Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Das Band ist in seiner Anwendung für hin- und hergehende Be-
wegungen sehr alt; es ist in neuerer Zeit zuweilen bei spanabhebenden
Maschinen zur Anwendung gekommen und zwar als Drahtseil oder als
dünnes Stahlband. Man legt es, nach Fig. 389, so auf eine zeitweise in
der einen, zeitweise in der anderen Richtung sich drehende Trommel a, dass
es durch Reibung mitgenommen wird. Mittels Leitrollen wird der Bogen,
längs welchem das Band b die Trommel oder Rolle a umspannt, möglichst
gross zu machen gesucht. Gegenüber den ohne weiteres zu erkennenden
guten Eigenschaften dieses Betriebsmittels will ich nur eine Schwäche des-
selben anführen: da Temperaturwechsel auf das dünne Band viel rascher
einwirken, als auf den, meistens kräftig gehaltenen Schlitten, an dem die
Enden des Bandes b befestigt sind, so muss diese Befestigung eine elastisch
nachgiebige sein. Daraus erwächst aber eine gewisse Unsicherheit der
Schlittenbewegung.

Der Druck gespannter Flüssigkeiten, insbesondere des Wassers,1) ist
bisher für den vorliegenden Zweck nur sehr wenig im Gebrauch, obgleich bei
geeigneter Ausführungsform seine Verwendung sehr vortheilhaft erscheint.2)

2. Die Begrenzung der Wegeslänge
erscheint zunächst leicht erreichbar zu sein.
Bei dem Betrieb durch eine Kurbel ist sie
ohne weiteres gegeben, bei Zahnstangen- u. s. w.
Betrieb hat man nur die Antriebswelle in
Ruhe zu setzen, und bei Verwendung des
Druckwassers genügt das Absperren des
Wasserzuflusses. Geht man jedoch genauer
auf den Gegenstand ein, so findet man er-
hebliche Schwierigkeiten.

[Abbildung] Fig. 389.

Der Schlitten und das, was mit ihm zusammenhängt, hatte vor Be-
endigung seines Weges eine gewisse Geschwindigkeit V, welche -- bei dem
Gewicht G -- dem Arbeitsvermögen [Formel 1] entspricht, wenn g die Beschleuni-
gung des freien Falles bedeutet. Dieses Arbeitsvermögen muss nun ver-
nichtet werden, bevor der Schlitten zur Ruhe kommen kann, und -- was
gleich hier ausgesprochen werden mag -- wieder erzeugt werden bei Be-
ginn der neuen Schlittenbewegung.

Bei dem Antrieb durch einen Krummzapfen nimmt nun die Schlitten-
geschwindigkeit V von ihrem höchsten Werth bis zu Null allmählich ab, es
findet daher die Vernichtung obigen Arbeitsvermögens längs des halben
Schlittenweges statt. Trotzdem hat der Kurbelzapfen am Ende des Schlitten-
wegs lediglich zum Ueberwinden der Massenwirkung des Schlittens den
Widerstand [Formel 2] zu leisten, wenn r den Kurbelhalbmesser, V die sekund-
liche Kurbelzapfengeschwindigkeit und G das auf den Kurbelzapfen bezogene
Gewicht der hin- und herbewegten Theile bezeichnet. Soll, wie bei den
anderen Betrieben selbstverständlich erscheint, jenes Arbeitsvermögen auf
einer kürzeren Strecke des Weges verbraucht werden, so ist hierfür na-
türlich eine entsprechend grössere Kraft erforderlich. Man hat Vorsorge

