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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anhang unterschiedener nützlicher
[Spaltenumbruch] text der Wolffs-Jagden ihre Untertha-
nen auch auff die Rehe-Jagden gebrau-
chen wolten, und eo ipso solcher der
Wolffs-Jagd freywillig und zwar auff
öffentlichem Land-Tage geständig gewe-
sen: und als sie hierauff Gnädige Herr-
schafft schrifftlich erklähren lassen, unter
dem Vorwand, solcher Wolffs-Jagden
ihre Leute, so weit es nicht hergebracht,
damit verschonen zu lassen, dabey aber
zu mehrerm Uberfluß annectiret, daß bey
denen Wolffs-Jagden, als einem gemei-
nen nützlichen Wercke, nach Ausweisung
der Rechte und aller Orten in der Nach-
barschafft üblichem Gebrauch es sein Ver-
bleiben, und solche alle und jede eingeses-
sene Unterthanen zu verrichten hätten,
mit solcher Erklährung gar wohl zu frie-
den gewesen, dabey acquiesciret, und dar-
wieder weder damahls, noch seit der Zeit
nicht das geringste eingewendet.

Womit sie 6) dann wiederum nicht
würden fortkommen, weilen die Jura Su-
perioritatis Foresti, Jurisdictionis
und
Emphyteuseos so gar nicht einander zu-
wider, daß nicht in einem Subjecto sie
alle zugleich, und also ein Unterthan ein
zwey, drey und vierherrich seyn könte,
als auff welchen der eine die Landesherr-
liche Obrigkeit, der andere das Jus und
davon herrührende Forst-Dienste, der
dritte die Gerichten, der vierdte Lehen
und Zinsen, auch wohl Frohn, und ein
anderer ein anders haben können, und
in Casu concurrentiae, da zu einer Zeit 2.
oder mehr Herren zugleich etwas for-
derten, würde billig der würdigere dem
wenig würdigen vorgezogen, daß also,
wenn es käme, daß ihre Frohn-Bauern
zugleich auff ihre Pferd- und Acker-Froh-
ne, die sie ihnen, denen Erb-Herrn, zu
leisten, und auff die Landes- oder Jagd-
Folge oder andere dergleichen Schuldig-
keit, die sie ihrem Landes-Herrn zu prae-
stir
en schuldig, geheissen würden, billig
ihrer derer von Adel-Dienst so lange ru-
hete, biß des Landes-Herrn Dienst ver-
richtet worden.

Zumahlen 7) dergleichen Pferd- und
Acker-Dienst nicht einerley, in dem man-
cher alle Tage, ein anderer aber nur ü-
ber den andern, dritten und vierdten er-
fordert werden dürffte, etliche aber nur
gewisse Tage des gantzen Jahres hät-
ten.

Und 8) Gnädiger Herrschafft selbst
bey ihren Amts-Unterthanen derglei-
chen Pferd- und andere Frohnen zustän-
[Spaltenumbruch] dig, und solche von denen Jhrigen zu der
Zeit, da beydes zugleich vorfiehle, ent-
bähren müssen; Zudem daß

9) Die Folge und Frohne solcher
Jagden gemeiniglich pflegten des Win-
ters, da diesen Thieren am besten abzu-
brechen, und ohnedieß die Aecker und
andere Haußhaltungs-Frohnen entwe-
der gantz ruheten, oder daran doch we-
nig zu leisten wäre, zu geschehen, und
also ihrer derer von Adel angezogene Ra-
tio,
wenn gleich sonsten, das doch nicht ist,
bündig wäre, cessirte, und nicht zu at-
tendir
en.

Die Marck Tanna 10) betreffend,
könte es zwar wohl seyn, daß sie so gar
neulich diese Frohn und Folge nicht ge-
leistet haben möge, indem nicht alle
Jahr, auch wenn es geschicht, stracks
nicht ein gantzes Auffgeboth aller und je-
der Unterthanen, Marck-Flecken und
Dorffschafften geschiehet, sondern offt nur
der 2. 3. 4. 5te Mann, zuweilen auch nur
ein oder ein paar Dörffer und Oerter,
der Reihe nach, auffgefordert werden.

Woraus denn auff den durch Ver-
jährung erlangten Titul nicht zuschlies-
sen, weilen in dergleichen Rechten derer
Exercitium sich nicht alle wege ereignet,
wegen der in diesem Falle ausgesetzten
Zeit, da keine Gelegenheit verhanden,
sich keine Verjährung behaupten lässet,
allen Falls sie solchen Titulum zu bewei-
sen, hergegen so lange solches nicht ge-
schehen, und Gnädige Herrschafft ihres
Exercitii und Possess vel qvasi sich zu be-
dienen hätten; Hiernechst ist ihnen auch
der Privat-Nutzen, den sie selbst und die
Unterthanen daraus zu gewarten, re-
monstrir
et worden.

