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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
das eine, in der anderen Bewegungsrichtung das andere Ventil gehoben
wird. Nachdem nun der Nietbolzen eingesteckt ist, lässt man von V1 aus
Druckwasser hinter F treten, und bald darauf auch hinter B. In dem
Maasse, wie dieser Kolben und das mit ihm verbundene Schelleisen H vor-
schreiten, muss durch b Wasser zurückfliessen, dem nichts im Wege steht,
da b wegen offenen Zuflussventiles mit der Druckleitung frei verbunden
ist. H steht hierbei unter dem Druck der Kolbenfläche B, weniger den
Drücken auf die Kolbenflächen F und A. Genügt dieser Druck nicht mehr
zum Weiterbewegen des Schelleisens, so lässt man durch b das Wasser frei
abfliessen, so dass der der Kolbenfläche von F entsprechende Gegendruck
in Wegfall kommt.

In der Quelle ist die Spannung des Wassers zu 65 kg/qcm angegeben.
Es entfallen sonach auf Kolben A:
[Formel 1] auf F:
[Formel 2] auf B:
[Formel 3] .
Mit diesen Drücken wurden 32 mm dicke Niete verarbeitet.

Um auch ohne Aendern des auf das Schelleisen wirkenden Druckes
möglichst sparsam zu arbeiten, sucht man den Weg des zugehörigen Kolbens
möglichst einzuschränken, nicht grösser werden zu lassen als nöthig (S. 616),
was in einfachster Weise durch Begrenzen des Kolbenrückganges (S. 616)
geschehen kann. Es dienen diesem Zwecke einstellbare Anschläge ver-
schiedener Art.

Ein Beispiel hierfür möge in seiner Anwendung bei einer Tweddel-
schen Nietmaschine, welche 3,66 m ausladet und mit 100 t Druck arbeitet,1)
gegeben werden. Fig. 1146 und 1147 sind Schnitt, bezw. Grundriss des
oberen Theiles der Maschine. Rechts befindet sich der Gegenhalter, links
das Schelleisen und der Blechschlussring. Diese nebst den zugehörigen
Kolben und Stiefeln befinden sich am Kopfe eines gusseisernen Ständers,
der weiter unten mit dem Stahlgussständer verbunden ist, an dem der
Gegenhalter sitzt.

Die eigenartige Kolbenanordnung soll ebenso wie die zuletzt be-
schriebene in der Weise benutzt werden, dass schliesslich auf das Schell-
eisen auch der zunächst für den Blechschlussring bestimmte Druck einwirkt.
Der Blechschlussring H sitzt an einem links in einen Kolben endigenden
Schlitten G, der im Stiefel A spielt. Dieser Stiefel ist mit dem Schlitten F,
in welchem das Schelleisen E steckt, aus einem Stück gefertigt; F ist
linksseitig zu einem grösseren Stiefel ausgebildet, der sich auf dem festen
Kolben C verschieben kann. Zwischen dem Hohlraum dieses letzteren
Stiefels und A befindet sich eine dichte Wand; diese enthält zum Zweck
bequemen Ausbohrens beider Stiefel eine Oeffnung, welche indess dicht

1) The Engineer, Juli 1885, S. 82, mit Abb.; Aug. 1885, S. 111, mit Abb.; Iron,
Nov. 1885, S. 455, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1886, S. 452, mit Abb.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
das eine, in der anderen Bewegungsrichtung das andere Ventil gehoben
wird. Nachdem nun der Nietbolzen eingesteckt ist, lässt man von V1 aus
Druckwasser hinter F treten, und bald darauf auch hinter B. In dem
Maasse, wie dieser Kolben und das mit ihm verbundene Schelleisen H vor-
schreiten, muss durch b Wasser zurückfliessen, dem nichts im Wege steht,
da b wegen offenen Zuflussventiles mit der Druckleitung frei verbunden
ist. H steht hierbei unter dem Druck der Kolbenfläche B, weniger den
Drücken auf die Kolbenflächen F und A. Genügt dieser Druck nicht mehr
zum Weiterbewegen des Schelleisens, so lässt man durch b das Wasser frei
abfliessen, so dass der der Kolbenfläche von F entsprechende Gegendruck
in Wegfall kommt.

In der Quelle ist die Spannung des Wassers zu 65 kg/qcm angegeben.
Es entfallen sonach auf Kolben A:
[Formel 1] auf F:
[Formel 2] auf B:
[Formel 3] .
Mit diesen Drücken wurden 32 mm dicke Niete verarbeitet.

Um auch ohne Aendern des auf das Schelleisen wirkenden Druckes
möglichst sparsam zu arbeiten, sucht man den Weg des zugehörigen Kolbens
möglichst einzuschränken, nicht grösser werden zu lassen als nöthig (S. 616),
was in einfachster Weise durch Begrenzen des Kolbenrückganges (S. 616)
geschehen kann. Es dienen diesem Zwecke einstellbare Anschläge ver-
schiedener Art.

