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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Auff eben desselben seinen Tod/ wel-
cher ihm in der Nagaischen Tartarey

kundt gethan ward.
HAt mein Verhängnüß denn so gantz zur unzeit mich
Von Glücke/ Vaterland' und allen ausgetrieben/
und war mir denn also annoch nicht alles blieben/
Das einen Geist belebt/ und muthig macht auff sich;
Du Hertzog meiner Lust/ mir hat auch entlich dich/
Der allgemeine Raht auff Dentschland/ auffgerieben/
Dich/ du der Menschen Lust und eintziges belieben
die wahrer Liebe Lieb und fähig sind/ wie Jch.
Jch hier der Scythen Raub/ wie Naso dort die Geten
Wormit verehr' ich doch dich ewigen Poeten?
Der Weg ist da/ und dort/ und aller enden zu.
Mein erster Geist ist todt; und nun stirbt auch das Leben.
Jch wil zwar: aber schaw/ wie kan ich dich erheben?
Dich kan erheben recht sonst niemand/ als nur du.


Auff eines seinen Nahmens Tag
Jn Astrachan geschrieben/ m. dc. xxxviij.
im Julio.
JCh sprach die Musen an auff diesen deinen Tag/
ümm einen saubern Vers/ der für Gelehrte töchte/
Und in der Priefung recht gefunden werden möchte;
Gleich wie ich vor der Zeit wol eh' zu tichten pflag/
Als ich frey aller Noth an meiner Mulden lag
und mir kein übermuht die kühnen Sinnen schwächte/
Kein grober übermuht/ den ich zwar hier verfechte/
Wenn rechten wer' erläubt. Doch bleib' es/ wo es mag.
Jch
Poetiſcher Waͤlder
Auff eben deſſelben ſeinen Tod/ wel-
cher ihm in der Nagaiſchen Tartarey

kundt gethan ward.
HAt mein Verhaͤngnuͤß denn ſo gantz zur unzeit mich
Von Gluͤcke/ Vaterland’ und allen ausgetrieben/
und war mir denn alſo annoch nicht alles blieben/
Das einen Geiſt belebt/ und muthig macht auff ſich;
Du Hertzog meiner Luſt/ mir hat auch entlich dich/
Der allgemeine Raht auff Dentſchland/ auffgerieben/
Dich/ du der Menſchen Luſt und eintziges belieben
die wahrer Liebe Lieb und faͤhig ſind/ wie Jch.
Jch hier der Scythen Raub/ wie Naſo dort die Geten
Wormit verehr’ ich doch dich ewigen Poeten?
Der Weg iſt da/ und dort/ und aller enden zu.
Mein erſter Geiſt iſt todt; und nun ſtirbt auch das Leben.
Jch wil zwar: aber ſchaw/ wie kan ich dich erheben?
Dich kan erheben recht ſonſt niemand/ als nur du.


Auff eines ſeinen Nahmens Tag
Jn Aſtrachan geſchrieben/ m. dc. xxxviij.
im Julio.
JCh ſprach die Muſen an auff dieſen deinen Tag/
uͤmm einen ſaubern Vers/ der fuͤr Gelehrte toͤchte/
Und in der Priefung recht gefunden werden moͤchte;
Gleich wie ich vor der Zeit wol eh’ zu tichten pflag/
Als ich frey aller Noth an meiner Mulden lag
und mir kein uͤbermuht die kuͤhnen Sinnen ſchwaͤchte/
Kein grober uͤbermuht/ den ich zwar hier verfechte/
Wenn rechten wer’ erlaͤubt. Doch bleib’ es/ wo es mag.
Jch
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[190/0210] Poetiſcher Waͤlder Auff eben deſſelben ſeinen Tod/ wel- cher ihm in der Nagaiſchen Tartarey kundt gethan ward. HAt mein Verhaͤngnuͤß denn ſo gantz zur unzeit mich Von Gluͤcke/ Vaterland’ und allen ausgetrieben/ und war mir denn alſo annoch nicht alles blieben/ Das einen Geiſt belebt/ und muthig macht auff ſich; Du Hertzog meiner Luſt/ mir hat auch entlich dich/ Der allgemeine Raht auff Dentſchland/ auffgerieben/ Dich/ du der Menſchen Luſt und eintziges belieben die wahrer Liebe Lieb und faͤhig ſind/ wie Jch. Jch hier der Scythen Raub/ wie Naſo dort die Geten Wormit verehr’ ich doch dich ewigen Poeten? Der Weg iſt da/ und dort/ und aller enden zu. Mein erſter Geiſt iſt todt; und nun ſtirbt auch das Leben. Jch wil zwar: aber ſchaw/ wie kan ich dich erheben? Dich kan erheben recht ſonſt niemand/ als nur du. Zu Aſtrachan im Brachmonat/ m. dc. xxxviij. Auff eines ſeinen Nahmens Tag Jn Aſtrachan geſchrieben/ m. dc. xxxviij. im Julio. JCh ſprach die Muſen an auff dieſen deinen Tag/ uͤmm einen ſaubern Vers/ der fuͤr Gelehrte toͤchte/ Und in der Priefung recht gefunden werden moͤchte; Gleich wie ich vor der Zeit wol eh’ zu tichten pflag/ Als ich frey aller Noth an meiner Mulden lag und mir kein uͤbermuht die kuͤhnen Sinnen ſchwaͤchte/ Kein grober uͤbermuht/ den ich zwar hier verfechte/ Wenn rechten wer’ erlaͤubt. Doch bleib’ es/ wo es mag. Jch

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/210>, abgerufen am 08.05.2024.