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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder.
der uns nach des Landes Vesten
und nach Seel- und Gütern tracht/
unser Held legt diesen wieder
Seinen Stoltz und Hochmuht nieder.

Liebster Freund seyd diesen Jahren
ist uns Hertz' und Muht verrückt
seyd die weg seyn/ so uns waren
her von Schleßjen zugeschickt.
Niemals hat uns Lust betroffen/
Niemals blieb uns was zu hoffen.
Nun wir gleichwol seyn geblieben
sicher vor dem Krieg' und Gifft/
weil Gott von uns weg-getrieben
was den Menschen leicht betrifft/
Ey so laß' uns förders preisen
unsern Gott vor solch erweisen.
Wann denn dieses ist vollendet
so sey endlich auch bedacht
wie man sich zum Trincken wendet
das uns Lust und Freude macht/
Giebe Bier und Wein zum besten
uns sonst deinen lieben Gästen.
Nur an diesem Tag nichts spare/
Laß es nirgends mangeln nicht/
Es kömmt nur einmahl im Jahre/
wer weiß wann es mehr geschicht.
Wann/ im fall/ wir schmausen müssen/
So laß michs nur balde wissen.
Von deinem andern ich
Martino Christenio.

An

Poetiſcher Waͤlder.
der uns nach des Landes Veſten
und nach Seel- und Guͤtern tracht/
unſer Held legt dieſen wieder
Seinen Stoltz und Hochmuht nieder.

Liebſter Freund ſeyd dieſen Jahren
iſt uns Hertz’ und Muht verꝛuͤckt
ſeyd die weg ſeyn/ ſo uns waren
her von Schleßjen zugeſchickt.
Niemals hat uns Luſt betroffen/
Niemals blieb uns was zu hoffen.
Nun wir gleichwol ſeyn geblieben
ſicher vor dem Krieg’ und Gifft/
weil Gott von uns weg-getrieben
was den Menſchen leicht betrifft/
Ey ſo laß’ uns foͤrders preiſen
unſern Gott vor ſolch erweiſen.
Wann denn dieſes iſt vollendet
ſo ſey endlich auch bedacht
wie man ſich zum Trincken wendet
das uns Luſt und Freude macht/
Giebe Bier und Wein zum beſten
uns ſonſt deinen lieben Gaͤſten.
Nur an dieſem Tag nichts ſpare/
Laß es nirgends mangeln nicht/
Es koͤm̃t nur einmahl im Jahre/
wer weiß wann es mehr geſchicht.
Wann/ im fall/ wir ſchmauſen muͤſſen/
So laß michs nur balde wiſſen.
Von deinem andern ich
Martino Chriſtenio.

An
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[235/0255] Poetiſcher Waͤlder. der uns nach des Landes Veſten und nach Seel- und Guͤtern tracht/ unſer Held legt dieſen wieder Seinen Stoltz und Hochmuht nieder. Liebſter Freund ſeyd dieſen Jahren iſt uns Hertz’ und Muht verꝛuͤckt ſeyd die weg ſeyn/ ſo uns waren her von Schleßjen zugeſchickt. Niemals hat uns Luſt betroffen/ Niemals blieb uns was zu hoffen. Nun wir gleichwol ſeyn geblieben ſicher vor dem Krieg’ und Gifft/ weil Gott von uns weg-getrieben was den Menſchen leicht betrifft/ Ey ſo laß’ uns foͤrders preiſen unſern Gott vor ſolch erweiſen. Wann denn dieſes iſt vollendet ſo ſey endlich auch bedacht wie man ſich zum Trincken wendet das uns Luſt und Freude macht/ Giebe Bier und Wein zum beſten uns ſonſt deinen lieben Gaͤſten. Nur an dieſem Tag nichts ſpare/ Laß es nirgends mangeln nicht/ Es koͤm̃t nur einmahl im Jahre/ wer weiß wann es mehr geſchicht. Wann/ im fall/ wir ſchmauſen muͤſſen/ So laß michs nur balde wiſſen. Von deinem andern ich Martino Chriſtenio. An

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/255>, abgerufen am 22.11.2024.