führet man zwey Löwen auf dem Wagen, davon man iedem einen kleinen Hund zugesellet.
Noch weit wundernswürdiger aber ist die recht Königliche und Fürstli- che Ubung, die so genannte Falconaria oder Falcken-Beitz, von deren Historie ich zwar in meinem ersten Theil p. 316. schon etwas weniges beygebracht habe, dem ich aber noch einige Anmerckungen zur Verbesserung und Erläute- rung beyfügen will. Jhr Alterthum, da einige den Ulyssem, andere den Mac- cabaeum vor den Urheber angeben, ziehen viele Gelehrte, als Nicolaus Rigaltius in der Dedication der Scriptorum rei accipitrariae an Ludovi- cum XIII. König in Franckreich, und Henricus Salmuth in seinem Commen- tario zu Guidonis Pancirolli Novis Repertis in Zweiffel, und halten es al- les vor offenbare Fabeln. Daß aber diese Lufft-Jagd denen Griechen gantz und gar unbekannt gewesen sey, ist aus dem Aristotele Lib. X. Animantium klar und deutlich zu ersehen, als der es vor abentheuerlich, und fast vor unglaub- lich gehalten, was man zu den damahligen Zeiten von einigen jungen Leuten in Thracien vorgab, als wenn sie mit den Falcken Compagnie zu machen, und damit den Vögeln nachzustellen gewohnt gewesen wären; obgleich Ctesias fast eben dergleichen von den Jndianischen Adlern vorgegeben hatte. Bey den alten Römern ist die Falcken-Beitz gleichfalls unbekannt gewesen, und würden sie ohnfehlbar ihren circum und amphitheatrum verlassen haben, woferne sie ein dergleichen recht Königliches und Fürstliches Vergnügen mit hätten ansehen können. Denn was Martialis von dem Falcken, als einem famulo aucupum d. i. Bedienten der Vogelfänger, und andere Scribenten von den avibus circaneis melden, handelt nicht von der Falcken-Beitz, son- dern von dem hinterlistigen Vogelfang, da man die angelockten Vögel in Ne- tzen, oder mit Vogel-Leim zu fangen pfleget. Es ist also höchst wahrscheinlich, daß die Falcken-Beitz nicht vor den Zeiten Julii Firmici und Sidonii Apollina- ris, sondern unter der Regierung der beyden Kayser CONSTANTINI und THEODOSII in Regeln der Kunst verfasset worden sey, wie man denn keine ältern Scribenten finden wird, welche der angestellten Reiger-Beitze Erweh- nung gethan haben; von der Zeit an aber sind die Falconier unter dem Ober- Falconier am Kayserlichen Hof gestanden, wie Rigaltius in der schon ange- führten Zuschrifft erinnert. Man hat auch kurtze Zeit hernach diese Kunst in Schrifften verfasset, darunter wohl die älteste ist, welche Rigaltius in seinen 1612. zu Paris in 4. herausgegebenen Scriptoribus rei accipitrariae unter dem Nahmen Demetrii Constantinopolitani in Griechischer Sprache mit Pe- tri Gillii Lateinischer Ubersetzung an der Spitze dieser Sammlung drucken lassen. Die andere Schrifft, welche auf den Demetrium folget, ist in einer viel schlimmern Schreib-Art verfasset, und scheinet von einem neuern Scriben- ten verfertiget zu seyn. Rigaltius muthmasset, daß dieser Mann vielleicht der Phoenon sey, der in der Bibliotheck zu Augspurg befindlich ist, man wolte denn lieber glauben, daß unter diesem Nahmen der Autor der halb Barbarischen Schrifft, die an Michaelem Palaeologum gerichtet ist, angeführet würde, die Rigaltius gleichfalls seinen Scriptoribus rei accipitrariae nebst noch ei- ner andern in Catalonischer Sprache einverleibet hat, die auf dem stoltzen Titel
dem
(c)
von der Jagd der Alten.
fuͤhret man zwey Loͤwen auf dem Wagen, davon man iedem einen kleinen Hund zugeſellet.