Jndem 11) so durch Vertreib oder
Vertilgung solcher schädlicher Thiere ih-
re und ihrer Leute Schäffereyen und
Viehe-Zucht, deren sie weit mehr, als
Gnädige Herrschafft selbsten hätten, in
Sicherheit gesetzet, auch viel ihrer ar-
men Leuten desto ruhiger mit ihren Weib
und Kindern im Holtz und Felde das ihre
abwarten könten.

12) Gnädige Herrschafft sich in An-
schaffung des so vielfältiger Wild-Zeu-
ges und andere Nothdurfft ein ansehn-
liches stehen und kosten liesse, welches in
Collatione ihrer Unterthanen etwan auf
ein oder mehr Tage entbehrter Pferde
und anderer Frohnen nicht einmahl sich
consideriren liesse, und

13) Den eusersten Fall gesetzet, daß

weder

Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch] text der Wolffs-Jagden ihre Untertha-
nen auch auff die Rehe-Jagden gebrau-
chen wolten, und eo ipſo ſolcher der
Wolffs-Jagd freywillig und zwar auff
oͤffentlichem Land-Tage geſtaͤndig gewe-
ſen: und als ſie hierauff Gnaͤdige Herr-
ſchafft ſchrifftlich erklaͤhren laſſen, unter
dem Vorwand, ſolcher Wolffs-Jagden
ihre Leute, ſo weit es nicht hergebracht,
damit verſchonen zu laſſen, dabey aber
zu mehrerm Uberfluß annectiret, daß bey
denen Wolffs-Jagden, als einem gemei-
nen nuͤtzlichen Wercke, nach Ausweiſung
der Rechte und aller Orten in der Nach-
barſchafft uͤblichem Gebrauch es ſein Ver-
bleiben, und ſolche alle und jede eingeſeſ-
ſene Unterthanen zu verrichten haͤtten,
mit ſolcher Erklaͤhrung gar wohl zu frie-
den geweſen, dabey acquieſciret, und dar-
wieder weder damahls, noch ſeit der Zeit
nicht das geringſte eingewendet.

Womit ſie 6) dann wiederum nicht
wuͤrden fortkommen, weilen die Jura Su-
perioritatis Foreſti, Jurisdictionis
und
Emphyteuſeos ſo gar nicht einander zu-
wider, daß nicht in einem Subjecto ſie
alle zugleich, und alſo ein Unterthan ein
zwey, drey und vierherrich ſeyn koͤnte,
als auff welchen der eine die Landesherr-
liche Obrigkeit, der andere das Jus und
davon herruͤhrende Forſt-Dienſte, der
dritte die Gerichten, der vierdte Lehen
und Zinſen, auch wohl Frohn, und ein
anderer ein anders haben koͤnnen, und
in Caſu concurrentiæ, da zu einer Zeit 2.
oder mehr Herren zugleich etwas for-
derten, wuͤrde billig der wuͤrdigere dem
wenig wuͤrdigen vorgezogen, daß alſo,
wenn es kaͤme, daß ihre Frohn-Bauern
zugleich auff ihre Pferd- und Acker-Froh-
ne, die ſie ihnen, denen Erb-Herrn, zu
leiſten, und auff die Landes- oder Jagd-
Folge oder andere dergleichen Schuldig-
keit, die ſie ihrem Landes-Herrn zu præ-
ſtir
en ſchuldig, geheiſſen wuͤrden, billig
ihrer derer von Adel-Dienſt ſo lange ru-
hete, biß des Landes-Herrn Dienſt ver-
richtet worden.

Zumahlen 7) dergleichen Pferd- und
Acker-Dienſt nicht einerley, in dem man-
cher alle Tage, ein anderer aber nur uͤ-
ber den andern, dritten und vierdten er-
fordert werden duͤrffte, etliche aber nur
gewiſſe Tage des gantzen Jahres haͤt-
ten.

