[Spaltenumbruch]
de ist von den Regalibus eines Fürsten, deren die Unterthanen nicht fähig seyn; Daß aber eine undenckliche Verjährung die Krafft eines Privilegii haben solte, hätte im geringsten nicht statt, wenn die Unfähigkeit einer Person darzu käme; Bertazzol. Cons. Civ. 46. n. 44. Ohne daß es auch (5) an der Wissenschafft und Gedult des Herrn ermangelte, die doch in den Verjährungen der uncörper- lichen Sachen auch unter gemeinen erfor- dert würde;
Dennoch aber und dieweil hiebevor, wenn gute Eichel-Mast gewesen, ein Je- der zu Acken wohnhaffter Bürger, so- viel er gewolt, Schweine in die Mast ein- zutreiben gehabt, und davon kein Mast- Geld gegeben, hernach aber solche Befrey- ung enger eingeschrenckt worden; So ist daraus abzunehmen, daß die Mastung der Stadt zugestanden, hernach aber die Herrschafft das Mast-Geld eingeführet, und doch gleichwohl eine gewisse An- zahl nicht dem blossen numero nach, son- dern mit Absehen auff die Raths-Per- sonen, Geistliche und andere, auch des Steuerbahren Vermögens der Einwoh- ner, frey gelassen worden; Wobey es denn billig um so mehr auch fürohin ver- bleibet, und die Herrschafft an dem Mast- Geld, wie auch die Beamte an gewisser Participation von denen Fehm- und Brenn-Geldern, welches gleicher gestalt bey Einführung der Mast-Gelder, also zweiffels ohne zwischen denen Beamten und der Stadt durch Vergleich beliebt worden, sich begnügen lassen; Von wel- chen Umständen denn wohl klährere Be- weißthümer sich erfinden würden, wenn die Stadt nicht durch die darinnen im Kriegswesen entstandene Feuers-Brunst um ihr Archiv kommen wäre. Denn es ist gleichwohl (1) an dem, daß die Stadt in den Gehöltzen das Recht zu holtzen und zu hüten hat, und obwohl darinnen die Fürstliche Obrigkeit der Herrschafft zu- stehet; Dieweil aber doch die Stadt im übrigen im Besitz der Gehöltze sich befin- det, aus der Possess aber das Eigenthum vermuthet und erwiesen wird, L. ult. C. de Rei vindic. Carpzov. II. Const. 14. def. 25. n. 9. So wird insonderheit auch die Mastung, zumahl dieselbe auch sonst Privatis wohl zukommen kan, so weit solche nach der Zeit nicht beschnitten worden, vor der Stadt Eigenthum gehalten, weil die [Spaltenumbruch]Exception hievon nicht erwiesen werden mag, Wes. I. Cons. 30. n. 3. Ja die Stadt vielmehr in der Possess sey, welche vor den Besitzenden, und des- sen freyen Eigenthum eine Vermu- thung macht.
Wesenb. I. Cons. 21. n. 68. Menoch. Ill. Praes. 91. n. 42. (2) Folget es nicht, daß eben demjenigen die Mast gehöre, der das Forst-Recht in denen Gehöltzen hat; Vielmehr sagt Gaili- us II. Obs. 68. es sey ausser Zweiffel, daß das Recht, Eicheln zu lesen, dem Herrn des Waldes zustehe, und nicht demjenigen, der das Regale darinnen hat, zur Mastung des Wildes, dafern man sich nicht eines andern verglichen, welches aus der Ob- servanz geschlossen werden kan, weil das alte statt eines Gesetzes ist. Nun aber ist die Observanz vielmehr an seiten der Stadt, und obwohl dieselbe anfangs gar die freye Mast durchgehends gehabt, so läst sie es doch bey dem nunmehro langwieri- gen Herbringen der modificirten Mast verbleiben. Zwar ist nicht ohne, daß der- jenige, der in einem frembden Walde das Forst-Recht hat, auch die Früchte des Waldes habe, soweit als sich das Wild davon erhält; Was aber nach nothdürff- tigem Unterhalt des Wildpräths über- bleibet, gehöret dem Eigenthums- Herrn, weil er sonst seines Eigenthums schlecht gebessert seyn würde.
