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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Das, durch Fig. 398 und 399 dargestellte, Mutterschloss soll sich
drehen, während die zugehörige Schraube ruht.1) An dem mit seiner
langen Nabe in g gelagerten Rade b sitzen zwei feste Backen, zwischen
denen die Mutterhälften m sich in der Halbmesserrichtung verschieben
können. Diese Backen d enthalten die Lager für zwei gekröpfte Wellen a,
welche vermöge der in Fig. 398 erkennbaren Räder sich in entgegen-
gesetzter Richtung drehen, sobald man die eine derselben mittels des Hand-
hebels c dreht. Die Kröpfungen der Wellen a greifen in längliche Löcher
der Mutterhälften m, so dass die Drehung von a entgegengesetzte Verschie-
bungen der Mutterhälften herbeiführt.

Man kann nun -- sofern der verfügbare Raum solches zulässt -- die
beiden Mutterhälften hinter einander legen oder eine halbe Mutter in
doppelter Länge ausführen, ohne an Berührungsfläche der Gewindegänge
zu verlieren; um das Ausweichen der Schraube zu verhüten, wird der

[Abbildung] Fig. 400.
Mutterhälfte gegenüber eine
glatte, halbrunde Höhlung an-
gebracht. Dann braucht, um
den Betrieb auszurücken, nur
diese eine halbe Mutter ver-
schoben zu werden, so dass die
Einrichtung einfacher ausfällt.

Auch bei grösserer Schrauben-
geschwindigkeit ist unbedenk-
lich, durch Oeffnen des Mutter-
schlosses den Betrieb des
Schlittens zu unterbrechen,
nicht aber ihn durch Schliessen
des Mutterschlosses einzurücken.
Der Versuch, Mutter und Schlitten
plötzlich die Geschwindigkeit
zu geben, welche einer grossen
Schraubengeschwindigkeit ent-
spricht, würde Mutter und
Schraube bald zu Grunde richten.
Die Mutterschlösser sind deshalb
als Einrückvorrichtungen nur
für geringe Geschwindigkeiten
geeignet.

Die Mutterschlösser werden zuweilen, jene oben (S. 177 u. f.) ange-
gebenen Ausrückvorrichtungen in der Regel durch die Bewegungen des
Schlittens selbstthätig bedient. Es wirkt zu diesem Zweck ein am
Schlitten, oder an einer diesem angeschlossenen Stange einstellbarer Vor-
sprung, ein Frosch oder Knaggen oder dergl. nach Zurücklegung be-
stimmter Wegeslänge auf die Ausrückvorrichtung. Hierher gehörende Ein-
richtungen sind im allgemeinen so einfach, dass sie einer Beschreibung
nicht bedürfen. Soll jedoch die selbstthätige Ausrückvorrichtung den Weg
ganz genau beschränken, so ist eine besondere Ausbildung der betreffenden
Theile nöthig, und hierfür folgen hier einige Beispiele.


1) American Machinist. 15. Okt. 1896, S. 980, mit Abb.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Das, durch Fig. 398 und 399 dargestellte, Mutterschloss soll sich
drehen, während die zugehörige Schraube ruht.1) An dem mit seiner
langen Nabe in g gelagerten Rade b sitzen zwei feste Backen, zwischen
denen die Mutterhälften m sich in der Halbmesserrichtung verschieben
können. Diese Backen d enthalten die Lager für zwei gekröpfte Wellen a,
welche vermöge der in Fig. 398 erkennbaren Räder sich in entgegen-
gesetzter Richtung drehen, sobald man die eine derselben mittels des Hand-
hebels c dreht. Die Kröpfungen der Wellen a greifen in längliche Löcher
der Mutterhälften m, so dass die Drehung von a entgegengesetzte Verschie-
bungen der Mutterhälften herbeiführt.

Man kann nun — sofern der verfügbare Raum solches zulässt — die
beiden Mutterhälften hinter einander legen oder eine halbe Mutter in
doppelter Länge ausführen, ohne an Berührungsfläche der Gewindegänge
zu verlieren; um das Ausweichen der Schraube zu verhüten, wird der

[Abbildung] Fig. 400.
Mutterhälfte gegenüber eine
glatte, halbrunde Höhlung an-
gebracht. Dann braucht, um
den Betrieb auszurücken, nur
diese eine halbe Mutter ver-
schoben zu werden, so dass die
Einrichtung einfacher ausfällt.