Und 8) Gnaͤdiger Herrſchafft ſelbſt
bey ihren Amts-Unterthanen derglei-
chen Pferd- und andere Frohnen zuſtaͤn-
[Spaltenumbruch] dig, und ſolche von denen Jhrigen zu der
Zeit, da beydes zugleich vorfiehle, ent-
baͤhren muͤſſen; Zudem daß

9) Die Folge und Frohne ſolcher
Jagden gemeiniglich pflegten des Win-
ters, da dieſen Thieren am beſten abzu-
brechen, und ohnedieß die Aecker und
andere Haußhaltungs-Frohnen entwe-
der gantz ruheten, oder daran doch we-
nig zu leiſten waͤre, zu geſchehen, und
alſo ihrer derer von Adel angezogene Ra-
tio,
wenn gleich ſonſten, das doch nicht iſt,
buͤndig waͤre, cesſirte, und nicht zu at-
tendir
en.

Die Marck Tanna 10) betreffend,
koͤnte es zwar wohl ſeyn, daß ſie ſo gar
neulich dieſe Frohn und Folge nicht ge-
leiſtet haben moͤge, indem nicht alle
Jahr, auch wenn es geſchicht, ſtracks
nicht ein gantzes Auffgeboth aller und je-
der Unterthanen, Marck-Flecken und
Dorffſchafften geſchiehet, ſondern offt nur
der 2. 3. 4. 5te Mann, zuweilen auch nur
ein oder ein paar Doͤrffer und Oerter,
der Reihe nach, auffgefordert werden.

Woraus denn auff den durch Ver-
jaͤhrung erlangten Titul nicht zuſchlieſ-
ſen, weilen in dergleichen Rechten derer
Exercitium ſich nicht alle wege ereignet,
wegen der in dieſem Falle ausgeſetzten
Zeit, da keine Gelegenheit verhanden,
ſich keine Verjaͤhrung behaupten laͤſſet,
allen Falls ſie ſolchen Titulum zu bewei-
ſen, hergegen ſo lange ſolches nicht ge-
ſchehen, und Gnaͤdige Herrſchafft ihres
Exercitii und Poſſeſſ vel qvaſi ſich zu be-
dienen haͤtten; Hiernechſt iſt ihnen auch
der Privat-Nutzen, den ſie ſelbſt und die
Unterthanen daraus zu gewarten, re-
monſtrir
et worden.

Jndem 11) ſo durch Vertreib oder
Vertilgung ſolcher ſchaͤdlicher Thiere ih-
re und ihrer Leute Schaͤffereyen und
Viehe-Zucht, deren ſie weit mehr, als
Gnaͤdige Herrſchafft ſelbſten haͤtten, in
Sicherheit geſetzet, auch viel ihrer ar-
men Leuten deſto ruhiger mit ihren Weib
und Kindern im Holtz und Felde das ihre
abwarten koͤnten.