Gryphiander Oecon. Legal. L. 1. c. 18. n. 1. Noe Meurer P. II. Tit.Ob die Ei- cheln, Früchte und ander wild Obst dem Forst- oder Eigen- thums-Herrn gebühren. Daß nun (3) das Ackenische Gehöltze der Stadt Eigenthum sey, und dieselbe solches, wie ihr Eigenthum gebraucht habe, ist aus obigen mehrers zu verneh- men, ob gleich Jhrer Chur-Fürstlichen Durchl. darinnen das Forst-Recht zu- gehöhret. Denn was (4) von der Ver- muthung einer bittlich zugelassenen Handlung aus dem Besoldo angeführet worden, schliest auff diesen Fall um des- halben nicht, weil Besoldus in erwehn- tem Consilio redet (1) von einer Dienst- barkeit, die man auff frembdem Grund und Boden intendirt; (2) Von dem Fall, da sich einer der blossen Possess bedienet, ohne Hülffe einer undencklichen Zeit; (3) Von einem Recht, welches mehrentheils bittweise erhalten wird, als die Atzung,
wovon
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
de iſt von den Regalibus eines Fuͤrſten, deren die Unterthanen nicht faͤhig ſeyn; Daß aber eine undenckliche Verjaͤhrung die Krafft eines Privilegii haben ſolte, haͤtte im geringſten nicht ſtatt, wenn die Unfaͤhigkeit einer Perſon darzu kaͤme; Bertazzol. Conſ. Civ. 46. n. 44. Ohne daß es auch (5) an der Wiſſenſchafft und Gedult des Herrn ermangelte, die doch in den Verjaͤhrungen der uncoͤrper- lichen Sachen auch unter gemeinen erfor- dert wuͤrde;
Dennoch aber und dieweil hiebevor, wenn gute Eichel-Maſt geweſen, ein Je- der zu Acken wohnhaffter Buͤrger, ſo- viel er gewolt, Schweine in die Maſt ein- zutreiben gehabt, und davon kein Maſt- Geld gegeben, hernach aber ſolche Befrey- ung enger eingeſchrenckt worden; So iſt daraus abzunehmen, daß die Maſtung der Stadt zugeſtanden, hernach aber die Herrſchafft das Maſt-Geld eingefuͤhret, und doch gleichwohl eine gewiſſe An- zahl nicht dem bloſſen numero nach, ſon- dern mit Abſehen auff die Raths-Per- ſonen, Geiſtliche und andere, auch des Steuerbahren Vermoͤgens der Einwoh- ner, frey gelaſſen worden; Wobey es denn billig um ſo mehr auch fuͤrohin ver- bleibet, und die Herrſchafft an dem Maſt- Geld, wie auch die Beamte an gewiſſer Participation von denen Fehm- und Brenn-Geldern, welches gleicher geſtalt bey Einfuͤhrung der Maſt-Gelder, alſo zweiffels ohne zwiſchen denen Beamten und der Stadt durch Vergleich beliebt worden, ſich begnuͤgen laſſen; Von wel- chen Umſtaͤnden denn wohl klaͤhrere Be- weißthuͤmer ſich erfinden wuͤrden, wenn die Stadt nicht durch die darinnen im Kriegsweſen entſtandene Feuers-Brunſt um ihr Archiv kommen waͤre. Denn es iſt gleichwohl (1) an dem, daß die Stadt in den Gehoͤltzen das Recht zu holtzen und zu huͤten hat, und obwohl darinnen die Fuͤrſtliche Obrigkeit der Herrſchafft zu- ſtehet; Dieweil aber doch die Stadt im uͤbrigen im Beſitz der Gehoͤltze ſich befin- det, aus der Poſſeſs aber das Eigenthum vermuthet und erwieſen wird, L. ult. C. de Rei vindic. Carpzov. II. Conſt. 14. def. 25. n. 9. So wird inſonderheit auch die Maſtung, zumahl dieſelbe auch ſonſt Privatis wohl zukommen kan, ſo weit ſolche nach der Zeit nicht beſchnitten worden, vor der Stadt Eigenthum gehalten, weil die [Spaltenumbruch]Exception hievon nicht erwieſen werden mag, Weſ. I. Conſ. 30. n. 3. Ja die Stadt vielmehr in der Poſſeſs ſey, welche vor den Beſitzenden, und deſ- ſen freyen Eigenthum eine Vermu- thung macht.