Auch bei grösserer Schrauben-
geschwindigkeit ist unbedenk-
lich, durch Oeffnen des Mutter-
schlosses den Betrieb des
Schlittens zu unterbrechen,
nicht aber ihn durch Schliessen
des Mutterschlosses einzurücken.
Der Versuch, Mutter und Schlitten
plötzlich die Geschwindigkeit
zu geben, welche einer grossen
Schraubengeschwindigkeit ent-
spricht, würde Mutter und
Schraube bald zu Grunde richten.
Die Mutterschlösser sind deshalb
als Einrückvorrichtungen nur
für geringe Geschwindigkeiten
geeignet.

Die Mutterschlösser werden zuweilen, jene oben (S. 177 u. f.) ange-
gebenen Ausrückvorrichtungen in der Regel durch die Bewegungen des
Schlittens selbstthätig bedient. Es wirkt zu diesem Zweck ein am
Schlitten, oder an einer diesem angeschlossenen Stange einstellbarer Vor-
sprung, ein Frosch oder Knaggen oder dergl. nach Zurücklegung be-
stimmter Wegeslänge auf die Ausrückvorrichtung. Hierher gehörende Ein-
richtungen sind im allgemeinen so einfach, dass sie einer Beschreibung
nicht bedürfen. Soll jedoch die selbstthätige Ausrückvorrichtung den Weg
ganz genau beschränken, so ist eine besondere Ausbildung der betreffenden
Theile nöthig, und hierfür folgen hier einige Beispiele.


1) American Machinist. 15. Okt. 1896, S. 980, mit Abb.
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[192/0206] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Das, durch Fig. 398 und 399 dargestellte, Mutterschloss soll sich drehen, während die zugehörige Schraube ruht. 1) An dem mit seiner langen Nabe in g gelagerten Rade b sitzen zwei feste Backen, zwischen denen die Mutterhälften m sich in der Halbmesserrichtung verschieben können. Diese Backen d enthalten die Lager für zwei gekröpfte Wellen a, welche vermöge der in Fig. 398 erkennbaren Räder sich in entgegen- gesetzter Richtung drehen, sobald man die eine derselben mittels des Hand- hebels c dreht. Die Kröpfungen der Wellen a greifen in längliche Löcher der Mutterhälften m, so dass die Drehung von a entgegengesetzte Verschie- bungen der Mutterhälften herbeiführt. Man kann nun — sofern der verfügbare Raum solches zulässt — die beiden Mutterhälften hinter einander legen oder eine halbe Mutter in doppelter Länge ausführen, ohne an Berührungsfläche der Gewindegänge zu verlieren; um das Ausweichen der Schraube zu verhüten, wird der [Abbildung Fig. 400.] Mutterhälfte gegenüber eine glatte, halbrunde Höhlung an- gebracht. Dann braucht, um den Betrieb auszurücken, nur diese eine halbe Mutter ver- schoben zu werden, so dass die Einrichtung einfacher ausfällt. Auch bei grösserer Schrauben- geschwindigkeit ist unbedenk- lich, durch Oeffnen des Mutter- schlosses den Betrieb des Schlittens zu unterbrechen, nicht aber ihn durch Schliessen des Mutterschlosses einzurücken. Der Versuch, Mutter und Schlitten plötzlich die Geschwindigkeit zu geben, welche einer grossen Schraubengeschwindigkeit ent- spricht, würde Mutter und Schraube bald zu Grunde richten. Die Mutterschlösser sind deshalb als Einrückvorrichtungen nur für geringe Geschwindigkeiten geeignet. Die Mutterschlösser werden zuweilen, jene oben (S. 177 u. f.) ange- gebenen Ausrückvorrichtungen in der Regel durch die Bewegungen des Schlittens selbstthätig bedient. Es wirkt zu diesem Zweck ein am Schlitten, oder an einer diesem angeschlossenen Stange einstellbarer Vor- sprung, ein Frosch oder Knaggen oder dergl. nach Zurücklegung be- stimmter Wegeslänge auf die Ausrückvorrichtung. Hierher gehörende Ein- richtungen sind im allgemeinen so einfach, dass sie einer Beschreibung nicht bedürfen. Soll jedoch die selbstthätige Ausrückvorrichtung den Weg ganz genau beschränken, so ist eine besondere Ausbildung der betreffenden Theile nöthig, und hierfür folgen hier einige Beispiele. 1) American Machinist. 15. Okt. 1896, S. 980, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/206>, abgerufen am 16.04.2024.