12) Gnaͤdige Herrſchafft ſich in An-
ſchaffung des ſo vielfaͤltiger Wild-Zeu-
ges und andere Nothdurfft ein anſehn-
liches ſtehen und koſten lieſſe, welches in
Collatione ihrer Unterthanen etwan auf
ein oder mehr Tage entbehrter Pferde
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[64/0638] Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher text der Wolffs-Jagden ihre Untertha- nen auch auff die Rehe-Jagden gebrau- chen wolten, und eo ipſo ſolcher der Wolffs-Jagd freywillig und zwar auff oͤffentlichem Land-Tage geſtaͤndig gewe- ſen: und als ſie hierauff Gnaͤdige Herr- ſchafft ſchrifftlich erklaͤhren laſſen, unter dem Vorwand, ſolcher Wolffs-Jagden ihre Leute, ſo weit es nicht hergebracht, damit verſchonen zu laſſen, dabey aber zu mehrerm Uberfluß annectiret, daß bey denen Wolffs-Jagden, als einem gemei- nen nuͤtzlichen Wercke, nach Ausweiſung der Rechte und aller Orten in der Nach- barſchafft uͤblichem Gebrauch es ſein Ver- bleiben, und ſolche alle und jede eingeſeſ- ſene Unterthanen zu verrichten haͤtten, mit ſolcher Erklaͤhrung gar wohl zu frie- den geweſen, dabey acquieſciret, und dar- wieder weder damahls, noch ſeit der Zeit nicht das geringſte eingewendet. Womit ſie 6) dann wiederum nicht wuͤrden fortkommen, weilen die Jura Su- perioritatis Foreſti, Jurisdictionis und Emphyteuſeos ſo gar nicht einander zu- wider, daß nicht in einem Subjecto ſie alle zugleich, und alſo ein Unterthan ein zwey, drey und vierherrich ſeyn koͤnte, als auff welchen der eine die Landesherr- liche Obrigkeit, der andere das Jus und davon herruͤhrende Forſt-Dienſte, der dritte die Gerichten, der vierdte Lehen und Zinſen, auch wohl Frohn, und ein anderer ein anders haben koͤnnen, und in Caſu concurrentiæ, da zu einer Zeit 2. oder mehr Herren zugleich etwas for- derten, wuͤrde billig der wuͤrdigere dem wenig wuͤrdigen vorgezogen, daß alſo, wenn es kaͤme, daß ihre Frohn-Bauern zugleich auff ihre Pferd- und Acker-Froh- ne, die ſie ihnen, denen Erb-Herrn, zu leiſten, und auff die Landes- oder Jagd- Folge oder andere dergleichen Schuldig- keit, die ſie ihrem Landes-Herrn zu præ- ſtiren ſchuldig, geheiſſen wuͤrden, billig ihrer derer von Adel-Dienſt ſo lange ru- hete, biß des Landes-Herrn Dienſt ver- richtet worden. Zumahlen 7) dergleichen Pferd- und Acker-Dienſt nicht einerley, in dem man- cher alle Tage, ein anderer aber nur uͤ- ber den andern, dritten und vierdten er- fordert werden duͤrffte, etliche aber nur gewiſſe Tage des gantzen Jahres haͤt- ten. Und 8) Gnaͤdiger Herrſchafft ſelbſt bey ihren Amts-Unterthanen derglei- chen Pferd- und andere Frohnen zuſtaͤn- dig, und ſolche von denen Jhrigen zu der Zeit, da beydes zugleich vorfiehle, ent- baͤhren muͤſſen; Zudem daß 9) Die Folge und Frohne ſolcher Jagden gemeiniglich pflegten des Win- ters, da dieſen Thieren am beſten abzu- brechen, und ohnedieß die Aecker und andere Haußhaltungs-Frohnen entwe- der gantz ruheten, oder daran doch we- nig zu leiſten waͤre, zu geſchehen, und alſo ihrer derer von Adel angezogene Ra- tio, wenn gleich ſonſten, das doch nicht iſt, buͤndig waͤre, cesſirte, und nicht zu at- tendiren. Die Marck Tanna 10) betreffend, koͤnte es zwar wohl ſeyn, daß ſie ſo gar neulich dieſe Frohn und Folge nicht ge- leiſtet haben moͤge, indem nicht alle Jahr, auch wenn es geſchicht, ſtracks nicht ein gantzes Auffgeboth aller und je- der Unterthanen, Marck-Flecken und Dorffſchafften geſchiehet, ſondern offt nur der 2. 3. 4. 5te Mann, zuweilen auch nur ein oder ein paar Doͤrffer und Oerter, der Reihe nach, auffgefordert werden. Woraus denn auff den durch Ver- jaͤhrung erlangten Titul nicht zuſchlieſ- ſen, weilen in dergleichen Rechten derer Exercitium ſich nicht alle wege ereignet, wegen der in dieſem Falle ausgeſetzten Zeit, da keine Gelegenheit verhanden, ſich keine Verjaͤhrung behaupten laͤſſet, allen Falls ſie ſolchen Titulum zu bewei- ſen, hergegen ſo lange ſolches nicht ge- ſchehen, und Gnaͤdige Herrſchafft ihres Exercitii und Poſſeſſ vel qvaſi ſich zu be- dienen haͤtten; Hiernechſt iſt ihnen auch der Privat-Nutzen, den ſie ſelbſt und die Unterthanen daraus zu gewarten, re- monſtriret worden. Jndem 11) ſo durch Vertreib oder Vertilgung ſolcher ſchaͤdlicher Thiere ih- re und ihrer Leute Schaͤffereyen und Viehe-Zucht, deren ſie weit mehr, als Gnaͤdige Herrſchafft ſelbſten haͤtten, in Sicherheit geſetzet, auch viel ihrer ar- men Leuten deſto ruhiger mit ihren Weib und Kindern im Holtz und Felde das ihre abwarten koͤnten. 12) Gnaͤdige Herrſchafft ſich in An- ſchaffung des ſo vielfaͤltiger Wild-Zeu- ges und andere Nothdurfft ein anſehn- liches ſtehen und koſten lieſſe, welches in Collatione ihrer Unterthanen etwan auf ein oder mehr Tage entbehrter Pferde und anderer Frohnen nicht einmahl ſich conſideriren lieſſe, und 13) Den euſerſten Fall geſetzet, daß weder

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/638>, abgerufen am 19.05.2024.