛeichen nirgend nicht. Laß dis vergnuͤgen dich daß ich dich fort und fort will lieben ſo/ als mich; Mein nah- und ferne ſeyn/ mein Gluͤck und das Ergoͤtzen ſoll nicht vermoͤgend ſeyn/ von dir mich abzuſetzen; Dein Freund bleib’ ich in Todt. Jn fernerm lebe woll und wuͤnſche dir ſo viel/ als ich mir wuͤnſchen ſoll. T. Martinus Chriſtenius. Auff Q v

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/269>, abgerufen am 20.05.2024.