1) Max Hasse & Co. D. R.P. No. 20749; Conradson,- D. R. P. No. 76753.
2) Vergl. Z. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 518.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Das Band ist in seiner Anwendung für hin- und hergehende Be-
wegungen sehr alt; es ist in neuerer Zeit zuweilen bei spanabhebenden
Maschinen zur Anwendung gekommen und zwar als Drahtseil oder als
dünnes Stahlband. Man legt es, nach Fig. 389, so auf eine zeitweise in
der einen, zeitweise in der anderen Richtung sich drehende Trommel a, dass
es durch Reibung mitgenommen wird. Mittels Leitrollen wird der Bogen,
längs welchem das Band b die Trommel oder Rolle a umspannt, möglichst
gross zu machen gesucht. Gegenüber den ohne weiteres zu erkennenden
guten Eigenschaften dieses Betriebsmittels will ich nur eine Schwäche des-
selben anführen: da Temperaturwechsel auf das dünne Band viel rascher
einwirken, als auf den, meistens kräftig gehaltenen Schlitten, an dem die
Enden des Bandes b befestigt sind, so muss diese Befestigung eine elastisch
nachgiebige sein. Daraus erwächst aber eine gewisse Unsicherheit der
Schlittenbewegung.

Der Druck gespannter Flüssigkeiten, insbesondere des Wassers,1) ist
bisher für den vorliegenden Zweck nur sehr wenig im Gebrauch, obgleich bei
geeigneter Ausführungsform seine Verwendung sehr vortheilhaft erscheint.2)

2. Die Begrenzung der Wegeslänge
erscheint zunächst leicht erreichbar zu sein.
Bei dem Betrieb durch eine Kurbel ist sie
ohne weiteres gegeben, bei Zahnstangen- u. s. w.
Betrieb hat man nur die Antriebswelle in
Ruhe zu setzen, und bei Verwendung des
Druckwassers genügt das Absperren des
Wasserzuflusses. Geht man jedoch genauer
auf den Gegenstand ein, so findet man er-
hebliche Schwierigkeiten.

[Abbildung] Fig. 389.

Der Schlitten und das, was mit ihm zusammenhängt, hatte vor Be-
endigung seines Weges eine gewisse Geschwindigkeit V, welche — bei dem
Gewicht G — dem Arbeitsvermögen [Formel 1] entspricht, wenn g die Beschleuni-
gung des freien Falles bedeutet. Dieses Arbeitsvermögen muss nun ver-
nichtet werden, bevor der Schlitten zur Ruhe kommen kann, und — was
gleich hier ausgesprochen werden mag — wieder erzeugt werden bei Be-
ginn der neuen Schlittenbewegung.

Bei dem Antrieb durch einen Krummzapfen nimmt nun die Schlitten-
geschwindigkeit V von ihrem höchsten Werth bis zu Null allmählich ab, es
findet daher die Vernichtung obigen Arbeitsvermögens längs des halben
Schlittenweges statt. Trotzdem hat der Kurbelzapfen am Ende des Schlitten-
wegs lediglich zum Ueberwinden der Massenwirkung des Schlittens den
Widerstand [Formel 2] zu leisten, wenn r den Kurbelhalbmesser, V die sekund-
liche Kurbelzapfengeschwindigkeit und G das auf den Kurbelzapfen bezogene
Gewicht der hin- und herbewegten Theile bezeichnet. Soll, wie bei den
anderen Betrieben selbstverständlich erscheint, jenes Arbeitsvermögen auf
einer kürzeren Strecke des Weges verbraucht werden, so ist hierfür na-
türlich eine entsprechend grössere Kraft erforderlich. Man hat Vorsorge

