Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

"Aber meine gütige Mutter! -- antwor-
tete er -- Jch mögte so vieles thun; woher
nehme ich aber die Macht dazu? --

"Sey ruhig! Wenn du aus wahrer
Liebe es zu thun wünschest; so wird es dir
gelingen. Du weißt ich halte was ich ver-
spreche. -- Leb wohl, und vergiß nicht die
Bedingung!" --

"Die Bedingung! rief Selim -- O Gott!
jetzt bin ich allmächtig! --

Der gute Selim! Es wird sich ja zei-
gen! --

So bald sie kommt -- rief er -- soll
eine Wolke sich niederlassen, damit ihr Fuß
die Erde nicht berühre! Ein Chor Genien
soll sie umschweben, und die köstlichsten
Wohlgerüche sollen zu ihr aufsteigen! Dann
werde ich . . .

Sie kam und nichts von dem Allen ge-
schah.

Mährchen. B

»Aber meine guͤtige Mutter! — antwor-
tete er — Jch moͤgte ſo vieles thun; woher
nehme ich aber die Macht dazu? —

»Sey ruhig! Wenn du aus wahrer
Liebe es zu thun wuͤnſcheſt; ſo wird es dir
gelingen. Du weißt ich halte was ich ver-
ſpreche. — Leb wohl, und vergiß nicht die
Bedingung!« —

»Die Bedingung! rief Selim — O Gott!
jetzt bin ich allmaͤchtig! —

Der gute Selim! Es wird ſich ja zei-
gen! —

So bald ſie kommt — rief er — ſoll
eine Wolke ſich niederlaſſen, damit ihr Fuß
die Erde nicht beruͤhre! Ein Chor Genien
ſoll ſie umſchweben, und die koͤſtlichſten
Wohlgeruͤche ſollen zu ihr aufſteigen! Dann
werde ich . . .

Sie kam und nichts von dem Allen ge-
ſchah.

Maͤhrchen. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0021" n="17"/>
        <p>»Aber meine gu&#x0364;tige Mutter! &#x2014; antwor-<lb/>
tete er &#x2014; Jch mo&#x0364;gte &#x017F;o vieles thun; woher<lb/>
nehme ich aber die Macht dazu? &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Sey ruhig! Wenn du aus <hi rendition="#g">wahrer</hi><lb/>
Liebe es zu thun wu&#x0364;n&#x017F;che&#x017F;t; &#x017F;o wird es dir<lb/>
gelingen. Du weißt ich halte was ich ver-<lb/>
&#x017F;preche. &#x2014; Leb wohl, und vergiß nicht die<lb/><hi rendition="#g">Bedingung</hi>&#x2014;</p><lb/>
        <p>»Die Bedingung! rief Selim &#x2014; O Gott!<lb/>
jetzt bin ich allma&#x0364;chtig! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der gute Selim! Es wird &#x017F;ich ja zei-<lb/>
gen! &#x2014;</p><lb/>
        <p>So bald &#x017F;ie kommt &#x2014; rief er &#x2014; &#x017F;oll<lb/>
eine Wolke &#x017F;ich niederla&#x017F;&#x017F;en, damit ihr Fuß<lb/>
die Erde nicht beru&#x0364;hre! Ein Chor Genien<lb/>
&#x017F;oll &#x017F;ie um&#x017F;chweben, und die ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ten<lb/>
Wohlgeru&#x0364;che &#x017F;ollen zu ihr auf&#x017F;teigen! Dann<lb/>
werde ich . . .</p><lb/>
        <p>Sie kam und nichts von dem Allen ge-<lb/>
&#x017F;chah.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Ma&#x0364;hrchen. B</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0021] »Aber meine guͤtige Mutter! — antwor- tete er — Jch moͤgte ſo vieles thun; woher nehme ich aber die Macht dazu? — »Sey ruhig! Wenn du aus wahrer Liebe es zu thun wuͤnſcheſt; ſo wird es dir gelingen. Du weißt ich halte was ich ver- ſpreche. — Leb wohl, und vergiß nicht die Bedingung!« — »Die Bedingung! rief Selim — O Gott! jetzt bin ich allmaͤchtig! — Der gute Selim! Es wird ſich ja zei- gen! — So bald ſie kommt — rief er — ſoll eine Wolke ſich niederlaſſen, damit ihr Fuß die Erde nicht beruͤhre! Ein Chor Genien ſoll ſie umſchweben, und die koͤſtlichſten Wohlgeruͤche ſollen zu ihr aufſteigen! Dann werde ich . . . Sie kam und nichts von dem Allen ge- ſchah. Maͤhrchen. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/21
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/21>, abgerufen am 23.11.2024.