Weſenb. I. Conſ. 21. n. 68. Menoch. Ill. Præſ. 91. n. 42. (2) Folget es nicht, daß eben demjenigen die Maſt gehoͤre, der das Forſt-Recht in denen Gehoͤltzen hat; Vielmehr ſagt Gaili- us II. Obſ. 68. es ſey auſſer Zweiffel, daß das Recht, Eicheln zu leſen, dem Herrn des Waldes zuſtehe, und nicht demjenigen, der das Regale darinnen hat, zur Maſtung des Wildes, dafern man ſich nicht eines andern verglichen, welches aus der Ob- ſervanz geſchloſſen werden kan, weil das alte ſtatt eines Geſetzes iſt. Nun aber iſt die Obſervanz vielmehr an ſeiten der Stadt, und obwohl dieſelbe anfangs gar die freye Maſt durchgehends gehabt, ſo laͤſt ſie es doch bey dem nunmehro langwieri- gen Herbringen der modificirten Maſt verbleiben. Zwar iſt nicht ohne, daß der- jenige, der in einem frembden Walde das Forſt-Recht hat, auch die Fruͤchte des Waldes habe, ſoweit als ſich das Wild davon erhaͤlt; Was aber nach nothduͤrff- tigem Unterhalt des Wildpraͤths uͤber- bleibet, gehoͤret dem Eigenthums- Herrn, weil er ſonſt ſeines Eigenthums ſchlecht gebeſſert ſeyn wuͤrde.
Gryphiander Oecon. Legal. L. 1. c. 18. n. 1. Noe Meurer P. II. Tit.Ob die Ei- cheln, Fruͤchte und ander wild Obſt dem Forſt- oder Eigen- thums-Herrn gebuͤhren. Daß nun (3) das Ackeniſche Gehoͤltze der Stadt Eigenthum ſey, und dieſelbe ſolches, wie ihr Eigenthum gebraucht habe, iſt aus obigen mehrers zu verneh- men, ob gleich Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen Durchl. darinnen das Forſt-Recht zu- gehoͤhret. Denn was (4) von der Ver- muthung einer bittlich zugelaſſenen Handlung aus dem Beſoldo angefuͤhret worden, ſchlieſt auff dieſen Fall um des- halben nicht, weil Beſoldus in erwehn- tem Conſilio redet (1) von einer Dienſt- barkeit, die man auff frembdem Grund und Boden intendirt; (2) Von dem Fall, da ſich einer der bloſſen Poſſeſs bedienet, ohne Huͤlffe einer undencklichen Zeit; (3) Von einem Recht, welches mehrentheils bittweiſe erhalten wird, als die Atzung,
wovon
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[30/0604]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
de iſt von den Regalibus eines Fuͤrſten,
deren die Unterthanen nicht faͤhig ſeyn;
Daß aber eine undenckliche Verjaͤhrung
die Krafft eines Privilegii haben ſolte,
haͤtte im geringſten nicht ſtatt, wenn die
Unfaͤhigkeit einer Perſon darzu kaͤme;
Bertazzol. Conſ. Civ. 46. n. 44.
Ohne daß es auch (5) an der Wiſſenſchafft
und Gedult des Herrn ermangelte, die
doch in den Verjaͤhrungen der uncoͤrper-
lichen Sachen auch unter gemeinen erfor-
dert wuͤrde;