Noch weit wundernswuͤrdiger aber iſt die recht Koͤnigliche und Fuͤrſtli- che Ubung, die ſo genannte Falconaria oder Falcken-Beitz, von deren Hiſtorie ich zwar in meinem erſten Theil p. 316. ſchon etwas weniges beygebracht habe, dem ich aber noch einige Anmerckungen zur Verbeſſerung und Erlaͤute- rung beyfuͤgen will. Jhr Alterthum, da einige den Ulyſſem, andere den Mac- cabæum vor den Urheber angeben, ziehen viele Gelehrte, als Nicolaus Rigaltius in der Dedication der Scriptorum rei accipitrariæ an Ludovi- cum XIII. Koͤnig in Franckreich, und Henricus Salmuth in ſeinem Commen- tario zu Guidonis Pancirolli Novis Repertis in Zweiffel, und halten es al- les vor offenbare Fabeln. Daß aber dieſe Lufft-Jagd denen Griechen gantz und gar unbekannt geweſen ſey, iſt aus dem Ariſtotele Lib. X. Animantium klar und deutlich zu erſehen, als der es vor abentheuerlich, und faſt vor unglaub- lich gehalten, was man zu den damahligen Zeiten von einigen jungen Leuten in Thracien vorgab, als wenn ſie mit den Falcken Compagnie zu machen, und damit den Voͤgeln nachzuſtellen gewohnt geweſen waͤren; obgleich Cteſias faſt eben dergleichen von den Jndianiſchen Adlern vorgegeben hatte. Bey den alten Roͤmern iſt die Falcken-Beitz gleichfalls unbekannt geweſen, und wuͤrden ſie ohnfehlbar ihren circum und amphitheatrum verlaſſen haben, woferne ſie ein dergleichen recht Koͤnigliches und Fuͤrſtliches Vergnuͤgen mit haͤtten anſehen koͤnnen. Denn was Martialis von dem Falcken, als einem famulo aucupum d. i. Bedienten der Vogelfaͤnger, und andere Scribenten von den avibus circaneis melden, handelt nicht von der Falcken-Beitz, ſon- dern von dem hinterliſtigen Vogelfang, da man die angelockten Voͤgel in Ne- tzen, oder mit Vogel-Leim zu fangen pfleget. Es iſt alſo hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die Falcken-Beitz nicht vor den Zeiten Julii Firmici und Sidonii Apollina- ris, ſondern unter der Regierung der beyden Kayſer CONSTANTINI und THEODOSII in Regeln der Kunſt verfaſſet worden ſey, wie man denn keine aͤltern Scribenten finden wird, welche der angeſtellten Reiger-Beitze Erweh- nung gethan haben; von der Zeit an aber ſind die Falconier unter dem Ober- Falconier am Kayſerlichen Hof geſtanden, wie Rigaltius in der ſchon ange- fuͤhrten Zuſchrifft erinnert. Man hat auch kurtze Zeit hernach dieſe Kunſt in Schrifften verfaſſet, darunter wohl die aͤlteſte iſt, welche Rigaltius in ſeinen 1612. zu Paris in 4. herausgegebenen Scriptoribus rei accipitrariæ unter dem Nahmen Demetrii Conſtantinopolitani in Griechiſcher Sprache mit Pe- tri Gillii Lateiniſcher Uberſetzung an der Spitze dieſer Sammlung drucken laſſen. Die andere Schrifft, welche auf den Demetrium folget, iſt in einer viel ſchlimmern Schreib-Art verfaſſet, und ſcheinet von einem neuern Scriben- ten verfertiget zu ſeyn. Rigaltius muthmaſſet, daß dieſer Mann vielleicht der Phœnon ſey, der in der Bibliotheck zu Augſpurg befindlich iſt, man wolte denn lieber glauben, daß unter dieſem Nahmen der Autor der halb Barbariſchen Schrifft, die an Michaelem Palæologum gerichtet iſt, angefuͤhret wuͤrde, die Rigaltius gleichfalls ſeinen Scriptoribus rei accipitrariæ nebſt noch ei- ner andern in Cataloniſcher Sprache einverleibet hat, die auf dem ſtoltzen Titel
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[9/0025]
von der Jagd der Alten.
fuͤhret man zwey Loͤwen auf dem Wagen, davon man iedem einen kleinen
Hund zugeſellet.