1) Max Hasse & Co. D. R.P. No. 20749; Conradson,- D. R. P. No. 76753.
2) Vergl. Z. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 518.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0201" n="187"/>
            <fw place="top" type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
            <p>Das Band ist in seiner Anwendung für hin- und hergehende Be-<lb/>
wegungen sehr alt; es ist in neuerer Zeit zuweilen bei spanabhebenden<lb/>
Maschinen zur Anwendung gekommen und zwar als Drahtseil oder als<lb/>
dünnes Stahlband. Man legt es, nach Fig. 389, so auf eine zeitweise in<lb/>
der einen, zeitweise in der anderen Richtung sich drehende Trommel <hi rendition="#i">a</hi>, dass<lb/>
es durch Reibung mitgenommen wird. Mittels Leitrollen wird der Bogen,<lb/>
längs welchem das Band <hi rendition="#i">b</hi> die Trommel oder Rolle <hi rendition="#i">a</hi> umspannt, möglichst<lb/>
gross zu machen gesucht. Gegenüber den ohne weiteres zu erkennenden<lb/>
guten Eigenschaften dieses Betriebsmittels will ich nur eine Schwäche des-<lb/>
selben anführen: da Temperaturwechsel auf das dünne Band viel rascher<lb/>
einwirken, als auf den, meistens kräftig gehaltenen Schlitten, an dem die<lb/>
Enden des Bandes <hi rendition="#i">b</hi> befestigt sind, so muss diese Befestigung eine elastisch<lb/>
nachgiebige sein. Daraus erwächst aber eine gewisse Unsicherheit der<lb/>
Schlittenbewegung.</p><lb/>
            <p>Der Druck gespannter Flüssigkeiten, insbesondere des Wassers,<note place="foot" n="1)">Max Hasse &amp; Co. D. R.P. No. 20749; Conradson,- D. R. P. No. 76753.</note> ist<lb/>
bisher für den vorliegenden Zweck nur sehr wenig im Gebrauch, obgleich bei<lb/>
geeigneter Ausführungsform seine Verwendung sehr vortheilhaft erscheint.<note place="foot" n="2)">Vergl. Z. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 518.</note></p><lb/>
            <p>2. <hi rendition="#g">Die Begrenzung der Wegeslänge</hi><lb/>
erscheint zunächst leicht erreichbar zu sein.<lb/>
Bei dem Betrieb durch eine Kurbel ist sie<lb/>
ohne weiteres gegeben, bei Zahnstangen- u. s. w.<lb/>
Betrieb hat man nur die Antriebswelle in<lb/>
Ruhe zu setzen, und bei Verwendung des<lb/>
Druckwassers genügt das Absperren des<lb/>
Wasserzuflusses. Geht man jedoch genauer<lb/>
auf den Gegenstand ein, so findet man er-<lb/>
hebliche Schwierigkeiten.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 389.</head>
            </figure><lb/>
            <p>Der Schlitten und das, was mit ihm zusammenhängt, hatte vor Be-<lb/>
endigung seines Weges eine gewisse Geschwindigkeit <hi rendition="#i">V</hi>, welche &#x2014; bei dem<lb/>
Gewicht <hi rendition="#i">G</hi> &#x2014; dem Arbeitsvermögen <formula/> entspricht, wenn <hi rendition="#i">g</hi> die Beschleuni-<lb/>
gung des freien Falles bedeutet. Dieses Arbeitsvermögen muss nun ver-<lb/>
nichtet werden, bevor der Schlitten zur Ruhe kommen kann, und &#x2014; was<lb/>
gleich hier ausgesprochen werden mag &#x2014; wieder erzeugt werden bei Be-<lb/>
ginn der neuen Schlittenbewegung.</p><lb/>
            <p>Bei dem Antrieb durch einen Krummzapfen nimmt nun die Schlitten-<lb/>
geschwindigkeit <hi rendition="#i">V</hi> von ihrem höchsten Werth bis zu Null allmählich ab, es<lb/>
findet daher die Vernichtung obigen Arbeitsvermögens längs des halben<lb/>
Schlittenweges statt. Trotzdem hat der Kurbelzapfen am Ende des Schlitten-<lb/>
wegs lediglich zum Ueberwinden der Massenwirkung des Schlittens den<lb/>
Widerstand <formula/> zu leisten, wenn <hi rendition="#i">r</hi> den Kurbelhalbmesser, <hi rendition="#i">V</hi> die sekund-<lb/>
