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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
zu treffen, dass das Arbeitsvermögen rechtzeitig aufgezehrt wird, und
selbstverständlich vorher den Antrieb auszurücken. Das Erzielen einer
bestimmten Wegeslänge, das Stillhalten des Schlittens an genau bestimmten
Orte ist sonach nicht so einfach als beim Betriebe durch eine Kurbel.

Es ist wohl vorgeschlagen worden, jenes Arbeitsvermögen zum Spannen
einer Feder zu benutzen, durch letztere gewissermassen aufsaugen zu lassen,
behufs seiner Verwerthung für das Beschleunigen des Schlittens in der
entgegengesetzten Bewegungsrichtung. Dahingehende, praktisch brauch-
bare Einrichtungen sind mir jedoch nicht bekannt.

Regelmässig vernichtet man jenes Arbeitsvermögen durch Reibungs-
widerstände, nachdem vielleicht etwas davon für die Bethätigung der
Schaltantriebe vorweg genommen ist. Ist die Geschwindigkeit V klein, so
genügen hierzu die vorhandenen Reibungswiderstände,1) ist sie gross, so
fügt man den von selbst sich ergebenden noch besondere, kräftig wirkende
hinzu, indem man das zum Drehen der treibenden Welle dienende, durch
Reibung wirkende Kehrgetriebe umsteuert.

Es folgt hieraus, dass das Ende des Weges nicht völlig genau im
voraus bestimmt werden kann. Bei ganz kleinen Geschwindigkeiten, etwa
solchen von 50 mm sekundlich und weniger, ist allerdings der mögliche
Fehler verschwindend, bei 300 mm aber schon erheblich. Es lässt sich
also Zahnstange mit Rad, Schraube und Band für grössere Schlitten-
geschwindigkeiten nur dann verwenden, wenn die Wegeslänge nicht
hochgradig genau zu sein braucht. Dasselbe gilt für den Betrieb durch

[Abbildung] Fig. 390.
Wasserdruck. Selbst bei
geschicktester Handha-
bung des betreffenden Ven-
tiles oder Hahnes wird
nur selten gelingen, den
Schlitten immer an genau
derselben Stelle zur Ruhe
zu bringen.

Die Kurbel ist demnach
das einzige hierher ge-
hörige Bewegungsmittel,
welches, weil zwangläufig wirkend, ohne weiteres eine bestimmte Weges-
länge liefert.

Man muss nun die Kurbelwarze so mit ihrer Welle verbinden, dass
dem Warzenkreis verschiedene Durchmesser zu geben sind, wofür hier einige
Beispiele folgen:

Nach Fig. 390 steckt auf der Welle a eine runde Scheibe b, welche
mit durchgehender Aufspann-Nuth versehen ist. In dieser steckt der Kopf
der Schraube, die unter Vermittlung der Scheibe e den hohlen, mit breitem
Fuss versehenen Kurbelzapfen d fest gegen die Scheibe b drückt.

Soll eine einzelne Schraube c eine genügende Befestigung liefern, so
muss sie ziemlich dick gemacht werden, erfordert deshalb eine weite und
tiefe Aufspann-Nuth, und demnach einen grossen Abstand x zwischen Scheiben-
Vorderfläche und Kurbelwellenlager, zumal wenn, wie in Fig. 390 vor-

1) Siehe vorige Quelle. S. 518.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
zu treffen, dass das Arbeitsvermögen rechtzeitig aufgezehrt wird, und
selbstverständlich vorher den Antrieb auszurücken. Das Erzielen einer
bestimmten Wegeslänge, das Stillhalten des Schlittens an genau bestimmten
Orte ist sonach nicht so einfach als beim Betriebe durch eine Kurbel.

Es ist wohl vorgeschlagen worden, jenes Arbeitsvermögen zum Spannen
einer Feder zu benutzen, durch letztere gewissermassen aufsaugen zu lassen,
behufs seiner Verwerthung für das Beschleunigen des Schlittens in der
entgegengesetzten Bewegungsrichtung. Dahingehende, praktisch brauch-
bare Einrichtungen sind mir jedoch nicht bekannt.

Regelmässig vernichtet man jenes Arbeitsvermögen durch Reibungs-
widerstände, nachdem vielleicht etwas davon für die Bethätigung der
Schaltantriebe vorweg genommen ist. Ist die Geschwindigkeit V klein, so
genügen hierzu die vorhandenen Reibungswiderstände,1) ist sie gross, so
fügt man den von selbst sich ergebenden noch besondere, kräftig wirkende
hinzu, indem man das zum Drehen der treibenden Welle dienende, durch
Reibung wirkende Kehrgetriebe umsteuert.

