[Spaltenumbruch]
Kasten gestanden, wird mit alt Holtz und Reiß verworffen, daß es nicht zu mercken, und muß zu solcher Grube nicht täglich, sondern in drey oder vier Tagen, einmahl nachgesehen werden: Der die Auffsicht hat, darff eben allezeit nicht nah herzu gehen, sondern auf 50. Schritte da- von, auf einen Baum steigen, und nach [Spaltenumbruch]
der Grube sehen, wird er ein Loch ge- wahr, so sitzet gewiß ein frembder Gast darinnen, welches er aus dem Loch leicht mercken kan. Weiln die Menschen- Spuhr leichtlich von den wilden Thieren gemercket wird, muß man dieses genau bey denen Thieren observiren.
Von einem Sau-Garten.
[Spaltenumbruch]
Jm ersten Theile, wo ich von einem Thier-Garten geschrieben, habe unter andern gemeldet, so auch gewiß und in der That eintrifft, daß die wilden Sau- en allen Graß-Wachs schändlich verder- ben, in die besten Wiesen brechen, gerne weitläufftig herumb wandern, wegen hi- tziger Eigenschafft stets fressen oder we- nigstens gefüttert seyn wollen, und nach wenig Jahren jähling abzunehmen pfle- gen, dahero keine Vergnügung, weni- ger viel Profit von ihnen zu hoffen: Gleich- wohl mögten doch manche Herrschafften zu finden seyn, welche in deroselben Hey- den und Gehöltzern, sonderlich im Herbst zur Mast-Zeit offtmahlen grosse und viel- fältige Wechsel, und gantze Rudel Sauen, zumahl bey der Nacht antreffen, da mit Netzen auffs ungewisse nichts auszurichten ist: Hierzu aber solte wohl dieser also ge- nannte Sau-Garthen, oder vielmehr Sau-Fang nicht wenig dienlich seyn, welches mit denen Wölffen auff gewisse Art ebenfalls practiciret werden kan, wie aus folgender Beschreibung erhellen wird: Nemlich, wenn man einen Ort im Walde hat, allwo umbher in der Nä- he Erd-Mast, warme Brücher, und grosse Dickigte, Ameißhauffen, Farren- Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin- den, sonderlich warm Qvell-Wasser ver- handen, und daselbst alles dichte, mit Haseln, Buchen und Eichen gantz wilde verwachsen ist, und düster aussiehet, kan man daselbst einen Garthen etwan ohn- gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an- legen, wo die meisten Flügel zusammen kommen, und solchen mit starcken eiche- nen Plancken vermachen, auch oben mit zähem festem Werfften-Reiß verflechten. Wo nun die Flügel zusammen gehen, muß auswendig ein flacher Berg auffge- führet, innewendig aber der Helffte des Zauns solcher von starcken eichenen Plancken glatt gehobelt flach abhangig seyn. Damit aber die Sauen diesen [Spaltenumbruch]
Ein- und Ausgang gewohnet, müssen al- lezeit über diesen Einsprung Brücken von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich geleget, und dieselben, umb sie dahin zu gewöhnen, mit Eicheln oder Buch-E- ckern auff die Flügel gekirret, in Gar- ten aber Maltz und Fische, auch wild Obst gestreuet werden, und auff solche Weise, solten sie sich leichtlich dahin ge- wöhnen. Wann man nun des Herbsts, so viel möglich, Mast gesammlet hat, und der Sauen Wechsel verspühret, thut man die Brücke hinweg an einen besondern Ort, und erhält darinnen zwey mäßige erzogene wilde Bachen, welche ihre star- cke Wilderung stets von sich geben, zu- mahlen die Schweine ohnediß