liche Kurbelzapfengeschwindigkeit und <hi rendition="#i">G</hi> das auf den Kurbelzapfen bezogene<lb/>
Gewicht der hin- und herbewegten Theile bezeichnet. Soll, wie bei den<lb/>
anderen Betrieben selbstverständlich erscheint, jenes Arbeitsvermögen auf<lb/>
einer kürzeren Strecke des Weges verbraucht werden, so ist hierfür na-<lb/>
türlich eine entsprechend grössere Kraft erforderlich. Man hat Vorsorge<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0201] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Das Band ist in seiner Anwendung für hin- und hergehende Be- wegungen sehr alt; es ist in neuerer Zeit zuweilen bei spanabhebenden Maschinen zur Anwendung gekommen und zwar als Drahtseil oder als dünnes Stahlband. Man legt es, nach Fig. 389, so auf eine zeitweise in der einen, zeitweise in der anderen Richtung sich drehende Trommel a, dass es durch Reibung mitgenommen wird. Mittels Leitrollen wird der Bogen, längs welchem das Band b die Trommel oder Rolle a umspannt, möglichst gross zu machen gesucht. Gegenüber den ohne weiteres zu erkennenden guten Eigenschaften dieses Betriebsmittels will ich nur eine Schwäche des- selben anführen: da Temperaturwechsel auf das dünne Band viel rascher einwirken, als auf den, meistens kräftig gehaltenen Schlitten, an dem die Enden des Bandes b befestigt sind, so muss diese Befestigung eine elastisch nachgiebige sein. Daraus erwächst aber eine gewisse Unsicherheit der Schlittenbewegung. Der Druck gespannter Flüssigkeiten, insbesondere des Wassers, 1) ist bisher für den vorliegenden Zweck nur sehr wenig im Gebrauch, obgleich bei geeigneter Ausführungsform seine Verwendung sehr vortheilhaft erscheint. 2) 2. Die Begrenzung der Wegeslänge erscheint zunächst leicht erreichbar zu sein. Bei dem Betrieb durch eine Kurbel ist sie ohne weiteres gegeben, bei Zahnstangen- u. s. w. Betrieb hat man nur die Antriebswelle in Ruhe zu setzen, und bei Verwendung des Druckwassers genügt das Absperren des Wasserzuflusses. Geht man jedoch genauer auf den Gegenstand ein, so findet man er- hebliche Schwierigkeiten. [Abbildung Fig. 389. ] Der Schlitten und das, was mit ihm zusammenhängt, hatte vor Be- endigung seines Weges eine gewisse Geschwindigkeit V, welche — bei dem Gewicht G — dem Arbeitsvermögen [FORMEL] entspricht, wenn g die Beschleuni- gung des freien Falles bedeutet. Dieses Arbeitsvermögen muss nun ver- nichtet werden, bevor der Schlitten zur Ruhe kommen kann, und — was gleich hier ausgesprochen werden mag — wieder erzeugt werden bei Be- ginn der neuen Schlittenbewegung. Bei dem Antrieb durch einen Krummzapfen nimmt nun die Schlitten- geschwindigkeit V von ihrem höchsten Werth bis zu Null allmählich ab, es findet daher die Vernichtung obigen Arbeitsvermögens längs des halben Schlittenweges statt. Trotzdem hat der Kurbelzapfen am Ende des Schlitten- wegs lediglich zum Ueberwinden der Massenwirkung des Schlittens den Widerstand [FORMEL] zu leisten, wenn r den Kurbelhalbmesser, V die sekund- liche Kurbelzapfengeschwindigkeit und G das auf den Kurbelzapfen bezogene Gewicht der hin- und herbewegten Theile bezeichnet. Soll, wie bei den anderen Betrieben selbstverständlich erscheint, jenes Arbeitsvermögen auf einer kürzeren Strecke des Weges verbraucht werden, so ist hierfür na- türlich eine entsprechend grössere Kraft erforderlich. Man hat Vorsorge 1) Max Hasse & Co. D. R.P. No. 20749; Conradson,- D. R. P. No. 76753. 2) Vergl. Z. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 518.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/201
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/201>, abgerufen am 29.03.2024.