Dennoch aber und dieweil hiebevor,
wenn gute Eichel-Maſt geweſen, ein Je-
der zu Acken wohnhaffter Buͤrger, ſo-
viel er gewolt, Schweine in die Maſt ein-
zutreiben gehabt, und davon kein Maſt-
Geld gegeben, hernach aber ſolche Befrey-
ung enger eingeſchrenckt worden; So iſt
daraus abzunehmen, daß die Maſtung
der Stadt zugeſtanden, hernach aber die
Herrſchafft das Maſt-Geld eingefuͤhret,
und doch gleichwohl eine gewiſſe An-
zahl nicht dem bloſſen numero nach, ſon-
dern mit Abſehen auff die Raths-Per-
ſonen, Geiſtliche und andere, auch des
Steuerbahren Vermoͤgens der Einwoh-
ner, frey gelaſſen worden; Wobey es
denn billig um ſo mehr auch fuͤrohin ver-
bleibet, und die Herrſchafft an dem Maſt-
Geld, wie auch die Beamte an gewiſſer
Participation von denen Fehm- und
Brenn-Geldern, welches gleicher geſtalt
bey Einfuͤhrung der Maſt-Gelder, alſo
zweiffels ohne zwiſchen denen Beamten
und der Stadt durch Vergleich beliebt
worden, ſich begnuͤgen laſſen; Von wel-
chen Umſtaͤnden denn wohl klaͤhrere Be-
weißthuͤmer ſich erfinden wuͤrden, wenn
die Stadt nicht durch die darinnen im
Kriegsweſen entſtandene Feuers-Brunſt
um ihr Archiv kommen waͤre. Denn
es iſt gleichwohl (1) an dem, daß die Stadt
in den Gehoͤltzen das Recht zu holtzen und
zu huͤten hat, und obwohl darinnen die
Fuͤrſtliche Obrigkeit der Herrſchafft zu-
ſtehet; Dieweil aber doch die Stadt im
uͤbrigen im Beſitz der Gehoͤltze ſich befin-
det, aus der Poſſeſs aber das Eigenthum
vermuthet und erwieſen wird,
L. ult. C. de Rei vindic.
Carpzov. II. Conſt. 14. def. 25. n. 9.
So wird inſonderheit auch die Maſtung,
zumahl dieſelbe auch ſonſt Privatis wohl
zukommen kan, ſo weit ſolche nach der
Zeit nicht beſchnitten worden, vor der
Stadt Eigenthum gehalten, weil die
Exception hievon nicht erwieſen werden
mag,
Weſ. I. Conſ. 30. n. 3.
Ja die Stadt vielmehr in der Poſſeſs
ſey, welche vor den Beſitzenden, und deſ-
ſen freyen Eigenthum eine Vermu-
thung macht.
Weſenb. I. Conſ. 21. n. 68.
Menoch. Ill. Præſ. 91. n. 42.
(2) Folget es nicht, daß eben demjenigen
die Maſt gehoͤre, der das Forſt-Recht in
denen Gehoͤltzen hat; Vielmehr ſagt Gaili-
us II. Obſ. 68. es ſey auſſer Zweiffel, daß das
Recht, Eicheln zu leſen, dem Herrn des
Waldes zuſtehe, und nicht demjenigen, der
das Regale darinnen hat, zur Maſtung
des Wildes, dafern man ſich nicht eines
andern verglichen, welches aus der Ob-
ſervanz geſchloſſen werden kan, weil das
alte ſtatt eines Geſetzes iſt. Nun aber
iſt die Obſervanz vielmehr an ſeiten der
Stadt, und obwohl dieſelbe anfangs gar
die freye Maſt durchgehends gehabt, ſo laͤſt
ſie es doch bey dem nunmehro langwieri-
gen Herbringen der modificirten Maſt
verbleiben. Zwar iſt nicht ohne, daß der-
jenige, der in einem frembden Walde das
Forſt-Recht hat, auch die Fruͤchte des
Waldes habe, ſoweit als ſich das Wild
davon erhaͤlt; Was aber nach nothduͤrff-
tigem Unterhalt des Wildpraͤths uͤber-
bleibet, gehoͤret dem Eigenthums-
Herrn, weil er ſonſt ſeines Eigenthums
ſchlecht gebeſſert ſeyn wuͤrde.
Gryphiander Oecon. Legal. L. 1. c. 18. n. 1.
Noe Meurer P. II. Tit. Ob die Ei-
cheln, Fruͤchte und ander wild
Obſt dem Forſt- oder Eigen-
thums-Herrn gebuͤhren.
Daß nun (3) das Ackeniſche Gehoͤltze
der Stadt Eigenthum ſey, und dieſelbe
ſolches, wie ihr Eigenthum gebraucht
habe, iſt aus obigen mehrers zu verneh-
men, ob gleich Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen
Durchl. darinnen das Forſt-Recht zu-
gehoͤhret. Denn was (4) von der Ver-
muthung einer bittlich zugelaſſenen
Handlung aus dem Beſoldo angefuͤhret
worden, ſchlieſt auff dieſen Fall um des-
halben nicht, weil Beſoldus in erwehn-
tem Conſilio redet (1) von einer Dienſt-
barkeit, die man auff frembdem Grund
und Boden intendirt; (2) Von dem Fall,
da ſich einer der bloſſen Poſſeſs bedienet,
ohne Huͤlffe einer undencklichen Zeit; (3)
Von einem Recht, welches mehrentheils
bittweiſe erhalten wird, als die Atzung,
wovon
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/604>, abgerufen am 16.07.2024.
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