hitzig und geyl sind. Wann nun ein gantz Ru- del Sauen über die Flügel wechseln, und die gestreuete Eicheln finden, gehen sie den Flügeln nach zum Einsprung, und wann sie auff den Berg kommen, und die andern Bachen höhren, und wittern, auch vor sich einen niedrigen Absprung sehen, springen sie hinein, und wenn eins den Anfang machet, folgen die an- dern alle nach; Wann sie nun darinnen und sich gefangen vermercken, saussen und braussen sie herumb, und wenn sie gleich an den Einsprung kommen, so können sie doch nicht darauff fussen, weil sie auf den eichenen Pfosten abgleithen. Sollen sie nun zu fernern Jagdlustigkeiten lebendig eingefangen werden, kan nur von einer Eck zur andern ein Flügel gemachet, das Sau-Netz gestellet, und dieselben also le- bendig eingefangen werden, doch muß sol- cher Ort von allem andern Schiessen und Jagen gäntzlich verschonet seyn, dann sonst dieses leicht verhindert würde. Jn- newendig muß vor die eichene Pfosten ein Graben von zwey Ellen tieff gema- chet seyn, welcher mit Sträuchern zum Blendwerck bestecket wird. Was ich nun von Wölffen geschrieben, hat diese Be- schaffenheit, daß vornehmlich der Zaun
weit
Vierdter Theil/
[Spaltenumbruch]
Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtz und Reiß verworffen, daß es nicht zu mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen, einmahl nachgeſehen werden: Der die Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da- von, auf einen Baum ſteigen, und nach [Spaltenumbruch]
der Grube ſehen, wird er ein Loch ge- wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt darinnen, welches er aus dem Loch leicht mercken kan. Weiln die Menſchen- Spuhr leichtlich von den wilden Thieren gemercket wird, muß man dieſes genau bey denen Thieren obſerviren.
Von einem Sau-Garten.
[Spaltenumbruch]
Jm erſten Theile, wo ich von einem Thier-Garten geſchrieben, habe unter andern gemeldet, ſo auch gewiß und in der That eintrifft, daß die wilden Sau- en allen Graß-Wachs ſchaͤndlich verder- ben, in die beſten Wieſen brechen, gerne weitlaͤufftig herumb wandern, wegen hi- tziger Eigenſchafft ſtets freſſen oder we- nigſtens gefuͤttert ſeyn wollen, und nach wenig Jahren jaͤhling abzunehmen pfle- gen, dahero keine Vergnuͤgung, weni- ger viel Profit von ihnen zu hoffen: Gleich- wohl moͤgten doch manche Herrſchafften zu finden ſeyn, welche in deroſelben Hey- den und Gehoͤltzern, ſonderlich im Herbſt zur Maſt-Zeit offtmahlen groſſe und viel- faͤltige Wechſel, und gantze Rudel Sauen, zumahl bey der Nacht antreffen, da mit Netzẽ auffs ungewiſſe nichts auszuꝛichten iſt: Hierzu aber ſolte wohl dieſer alſo ge- nannte Sau-Garthen, oder vielmehr Sau-Fang nicht wenig dienlich ſeyn, welches mit denen Woͤlffen auff gewiſſe Art ebenfalls practiciret werden kan, wie aus folgender Beſchreibung erhellen wird: Nemlich, wenn man einen Ort im Walde hat, allwo umbher in der Naͤ- he Erd-Maſt, warme Bruͤcher, und groſſe Dickigte, Ameißhauffen, Farren- Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin- den, ſonderlich warm Qvell-Waſſer ver- handen, und daſelbſt alles dichte, mit Haſeln, Buchen und Eichen gantz wilde verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, kan