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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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"Was ist das? Ey, ey! Selim! steht es
so um deine Liebe? --

Doch nein! Seht! dort war ein Rosen-
strauch, von Zoraiden gepflanzt. Noch
gestern blühten zwey der schönsten Rosen
darauf; aber heute -- -- "Ach heute --
sagte Zoraide -- sind sie alle verwelkt!" --

Schmerz, ist Schmerz! mag er durch
zwey verwelkte Rosen; oder durch eben so
viele verlohrne Königreiche hervorgebracht
werden. Jn Zoraidens Nähe gab es keine
größern Leiden. Selim empfand diese so
lebhaft wie sie selbst, und der Rosenstrauch
entfaltete plötzlich eine Menge blühender
Knospen.

"Nun? -- dachte Selim -- liebte ich
vorhin nicht eben so sehr wie jetzt? -- Wo
blieb aber die Wolke? --

"Da wo sie immer bleiben wird; --
flüsterte Melinette -- wenn deine Eitelkeit
sie begehrt " --

»Was iſt das? Ey, ey! Selim! ſteht es
ſo um deine Liebe? —

Doch nein! Seht! dort war ein Roſen-
ſtrauch, von Zoraïden gepflanzt. Noch
geſtern bluͤhten zwey der ſchoͤnſten Roſen
darauf; aber heute — — »Ach heute —
ſagte Zoraïde — ſind ſie alle verwelkt!« —

Schmerz, iſt Schmerz! mag er durch
zwey verwelkte Roſen; oder durch eben ſo
viele verlohrne Koͤnigreiche hervorgebracht
werden. Jn Zoraïdens Naͤhe gab es keine
groͤßern Leiden. Selim empfand dieſe ſo
lebhaft wie ſie ſelbſt, und der Roſenſtrauch
entfaltete ploͤtzlich eine Menge bluͤhender
Knospen.

»Nun? — dachte Selim — liebte ich
vorhin nicht eben ſo ſehr wie jetzt? — Wo
blieb aber die Wolke? —

»Da wo ſie immer bleiben wird; —
fluͤſterte Melinette — wenn deine Eitelkeit
ſie begehrt « —

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[18/0022] »Was iſt das? Ey, ey! Selim! ſteht es ſo um deine Liebe? — Doch nein! Seht! dort war ein Roſen- ſtrauch, von Zoraïden gepflanzt. Noch geſtern bluͤhten zwey der ſchoͤnſten Roſen darauf; aber heute — — »Ach heute — ſagte Zoraïde — ſind ſie alle verwelkt!« — Schmerz, iſt Schmerz! mag er durch zwey verwelkte Roſen; oder durch eben ſo viele verlohrne Koͤnigreiche hervorgebracht werden. Jn Zoraïdens Naͤhe gab es keine groͤßern Leiden. Selim empfand dieſe ſo lebhaft wie ſie ſelbſt, und der Roſenſtrauch entfaltete ploͤtzlich eine Menge bluͤhender Knospen. »Nun? — dachte Selim — liebte ich vorhin nicht eben ſo ſehr wie jetzt? — Wo blieb aber die Wolke? — »Da wo ſie immer bleiben wird; — fluͤſterte Melinette — wenn deine Eitelkeit ſie begehrt « —

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/22>, abgerufen am 23.11.2024.