Ein Beispiel hierfür möge in seiner Anwendung bei einer Tweddel-
schen Nietmaschine, welche 3,66 m ausladet und mit 100 t Druck arbeitet,1)
gegeben werden. Fig. 1146 und 1147 sind Schnitt, bezw. Grundriss des
oberen Theiles der Maschine. Rechts befindet sich der Gegenhalter, links
das Schelleisen und der Blechschlussring. Diese nebst den zugehörigen
Kolben und Stiefeln befinden sich am Kopfe eines gusseisernen Ständers,
der weiter unten mit dem Stahlgussständer verbunden ist, an dem der
Gegenhalter sitzt.

Die eigenartige Kolbenanordnung soll ebenso wie die zuletzt be-
schriebene in der Weise benutzt werden, dass schliesslich auf das Schell-
eisen auch der zunächst für den Blechschlussring bestimmte Druck einwirkt.
Der Blechschlussring H sitzt an einem links in einen Kolben endigenden
Schlitten G, der im Stiefel A spielt. Dieser Stiefel ist mit dem Schlitten F,
in welchem das Schelleisen E steckt, aus einem Stück gefertigt; F ist
linksseitig zu einem grösseren Stiefel ausgebildet, der sich auf dem festen
Kolben C verschieben kann. Zwischen dem Hohlraum dieses letzteren
Stiefels und A befindet sich eine dichte Wand; diese enthält zum Zweck
bequemen Ausbohrens beider Stiefel eine Oeffnung, welche indess dicht

1) The Engineer, Juli 1885, S. 82, mit Abb.; Aug. 1885, S. 111, mit Abb.; Iron,
Nov. 1885, S. 455, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1886, S. 452, mit Abb.
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[642/0660] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. das eine, in der anderen Bewegungsrichtung das andere Ventil gehoben wird. Nachdem nun der Nietbolzen eingesteckt ist, lässt man von V1 aus Druckwasser hinter F treten, und bald darauf auch hinter B. In dem Maasse, wie dieser Kolben und das mit ihm verbundene Schelleisen H vor- schreiten, muss durch b Wasser zurückfliessen, dem nichts im Wege steht, da b wegen offenen Zuflussventiles mit der Druckleitung frei verbunden ist. H steht hierbei unter dem Druck der Kolbenfläche B, weniger den Drücken auf die Kolbenflächen F und A. Genügt dieser Druck nicht mehr zum Weiterbewegen des Schelleisens, so lässt man durch b das Wasser frei abfliessen, so dass der der Kolbenfläche von F entsprechende Gegendruck in Wegfall kommt. In der Quelle ist die Spannung des Wassers zu 65 kg/qcm angegeben. Es entfallen sonach auf Kolben A: [FORMEL] auf F: [FORMEL] auf B: [FORMEL]. Mit diesen Drücken wurden 32 mm dicke Niete verarbeitet. Um auch ohne Aendern des auf das Schelleisen wirkenden Druckes möglichst sparsam zu arbeiten, sucht man den Weg des zugehörigen Kolbens möglichst einzuschränken, nicht grösser werden zu lassen als nöthig (S. 616), was in einfachster Weise durch Begrenzen des Kolbenrückganges (S. 616) geschehen kann. Es dienen diesem Zwecke einstellbare Anschläge ver- schiedener Art. Ein Beispiel hierfür möge in seiner Anwendung bei einer Tweddel- schen Nietmaschine, welche 3,66 m ausladet und mit 100 t Druck arbeitet, 1) gegeben werden. Fig. 1146 und 1147 sind Schnitt, bezw. Grundriss des oberen Theiles der Maschine. Rechts befindet sich der Gegenhalter, links das Schelleisen und der Blechschlussring. Diese nebst den zugehörigen Kolben und Stiefeln befinden sich am Kopfe eines gusseisernen Ständers, der weiter unten mit dem Stahlgussständer verbunden ist, an dem der Gegenhalter sitzt. Die eigenartige Kolbenanordnung soll ebenso wie die zuletzt be- schriebene in der Weise benutzt werden, dass schliesslich auf das Schell- eisen auch der zunächst für den Blechschlussring bestimmte Druck einwirkt. Der Blechschlussring H sitzt an einem links in einen Kolben endigenden Schlitten G, der im Stiefel A spielt. Dieser Stiefel ist mit dem Schlitten F, in welchem das Schelleisen E steckt, aus einem Stück gefertigt; F ist linksseitig zu einem grösseren Stiefel ausgebildet, der sich auf dem festen Kolben C verschieben kann. Zwischen dem Hohlraum dieses letzteren Stiefels und A befindet sich eine dichte Wand; diese enthält zum Zweck bequemen Ausbohrens beider Stiefel eine Oeffnung, welche indess dicht 1) The Engineer, Juli 1885, S. 82, mit Abb.; Aug. 1885, S. 111, mit Abb.; Iron, Nov. 1885, S. 455, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1886, S. 452, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/660>, abgerufen am 29.06.2024.