man daſelbſt einen Garthen etwan ohn- gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an- legen, wo die meiſten Fluͤgel zuſammen kommen, und ſolchen mit ſtarcken eiche- nen Plancken vermachen, auch oben mit zaͤhem feſtem Werfften-Reiß verflechten. Wo nun die Fluͤgel zuſammen gehen, muß auswendig ein flacher Berg auffge- fuͤhret, innewendig aber der Helffte des Zauns ſolcher von ſtarcken eichenen Plancken glatt gehobelt flach abhangig ſeyn. Damit aber die Sauen dieſen [Spaltenumbruch]
Ein- und Ausgang gewohnet, muͤſſen al- lezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich geleget, und dieſelben, umb ſie dahin zu gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-E- ckern auff die Fluͤgel gekirret, in Gar- ten aber Maltz und Fiſche, auch wild Obſt geſtreuet werden, und auff ſolche Weiſe, ſolten ſie ſich leichtlich dahin ge- woͤhnen. Wann man nun des Herbſts, ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet hat, und der Sauen Wechſel verſpuͤhret, thut man die Bruͤcke hinweg an einen beſondern Ort, und erhaͤlt darinnen zwey maͤßige erzogene wilde Bachen, welche ihre ſtar- cke Wilderung ſtets von ſich geben, zu- mahlen die Schweine ohnediß hitzig und geyl ſind. Wann nun ein gantz Ru- del Sauen uͤber die Fluͤgel wechſeln, und die geſtreuete Eicheln finden, gehen ſie den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und wann ſie auff den Berg kommen, und die andern Bachen hoͤhren, und wittern, auch vor ſich einen niedrigen Abſprung ſehen, ſpringen ſie hinein, und wenn eins den Anfang machet, folgen die an- dern alle nach; Wann ſie nun darinnen und ſich gefangen veꝛmercken, ſauſſen und brauſſen ſie herumb, und wenn ſie gleich an den Einſprung kommen, ſo koͤnnen ſie doch nicht darauff fuſſen, weil ſie auf den eichenen Pfoſten abgleithen. Sollen ſie nun zu fernern Jagdluſtigkeiten lebendig eingefangen werden, kan nur von einer Eck zur andern ein Fluͤgel gemachet, das Sau-Netz geſtellet, und dieſelben alſo le- bendig eingefangen werden, doch muß ſol- cher Ort von allem andern Schieſſen und Jagen gaͤntzlich verſchonet ſeyn, dann ſonſt dieſes leicht verhindert wuͤrde. Jn- newendig muß vor die eichene Pfoſten ein Graben von zwey Ellen tieff gema- chet ſeyn, welcher mit Straͤuchern zum Blendwerck beſtecket wird. Was ich nun von Woͤlffen geſchrieben, hat dieſe Be- ſchaffenheit, daß vornehmlich der Zaun
weit
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[240/0374]
Vierdter Theil/
Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtz
und Reiß verworffen, daß es nicht zu
mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht
taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen,
einmahl nachgeſehen werden: Der die
Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah
herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da-
von, auf einen Baum ſteigen, und nach
der Grube ſehen, wird er ein Loch ge-
wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt
darinnen, welches er aus dem Loch leicht
mercken kan. Weiln die Menſchen-
Spuhr leichtlich von den wilden Thieren
gemercket wird, muß man dieſes genau
bey denen Thieren obſerviren.
Von einem Sau-Garten.