Noch weit wundernswuͤrdiger aber iſt die recht Koͤnigliche und Fuͤrſtli-
che Ubung, die ſo genannte Falconaria oder Falcken-Beitz, von deren Hiſtorie
ich zwar in meinem erſten Theil p. 316. ſchon etwas weniges beygebracht
habe, dem ich aber noch einige Anmerckungen zur Verbeſſerung und Erlaͤute-
rung beyfuͤgen will. Jhr Alterthum, da einige den Ulyſſem, andere den Mac-
cabæum vor den Urheber angeben, ziehen viele Gelehrte, als Nicolaus
Rigaltius in der Dedication der Scriptorum rei accipitrariæ an Ludovi-
cum XIII. Koͤnig in Franckreich, und Henricus Salmuth in ſeinem Commen-
tario zu Guidonis Pancirolli Novis Repertis in Zweiffel, und halten es al-
les vor offenbare Fabeln. Daß aber dieſe Lufft-Jagd denen Griechen gantz
und gar unbekannt geweſen ſey, iſt aus dem Ariſtotele Lib. X. Animantium
klar und deutlich zu erſehen, als der es vor abentheuerlich, und faſt vor unglaub-
lich gehalten, was man zu den damahligen Zeiten von einigen jungen Leuten
in Thracien vorgab, als wenn ſie mit den Falcken Compagnie zu machen, und
damit den Voͤgeln nachzuſtellen gewohnt geweſen waͤren; obgleich Cteſias
faſt eben dergleichen von den Jndianiſchen Adlern vorgegeben hatte. Bey
den alten Roͤmern iſt die Falcken-Beitz gleichfalls unbekannt geweſen, und
wuͤrden ſie ohnfehlbar ihren circum und amphitheatrum verlaſſen haben,
woferne ſie ein dergleichen recht Koͤnigliches und Fuͤrſtliches Vergnuͤgen mit
haͤtten anſehen koͤnnen. Denn was Martialis von dem Falcken, als einem
famulo aucupum d. i. Bedienten der Vogelfaͤnger, und andere Scribenten
von den avibus circaneis melden, handelt nicht von der Falcken-Beitz, ſon-
dern von dem hinterliſtigen Vogelfang, da man die angelockten Voͤgel in Ne-
tzen, oder mit Vogel-Leim zu fangen pfleget. Es iſt alſo hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß die Falcken-Beitz nicht vor den Zeiten Julii Firmici und Sidonii Apollina-
ris, ſondern unter der Regierung der beyden Kayſer CONSTANTINI und
THEODOSII in Regeln der Kunſt verfaſſet worden ſey, wie man denn keine
aͤltern Scribenten finden wird, welche der angeſtellten Reiger-Beitze Erweh-
nung gethan haben; von der Zeit an aber ſind die Falconier unter dem Ober-
Falconier am Kayſerlichen Hof geſtanden, wie Rigaltius in der ſchon ange-
fuͤhrten Zuſchrifft erinnert. Man hat auch kurtze Zeit hernach dieſe Kunſt in
Schrifften verfaſſet, darunter wohl die aͤlteſte iſt, welche Rigaltius in ſeinen
1612. zu Paris in 4. herausgegebenen Scriptoribus rei accipitrariæ unter
dem Nahmen Demetrii Conſtantinopolitani in Griechiſcher Sprache mit Pe-
tri Gillii Lateiniſcher Uberſetzung an der Spitze dieſer Sammlung drucken
laſſen. Die andere Schrifft, welche auf den Demetrium folget, iſt in einer
viel ſchlimmern Schreib-Art verfaſſet, und ſcheinet von einem neuern Scriben-
ten verfertiget zu ſeyn. Rigaltius muthmaſſet, daß dieſer Mann vielleicht der
Phœnon ſey, der in der Bibliotheck zu Augſpurg befindlich iſt, man wolte denn
lieber glauben, daß unter dieſem Nahmen der Autor der halb Barbariſchen
Schrifft, die an Michaelem Palæologum gerichtet iſt, angefuͤhret wuͤrde,
die Rigaltius gleichfalls ſeinen Scriptoribus rei accipitrariæ nebſt noch ei-
ner andern in Cataloniſcher Sprache einverleibet hat, die auf dem ſtoltzen Titel
dem
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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