Es folgt hieraus, dass das Ende des Weges nicht völlig genau im
voraus bestimmt werden kann. Bei ganz kleinen Geschwindigkeiten, etwa
solchen von 50 mm sekundlich und weniger, ist allerdings der mögliche
Fehler verschwindend, bei 300 mm aber schon erheblich. Es lässt sich
also Zahnstange mit Rad, Schraube und Band für grössere Schlitten-
geschwindigkeiten nur dann verwenden, wenn die Wegeslänge nicht
hochgradig genau zu sein braucht. Dasselbe gilt für den Betrieb durch

[Abbildung] Fig. 390.
Wasserdruck. Selbst bei
geschicktester Handha-
bung des betreffenden Ven-
tiles oder Hahnes wird
nur selten gelingen, den
Schlitten immer an genau
derselben Stelle zur Ruhe
zu bringen.

Die Kurbel ist demnach
das einzige hierher ge-
hörige Bewegungsmittel,
welches, weil zwangläufig wirkend, ohne weiteres eine bestimmte Weges-
länge liefert.

Man muss nun die Kurbelwarze so mit ihrer Welle verbinden, dass
dem Warzenkreis verschiedene Durchmesser zu geben sind, wofür hier einige
Beispiele folgen:

Nach Fig. 390 steckt auf der Welle a eine runde Scheibe b, welche
mit durchgehender Aufspann-Nuth versehen ist. In dieser steckt der Kopf
der Schraube, die unter Vermittlung der Scheibe e den hohlen, mit breitem
Fuss versehenen Kurbelzapfen d fest gegen die Scheibe b drückt.

Soll eine einzelne Schraube c eine genügende Befestigung liefern, so
muss sie ziemlich dick gemacht werden, erfordert deshalb eine weite und
tiefe Aufspann-Nuth, und demnach einen grossen Abstand x zwischen Scheiben-
Vorderfläche und Kurbelwellenlager, zumal wenn, wie in Fig. 390 vor-

1) Siehe vorige Quelle. S. 518.
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[188/0202] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. zu treffen, dass das Arbeitsvermögen rechtzeitig aufgezehrt wird, und selbstverständlich vorher den Antrieb auszurücken. Das Erzielen einer bestimmten Wegeslänge, das Stillhalten des Schlittens an genau bestimmten Orte ist sonach nicht so einfach als beim Betriebe durch eine Kurbel. Es ist wohl vorgeschlagen worden, jenes Arbeitsvermögen zum Spannen einer Feder zu benutzen, durch letztere gewissermassen aufsaugen zu lassen, behufs seiner Verwerthung für das Beschleunigen des Schlittens in der entgegengesetzten Bewegungsrichtung. Dahingehende, praktisch brauch- bare Einrichtungen sind mir jedoch nicht bekannt. Regelmässig vernichtet man jenes Arbeitsvermögen durch Reibungs- widerstände, nachdem vielleicht etwas davon für die Bethätigung der Schaltantriebe vorweg genommen ist. Ist die Geschwindigkeit V klein, so genügen hierzu die vorhandenen Reibungswiderstände, 1) ist sie gross, so fügt man den von selbst sich ergebenden noch besondere, kräftig wirkende hinzu, indem man das zum Drehen der treibenden Welle dienende, durch Reibung wirkende Kehrgetriebe umsteuert. Es folgt hieraus, dass das Ende des Weges nicht völlig genau im voraus bestimmt werden kann. Bei ganz kleinen Geschwindigkeiten, etwa solchen von 50 mm sekundlich und weniger, ist allerdings der mögliche Fehler verschwindend, bei 300 mm aber schon erheblich. Es lässt sich also Zahnstange mit Rad, Schraube und Band für grössere Schlitten- geschwindigkeiten nur dann verwenden, wenn die Wegeslänge nicht hochgradig genau zu sein braucht. Dasselbe gilt für den Betrieb durch [Abbildung Fig. 390.] Wasserdruck. Selbst bei geschicktester Handha- bung des betreffenden Ven- tiles oder Hahnes wird nur selten gelingen, den Schlitten immer an genau derselben Stelle zur Ruhe zu bringen. Die Kurbel ist demnach das einzige hierher ge- hörige Bewegungsmittel, welches, weil zwangläufig wirkend, ohne weiteres eine bestimmte Weges- länge liefert. Man muss nun die Kurbelwarze so mit ihrer Welle verbinden, dass dem Warzenkreis verschiedene Durchmesser zu geben sind, wofür hier einige Beispiele folgen: Nach Fig. 390 steckt auf der Welle a eine runde Scheibe b, welche mit durchgehender Aufspann-Nuth versehen ist. In dieser steckt der Kopf der Schraube, die unter Vermittlung der Scheibe e den hohlen, mit breitem Fuss versehenen Kurbelzapfen d fest gegen die Scheibe b drückt. Soll eine einzelne Schraube c eine genügende Befestigung liefern, so muss sie ziemlich dick gemacht werden, erfordert deshalb eine weite und tiefe Aufspann-Nuth, und demnach einen grossen Abstand x zwischen Scheiben- Vorderfläche und Kurbelwellenlager, zumal wenn, wie in Fig. 390 vor- 1) Siehe vorige Quelle. S. 518.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/202>, abgerufen am 29.03.2024.