Jm erſten Theile, wo ich von einem
Thier-Garten geſchrieben, habe unter
andern gemeldet, ſo auch gewiß und in
der That eintrifft, daß die wilden Sau-
en allen Graß-Wachs ſchaͤndlich verder-
ben, in die beſten Wieſen brechen, gerne
weitlaͤufftig herumb wandern, wegen hi-
tziger Eigenſchafft ſtets freſſen oder we-
nigſtens gefuͤttert ſeyn wollen, und nach
wenig Jahren jaͤhling abzunehmen pfle-
gen, dahero keine Vergnuͤgung, weni-
ger viel Profit von ihnen zu hoffen: Gleich-
wohl moͤgten doch manche Herrſchafften
zu finden ſeyn, welche in deroſelben Hey-
den und Gehoͤltzern, ſonderlich im Herbſt
zur Maſt-Zeit offtmahlen groſſe und viel-
faͤltige Wechſel, und gantze Rudel Sauen,
zumahl bey der Nacht antreffen, da mit
Netzẽ auffs ungewiſſe nichts auszuꝛichten
iſt: Hierzu aber ſolte wohl dieſer alſo ge-
nannte Sau-Garthen, oder vielmehr
Sau-Fang nicht wenig dienlich ſeyn,
welches mit denen Woͤlffen auff gewiſſe
Art ebenfalls practiciret werden kan, wie
aus folgender Beſchreibung erhellen
wird: Nemlich, wenn man einen Ort
im Walde hat, allwo umbher in der Naͤ-
he Erd-Maſt, warme Bruͤcher, und
groſſe Dickigte, Ameißhauffen, Farren-
Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin-
den, ſonderlich warm Qvell-Waſſer ver-
handen, und daſelbſt alles dichte, mit
Haſeln, Buchen und Eichen gantz wilde
verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, kan
man daſelbſt einen Garthen etwan ohn-
gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an-
legen, wo die meiſten Fluͤgel zuſammen
kommen, und ſolchen mit ſtarcken eiche-
nen Plancken vermachen, auch oben mit
zaͤhem feſtem Werfften-Reiß verflechten.
Wo nun die Fluͤgel zuſammen gehen,
muß auswendig ein flacher Berg auffge-
fuͤhret, innewendig aber der Helffte des
Zauns ſolcher von ſtarcken eichenen
Plancken glatt gehobelt flach abhangig
ſeyn. Damit aber die Sauen dieſen
Ein- und Ausgang gewohnet, muͤſſen al-
lezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken
von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich
geleget, und dieſelben, umb ſie dahin zu
gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-E-
ckern auff die Fluͤgel gekirret, in Gar-
ten aber Maltz und Fiſche, auch wild
Obſt geſtreuet werden, und auff ſolche
Weiſe, ſolten ſie ſich leichtlich dahin ge-
woͤhnen. Wann man nun des Herbſts,
ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet hat, und
der Sauen Wechſel verſpuͤhret, thut man
die Bruͤcke hinweg an einen beſondern
Ort, und erhaͤlt darinnen zwey maͤßige
erzogene wilde Bachen, welche ihre ſtar-
cke Wilderung ſtets von ſich geben, zu-
mahlen die Schweine ohnediß hitzig und
geyl ſind. Wann nun ein gantz Ru-
del Sauen uͤber die Fluͤgel wechſeln, und
die geſtreuete Eicheln finden, gehen ſie
den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und
wann ſie auff den Berg kommen, und
die andern Bachen hoͤhren, und wittern,
auch vor ſich einen niedrigen Abſprung
ſehen, ſpringen ſie hinein, und wenn
eins den Anfang machet, folgen die an-
dern alle nach; Wann ſie nun darinnen
und ſich gefangen veꝛmercken, ſauſſen und
brauſſen ſie herumb, und wenn ſie gleich
an den Einſprung kommen, ſo koͤnnen ſie
doch nicht darauff fuſſen, weil ſie auf den
eichenen Pfoſten abgleithen. Sollen ſie
nun zu fernern Jagdluſtigkeiten lebendig
eingefangen werden, kan nur von einer
Eck zur andern ein Fluͤgel gemachet, das
Sau-Netz geſtellet, und dieſelben alſo le-
bendig eingefangen werden, doch muß ſol-
cher Ort von allem andern Schieſſen und
Jagen gaͤntzlich verſchonet ſeyn, dann
ſonſt dieſes leicht verhindert wuͤrde. Jn-
newendig muß vor die eichene Pfoſten
ein Graben von zwey Ellen tieff gema-
chet ſeyn, welcher mit Straͤuchern zum
Blendwerck beſtecket wird. Was ich nun
von Woͤlffen geſchrieben, hat dieſe Be-
ſchaffenheit, daß vornehmlich der Zaun
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/374>, abgerufen am 17.02.2025.
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